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# taz.de -- J. K. Rowlings „Phantastische Tierwesen“: „Quidditch“ kling…
> Nach Jahren spielt wieder ein Film in der Magierwelt. Die Generation
> „Harry Potter“ ist aber längst erwachsen geworden. Ist sie zu alt für
> Hogwarts?
Bild: Sieht aus wie ein Maulwurf, ist aber ein magisches Wesen, und klaut gern
„Harry Potter“ war das Pausenhof-Thema meiner Generation. Wir warteten
ungeduldig auf das nächste Buch. Für viele war es das erste, das sie auf
Englisch lasen. Diskussionen über unseren Patronus waren, das dachten wir
jedenfalls, fast philosophisch. Hermine ließ uns Streber endlich cool
aussehen. Jelly Bellys schmeckten nach Popel. Und was gab es auch sonst?
MTV verwandelte sich in einen Klingeltonkanal und Smartphones waren noch
nicht erfunden. Wir lasen wieder dicke Bücher.
Das ist nun über zehn Jahre her. J. K. Rowling schreibt mittlerweile
Erwachsenenromane. Die sieben Harry-Potter-Bücher verstauben im Keller. Auf
ProSieben liefen die Filme solange, bis sie niemand mehr sehen mochte.
Wörter wie „Quidditch“ oder „Hufflepuff“ klingen irgendwie albern. Die
Generation „Harry Potter“ ist erwachsen geworden. Die magische Welt rund um
die Winkelgasse hat sie längst verlassen – oder?
Mit dem Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ erscheint
jetzt ein Spin-off der Harry-Potter-Reihe – basierend auf einem
gleichnamigen Schullexikon des Hogwartsschülers. Hier werden die Eigenarten
von 75 magischen Geschöpfen beschrieben: stolze Hippogreife und summende
Knuddelmuffs. Geschrieben hat das Buch der Magiezoologe Newt Scamander –
Rowlings heimliche Lieblingsfigur. Nun schrieb sie ihm ein Drehbuch.
In „Phantastische Tierwesen“ reisen wir mit Newt zur magischen Community
des New Yorks der 20er Jahre. Bei sich trägt er einen magischen Koffer
voller Kreaturen, so bodenlos groß, er würde das Berliner Wohnraumproblem
sofort lösen.
## Zauberer folgen strengen Gesetzen
Es geht also um eine ganz andere Geschichte. Und doch erklingt schon zu
Beginn des Films das alte Harry-Potter-Sound-Theme. Auch sieht alles aus
wie in den früheren Filmen, weil sich die Zauberwelt bis in die nuller
Jahre keinen modischen und technischen Trends beugte. Fans sehen, was sie
erwarten: mies gelaunte Hauselfen, durch die Luft schwebende Teller, jemand
ruft „Accio Zauberstab“. Hinzu kommt der so verschroben britisch nuschelnde
Newt, gespielt von Eddie Redmayne, der einem gleich sympathisch ist. Man
fühlt sich kurz wieder wie mit dreizehn.
Doch hinter all den magischen Spielereien gibt es noch mehr. Das war schon
bei Harry Potter so. Spätestens ab dem vierten Band ging es nicht mehr nur
um pubertäre Probleme des Trios, sondern es wurde politisch. „Harry Potter“
war immer auch ein Bildungsroman, zeigte gesellschaftliche Missstände und
gefährliche Entwicklungen – man denke nur an offenen Rassismus gegen
Muggel/Nichtmagier und die Übernahme des Zaubereiministeriums durch
totalitäre Todesser. Fantasy zeigt hier wie von jeher andere Welten, aber
doch immer auch unsere eigene, mit allem, was darin ist.
Diese Doppelbödigkeit gibt es nun auch im neuen Film. Aus Angst vor Krieg
und Verfolgung müssen sich Magier vor der Muggelwelt verstecken. Zauberer
folgen strengen Gesetzen: Im Magie-New-York der 20er dürfen Muggel und
Zauberer keinen Kontakt haben, keine Freunde sein, nicht heiraten. Probleme
macht, was nicht kontrolliert werden kann: etwa die magischen Kreaturen,
die natürlich aus Newts Koffer entwischen. Perfekt animiert laufen und
fliegen sie durch die Stadt.
Zugleich treibt noch etwas anderes sein Unwesen. Eine gewaltige Wolke
schwarzer Materie lässt Häuser explodieren, wirbelt Backsteine durch die
Luft und tötet. Sie kommt immer dann zustande, wenn Menschen ihre Magie
gegen ihren Willen unterdrücken müssen. Schuld an der magischen
Unterdrückung ist wiederum eine rassistische Gruppierung von Muggeln, die
sich „Second Salemers“ nennt und in populistischen Hassreden gegen Zauberer
und Hexen Stimmung macht. Obendrein ist gerade Wahlkampf im Land. Was das
mit unserer Wirklichkeit zu tun hat, muss wohl nicht genauer erklärt
werden. Es wird düster – Rowlings Film ist erneut eine Mischung aus ein
wenig Kitsch und viel Gewalt.
Wir kehren also wieder in diese Welt zurück – vier weitere Filme sollen
folgen. Zudem: Die meisten Endzwanziger werden die Potter-Bücher wohl bald
schon ihren Kindern vorlesen. Die Bände werden heute vielfach auf Latein
und in Altgriechisch im Schulunterricht verwendet. Quidditch wird im
Unisport angeboten. Menschen schreiben Doktorarbeiten darüber. Sogar der
damals ausgelöste Fantasy-Buch-Boom hält noch an. Auch wenn blasse Vampire
nie so erfolgreich wurden.
16 Nov 2016
## AUTOREN
Christine Stöckel
## TAGS
Joanne K. Rowling
Harry Potter
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