# taz.de -- Terrorbekämpfung in Deutschland: Fünf IS-Verdächtige festgenommen | |
> Nach monatelangen Ermittlungen schlägt die Polizei zu. In NRW und | |
> Niedersachsen nehmen die Behörden mehrere mutmaßliche IS-Unterstützer | |
> fest. | |
Bild: PolizistInnen bei der Durchsuchung einer Wohnung in Hildesheim | |
Berlin dpa | Der Bundesanwaltschaft ist ein Schlag gegen die | |
Islamisten-Szene in Deutschland gelungen. Nach monatelangen Ermittlungen | |
wurden in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen am frühen Dienstagmorgen | |
fünf IS-Verdächtige verhaftet. Darüber hatten zuerst NDR, WDR und | |
Süddeutsche Zeitung berichtet. | |
Den Männern mit Migrationshintergrund werde die Unterstützung einer | |
terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Unter ihnen befinde sich ein | |
32-jähriger Iraker, in der Szene bekannt als „Abu Walaa“. Er werde von den | |
Behörden seit Jahren als zentrale Figur der deutschen Islamisten | |
eingestuft. Die Beschuldigten seien auf dem Weg nach Karlsruhe, teilte die | |
Bundesanwaltschaft mit. | |
Der Iraker und vier weitere Männer seien in Niedersachsen und | |
Nordrhein-Westfalen am frühen Morgen verhaftet worden. Wie NDR, WDR und SZ | |
erfuhren, hatte die Aussage eines IS-Rückkehrers maßgeblichen Anteil daran. | |
Dem Schlag gegen die Islamisten seien monatelangen Ermittlungen | |
vorausgegangen. Die Männer stehen demnach im Verdacht, Freiwillige für den | |
„Islamischen Staat“ rekrutiert zu haben. | |
In Hildesheim durchsuchten Polizisten am Morgen eine Wohnung. Außerdem | |
waren die Beamten auch in der Moschee des „Deutschsprachigen Islamkreises | |
Hildesheim“ (DIK) im Einsatz, die bereits Ende Juli durchsucht worden war. | |
Die Beamten beschlagnahmten in einer Wohnung einen Computer. Es handelte | |
sich nach Augenzeugen nicht um SEK-Beamte, sondern um | |
Bereitschaftspolizisten. | |
In den Ruhrgebietsstädten Dortmund und Duisburg nahm die Polizei nach den | |
Medien-Angaben zudem zwei weitere Prediger fest, die ebenfalls Teil des | |
salafistischen Netzwerks um den Iraker sein sollen. Die Männer sollen bei | |
Predigten in Wohnungen für den IS geworben und zur Ausreise in den Dschihad | |
aufgerufen haben. Auch ihnen wird die Unterstützung einer terroristischen | |
Vereinigung zur Last gelegt. | |
## Aussage eines IS-Rückkehrers war ausschlaggebend | |
Bei den Festgenommenen handelt sich laut Bundesanwaltschaft um den | |
32-jährigen irakischen Staatsangehörigen Ahmad Abdulaziz Abdullah A., den | |
50-jährigen türkischen Staatsangehörigen Hasan C., den 36-jährigen | |
deutschen und serbischen Staatsangehörigen Boban S., den 27-jährigen | |
deutschen Staatsangehörigen Mahmoud O. und den 26-jährigen kamerunischen | |
Staatsangehörigen Ahmed F. Y. | |
Die Bundesanwaltschaft habe seit Herbst 2015 gegen den Iraker und | |
mutmaßliche Helfer ermittelt. Sie sollen vor allem in Niedersachsen und | |
Nordrhein-Westfalen junge Muslime für den sogenannten „Heiligen Krieg“, den | |
Dschihad, angeworben und bei der Ausreise logistisch und finanziell | |
unterstützt haben. | |
Erst im August sei es zu Durchsuchungen gekommen. Unter den durchsuchten | |
Objekten sei eine Moschee in der Hildesheimer Nordstadt gewesen, die als | |
bundesweit bedeutender Treffpunkt der salafistischen Szene gilt. | |
Sicherheitsbehörden hätten schon länger beobachtet, dass es im zeitlichen | |
Umfeld zu Islamseminaren des Predigers in der Hildesheimer Moschee zu | |
Ausreisen in Richtung Syrien gekommen war. | |
Wie NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung erfuhren, hatten die Aussagen eines | |
IS-Rückkehrers maßgeblichen Anteil an den aktuellen Festnahmen. Der | |
22-Jährige war nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im IS-Gebiet in Syrien | |
in die Türkei geflohen und hat sich nach eigenen Aussagen von der | |
Terrormiliz losgesagt. | |
Bevor er Ende September nach Deutschland zurückgekehrt sei, habe der Mann | |
NDR, WDR und SZ in der Türkei ein Interview gegeben, in dem er den Iraker | |
„Abu Walaa“ schwer belastet und als „die Nummer 1 des IS in Deutschland“ | |
bezeichnet habe. Die Beschuldigten hätten – soweit sie sich in der | |
Vergangenheit dazu geäußert hätten – eine Verbindung zum Terrorismus | |
verneint. | |
8 Nov 2016 | |
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