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# taz.de -- Wahlkampf in den USA: Republikaner kämpfen um Hispanics
> Die Republikaner wollen auch die Einwanderer aus Lateinamerika für sich
> gewinnen. Doch mit Donald Trump erweist sich das als fast unmöglich.
Bild: In San Antonio sind 39 Prozent der Bevölkerung Hispanics – und viele f…
Hialeah ap | Berta Delgado sieht sich als Republikanerin, und zwar „100 por
ciento“. Ob sie bei der US-Präsidentschaftswahl auch ihre Stimme abgeben
wird, ist allerdings ungewiss. Wahrscheinlich werde sie am Wahltag einfach
zu Hause im Bett bleiben, sagt sie. In ihrem Viertel im Großraum Miami geht
es vielen wie ihr. Ernesto Gil schwärmt zwar von Senator Marco Rubio. Der
sei aber auch der einzige Republikaner, den er in diesem Jahr unterstützen
werde, sagt er.
Gerade in Staaten wie Florida, in denen es keine klaren Mehrheiten gibt,
werben die Wahlkämpfer in diesen Tagen eifrig um Stimmen. Die größte
Herausforderung der Konservativen ist dabei eine sehr ungewöhnliche: der
eigene Kandidat. Etwa 27 Millionen wahlberechtigte Latinos leben in den USA
– in Florida sind es vor allem US-Bürger mit kubanischen Wurzeln. Und
Donald Trump hat diese Menschen in den vergangenen Monaten mehrfach
bitterböse beleidigt.
Unter den Hispanics würden zum Teil selbst eingefleischte Republikaner
lieber Hillary Clinton im Weißen Haus sehen als Trump. Die Demokraten sind
sich dessen bewusst. Im Ringen um die Stimmen der größten Minderheit des
Landes spielen sie die „Trump“-Karte deswegen so oft sie nur können, vor
allem in ihrer Wahlwerbung in spanischsprachigen Medien. Eine Auswertung
der Nachrichtenagentur AP ergab, dass der Name des Republikaners hier in
etwa 70 Prozent aller TV-Spots der Demokraten auftaucht.
„Wenn man die Worte „Donald Trump“ in einen Werbespot einbaut, schadet das
in der Regel den Republikanern“, sagt Juan Cuba, der Vorsitzende der
Demokraten im Bezirk Miami-Dade. Die meisten haben nicht vergessen, was der
Milliardär alles angekündigt und gesagt hat: Dass er als Präsident alle
Einwanderer, die illegal im Land seien, sofort abschieben werde. Oder dass
er entlang der Grenze zu Mexiko eine riesige Mauer bauen lassen werde, um
neue Einwanderer fernzuhalten.
## Republikaner distanziert sich von Trump
Die Strategie der Demokraten zeigt sich im ganzen Land: Im südwestlichen
Staat Nevada, in dem gut ein Viertel der Bevölkerung hispanisch ist, rückt
Catherine Cortez Masto im Rennen um einen Senatsposten ihren
republikanischen Rivalen Joe Heck gezielt in die Nähe des
Präsidentschaftskandidaten – in ihren spanischsprachigen TV-Spots geht es
stets um „Heck y Trump“.
In Florida haben Anhänger der Demokraten dem örtlichen republikanischen
Abgeordneten Carlos Trujillo den Spitznamen „Trumpillo“ verpasst. In einem
von Hispanics geprägten Wahlkreis in Texas hat der Republikaner Will Hurd
vorgebeugt und sich in TV-Spots offen von Trump distanziert.
Nach der Veröffentlichung des Videos, in dem Trump mit sexuellen
Übergriffen auf Frauen prahlt, ging in Nevada auch Heck auf Distanz. Doch
Cortez Masto kritisierte, dass die Verurteilung nicht klar genug gewesen
und vor allem viel zu spät gekommen sei. Warum sei es akzeptabel gewesen,
fragt sie, dass Trump in einer Wahlkampfrede im Juni 2015 Einwanderer aus
Mexiko pauschal als Vergewaltiger und als Kriminelle bezeichnet habe?
Im Jahr 2004 hatten 44 Prozent der Latinos George W. Bush gewählt. Als Mitt
Romney 2012 gegen Barack Obama antrat, stimmten nur noch 27 Prozent für die
Republikaner. „Es steht außer Frage, dass die Republikaner beim Versuch,
eine Bindung zu den Latinos herzustellen, kläglich gescheitert sind“, sagt
Daniel Garza, Leiter der konservativen „Libre Initiative“, die von den
Milliardären Charles und David Koch finanziert wird. Indirekt räumt Garza
ein, dass dies auch mit Trump zu tun habe: „Persönlichkeiten spielen eine
wichtige Rolle. Es ist schwierig.“
## Forbes-Liste hält sich zurück
Die Koch-Brüder, die nach der Forbes-Liste beide zu den zehn reichsten
Menschen der Welt zählen, sind eigentlich dafür bekannt, sich zugunsten der
Republikaner massiv in die Politik einzumischen. Im laufenden Wahlkampf
aber haben weder die „Libre Initiative“ noch andere der von den zwei
Unternehmern gesteuerten Interessensgruppen, wie etwa „Americans for
Prosperity“, eine offizielle Empfehlung für einen der Kandidaten
ausgesprochen.
Mit insgesamt 165 Angestellten ist das Netzwerk der politischen
Organisationen der Koch-Brüder in Florida so stark wie nirgendwo sonst in
den USA. Als örtlicher Vertreter von „Americans for Prosperity“ geht Jairo
Rivera im Großraum Miami von Tür zu Tür. Er sucht in der Vorstadt Hialeah
das Gespräch mit Latinos, die als Anhänger der Republikaner bekannt sind.
Bei seinen Runden durch die Viertel hat Rivera derzeit große Mühen. Er will
die konservativ eingestellten Hispanics dazu bewegen, trotz allem ihre
Stimme abzugeben – und zwar nicht für die Demokraten. Doch die Mehrheit von
ihnen macht auch in Anwesenheit eines AP-Reporters keinen Hehl aus ihrer
Ablehnung gegenüber Trump. Auch nicht Ernesto Gil: Der will bei der
Senatswahl für den Republikaner Rubio stimmen, bei der Präsidentschaftswahl
aber für Clinton. Der Teufel, den man kenne, sagt er, sei besser als der
Teufel, den man nicht kenne.
27 Oct 2016
## AUTOREN
Julie Bykowicz
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