# taz.de -- Serienkolumne Die Couchreporter: Make America bueno again | |
> „Will and Grace“-Revival: Die Serienstars aus den Neunzigern machen | |
> Wahlkampf für Hillary Clinton. Eine Neuauflage gibt es aber nicht. | |
Bild: Wissen, wen sie wählen: Debra Messing und Eric McCormack alias „Will a… | |
Ganze 48 Stunden lang schien es in der vergangenen Woche so, als würde die | |
Homositcom „Will und Grace“ zehn Jahre nach Serienende wieder aufgelegt. | |
Aber es war nur ein Werbegag – zum Glück. | |
Kurz zur Erinnerung: „Will and Grace“, das war von 1998 bis 2006 eine der | |
erfolgreichsten US-Serien überhaupt. Ausgezeichnet mit 18 Emmys, dazu | |
48-mal nominiert. Die erste Serie, in der schwule Männer nicht den | |
lächerlichen Sidekick spielten, sondern die charakterlich auserzählten | |
Hauptrollen übernahmen. | |
In Deutschland war die Show nicht so erfolgreich wie in den USA. Aber dort | |
wird sie in einem Atemzug mit „Friends“ und „Sex and the City“ genannt. | |
Wenig erstaunlich also, dass es am vergangenen Montag in den US-Medien | |
rumorte, als die Schauspielerin [1][Debra Messing alias Grace auf | |
Instagram] schrieb: „Ich fühle, dass morgen etwas GROSSES passieren wird.“ | |
Dazu ein Bild, aufgenommen auf dem alten Set mit ihren drei KollegInnen | |
Eric McCormack (Will), Megan Mullally (Karen) und Sean Hayes (Jack). Auch | |
ein Drehbuch war auf den Fotos zu sehen. | |
## Comeback der Serie | |
Klatschwebseiten riefen daraufhin das Comeback der Serie aus. Doch nach | |
zwei Tagen voller Debatten, ob eine neunte Staffel überhaupt von den Fans | |
gewollt sei, kam die Aufklärung. „Will and Grace“ kam nur kurz zurück, | |
[2][um einen Wahlspot pro Hillary Clinton zu drehen.] | |
Der zehnminütige Clip spielt in der New Yorker Wohngemeinschaft des | |
schwulen Rechtsanwalts Will und seiner besten Freundin, der heterosexuellen | |
Innenarchitektin Grace. Beide versuchen mit altbekanntem, bissigem Humor | |
ihre beiden Freunde und Trump-Sympathisanten Jack und Karen von der | |
Demokratin zu überzeugen. | |
Die Millionärsgattin Karen, selbst im Kreis des superreichen Trump | |
unterwegs, lässt sich nicht abbringen: „Make America bueno again“. Aber der | |
überschwule Jack ist sofort überzeugt, als er hört, dass Katy Perry | |
ebenfalls für Clinton ist. | |
Zehn Jahre ist es nun her, dass die letzte Folge ausgestrahlt wurde. NBC | |
erschuf mit dieser seichten Erzählung eine Serie, die zur besten Sendezeit | |
mit 194 Folgen in acht Staffeln einem Millionenpublikum auf der ganzen Welt | |
mitteilte, dass es okay ist, gay zu sein. | |
## Kritik aus der schwulen Linken | |
„Ich glaube, nichts hat mehr zur Akzeptanz von Schwulen und Lesben in den | |
USA beigetragen als ‚Will and Grace‘“, sagte US-Vizepräsident Joe Biden | |
deshalb auch im vergangen Jahr. | |
Trotz des Riesenerfolgs hagelte es Kritik aus der schwulen Linken. Die | |
Charaktere seien viel zu wohlhabend, klagte man, viel zu weiß, viel zu | |
stereotyp, und natürlich: Es gebe viel zu viele Witze auf Kosten der Homos. | |
Dabei verkannten die Kritiker, dass man nicht alles auf einmal retten kann. | |
„Will and Grace“ holte Homosexuelle aus der Nische, machte ihr Dasein im | |
Mainstream akzeptabel. Das funktionierte eben nur, weil man das progressive | |
Element nicht überdrehte. Selbstironie über als schwul abgestempelte | |
Attitüden, gepaart mit durchaus ernsthaft behandelten gesellschaftlichen | |
Problemen, das funktionierte in der Masse – und kam damals zur richtigen | |
Zeit. | |
Dass es nun kein Comeback gibt, ist trotzdem gut. Im Jahr 2016, in dem kaum | |
eine Netflixserie ohne schwule Protagonisten auskommt, braucht es schon | |
etwas mehr als die überdrehte Sitcom, um dem Kampf für mehr Diversität im | |
amerikanischen Serienleben voranzutreiben. „Will and Grace“ bereitete dafür | |
schließlich erst den Weg. | |
5 Oct 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/therealdebramessing/ | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=jzae4DKexko | |
## AUTOREN | |
Timo Lehmann | |
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