# taz.de -- Kolumne Die Couchreporter: Vergesst „Downton Abbey“ | |
> Sie hat uns beigebracht, Fan zu sein: „Gilmore Girls“, die beste Serie | |
> über Familien, seit es Serien gibt, kommt bald zurück – ein Grund zur | |
> Freude. | |
Bild: Bite freundlich lächeln: das Personal der „Gilmore Girls“ im Jahr 20… | |
Wir – also meine beste Freundin, meine Mitbewohnerin, die Teen Vogue und | |
ich – sind ganz aus dem Häuschen. Im Herbst hat Netflix angekündigt: Es | |
gibt eine neue Staffel „Gilmore Girls“. Eine Fortsetzung acht Jahre nach | |
der letzten Staffel. Das ist (und ich übertreibe nicht) ein Riesending! | |
Warum? Das versuche ich schon seit Wochen immer wieder zu erklären. | |
In der Serie geht es um Mütter und Töchter. Mütter und Töchter, die beste | |
Freundinnen sind. Und Mütter und Töchter, die sich einfach nicht verstehen. | |
„Gilmore Girls“, das ist das Beste, was die Nullerjahre hervorgebracht | |
haben, die vielleicht beste Familienserie seit es Serien gibt. Und jetzt | |
kommt mir nicht mit den „Sopranos“, „Downton Abbey“, nicht mit „Modern | |
Family“ oder den „Simpsons“. Zugegeben: Der Vorspann ist grauenhaft, aber | |
davon darf man sich nicht irritieren lassen. Die Serie ist klüger, als sie | |
auf den ersten Blick scheint. „Gilmore Girls“ bringt die drei wichtigsten | |
Zutaten mit, die eine Kultserie braucht: wahnwitzige, liebevoll erzählte | |
Charaktere, hervorragend geschriebene Dialoge und eine fette Portion | |
Popkulturreferenzen. | |
Seit 1. Juli stehen auf Netflix zur Einstimmung auf die Fortsetzung im | |
Herbst alle sieben Staffeln online. Seit Sonntag suche ich mich wieder | |
durch die Serie. Beim Wieder-Wieder-Wiedersehen fällt auf: die fast schon | |
kammerspielartigen Szenen und die vielen David-Bowie-Zitate. „Gilmore | |
Girls“ handelt nämlich auch davon, Bands zu verehren und Bücher zu | |
verschlingen. Nicht unterscheiden zu wollen zwischen U wie Unterhaltung und | |
E wie Ernst. Zwischen Hochkultur und – ja, was eigentlich? Ohne die | |
„Gilmore Girls“ hätte ich mit 15 Jahren nicht „Moby Dick“ gelesen oder | |
Velvet Underground gehört. | |
## Wir, die Millennials | |
Es ging vielen so: Es gibt Bücherclubs, die versuchen, alle 339 in der | |
Serie erwähnten Werke zu lesen. Es gibt zwei US-Amerikaner, die sich in | |
ihrem Podcast „Gilmore Guys“ in mittlerweile über 700 Folgen jeder | |
Anspielung, jedem versteckten Intertext widmen. „Gilmore Girls“ hat uns | |
beigebracht, Fans zu sein. | |
Wir, das sind alle, die zwischen 2004 und 2008 nachmittags aus der Schule | |
gekommen sind und erst mal den Fernseher angemacht haben. Vox hat in dieser | |
Zeit alle sieben Staffeln hoch und runter wiederholt. Wir, das sind diese | |
sogenannten Millennials, die in den Jahren zwischen Spice Girls und Harry | |
Potter kulturell sozialisiert wurden. Genau die, die sich heute von Serien | |
ernähren. | |
Deshalb ist der Deal zwischen „Gilmore Girls“-Erfinderin Amy | |
Sherman-Palladino, Warner Brothers und Netflix auch ein Coup. Wir mussten | |
erst in die Fortsetzung hineinwachsen. Es musste erst Netflix erfunden | |
werden, damit wir jetzt endlich den richtigen, wahren Schluss bekommen, den | |
die Serie verdient hat. Denn die Drehbuchautorin Amy Sherman-Palladino und | |
Warner Brothers gingen nach der sechsten Staffel im Streit auseinander. Die | |
letzte Staffel schrieb ein anderes Autorenteam, Sherman-Palladino hat sie | |
eigenen Angaben nach nicht einmal gesehen. Dabei wusste sie von Anfang an, | |
wie die Serie zu Ende gehen soll. Mit welchen Worten sich die Gilmores von | |
uns verabschieden. Sosehr Fortsetzungen in die Hose gehen können – es wird | |
höchste Zeit für ein Wiedersehen. | |
13 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Amna Franzke | |
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