# taz.de -- Didier Eribon zur Krise der Linken: „Ihr seid nicht das Volk“ | |
> Der französische Soziologe Didier Eribon erzählt in „Rückkehr nach Reims… | |
> von seinem Aufstieg als schwules Kind aus der Arbeiterklasse zum | |
> Intellektuellen. | |
Bild: Demonstration auf dem Place de la République gegen die Regierung Hollan… | |
„Rückkehr nach Reims“ ist in Deutschland das intellektuelle Buch der | |
Saison, Didier Eribon sein Autor, kommt aus einer Arbeiterfamilie, | |
aufgewachsen ohne kulturelles Kapital. „Unser“ Reims waren die | |
Arbeiterstadtteile Schanzenviertel und Veddel in Hamburg, wir kennen die | |
Lebensverhältnisse, die Eribon beschreibt, nicht nur verstörend anschauend | |
von außen. Insofern musste uns dieser Franzose interessieren. Wir trafen | |
ihn an einem Sommertag in Paris in einem sehr bürgerlichen Viertel am | |
Jardin du Luxembourg, in einem Café an der Ecke Boulevard du | |
Montparnasse/Boulevard Saint-Michel. | |
taz.am wochenende: Monsieur Eribon, in Ihrem Buch „Rückkehr nach Reims“ | |
haben wir auch gelesen, dass Sie nie geraucht haben. | |
Didier Eribon: Ich habe es versucht, aber es hat mir in den Augen gebrannt. | |
Also habe ich mit dem Rauchen sofort wieder aufgehört. | |
Ist Rauchen in Frankreich ein Kennzeichen für „Unterschichtsstrukturen“? | |
Ja und nein. Hier rauchen viele Leute, und es ist kein Kennzeichen für die | |
Arbeiterklasse. | |
Aber in Ihrer Familie rauchten alle, Ihr Großvater, Ihr Vater, Ihre Onkel | |
und Ihr Bruder, oder? | |
Ja. In den Fünfzigern und Sechzigern haben Menschen in der Arbeiterklasse | |
meist viel geraucht. Aber in der Mittelklasse, der Bourgeoisie, auch. | |
Menschen in Frankreich rauchen viel. Jetzt ist es aber in Restaurants oder | |
Cafés nicht mehr erlaubt zu rauchen. Wie ist das in Deutschland? | |
Auf keinen Fall in Restaurants, aber manche Bars haben einen | |
Raucherbereich. Wollen wir über „Rückkehr nach Reims“ sprechen? | |
Natürlich. | |
In Deutschland gibt es eine große Begeisterung für Ihr Buch. Sie schreiben | |
über Ihren persönlichen Werdegang – ein Kind einer Arbeiterfamilie, das | |
aufgestiegen ist zu einem der wichtigsten Intellektuellen in Frankreich. | |
Ist es ein Buch in der Tradition des Soziologen Pierre Bourdieu? | |
Ja. Aber es gibt viele Unterschiede zwischen Bourdieu und mir. Er war | |
heterosexuell, und ich bin es nicht. Das ist ein großer Unterschied. Ein | |
großer Teil der Energie, die ich darauf verwendete, mir mein Leben | |
aufzubauen und mein Schreiben zu entwickeln, wurde dadurch gestützt, dass | |
ich schwul war und dass ich der Homophobie entkommen musste, von der ich | |
mich umgeben fühlte im Arbeitermilieu, in dem ich als Kind und Teenager | |
aufgewachsen bin. Deswegen habe ich hauptsächlich über schwule Themen | |
geschrieben. | |
Warum war es für Sie wichtig, dieses Buch über Ihre Geschichte und gerade | |
auch über Ihre Familie zu schreiben? | |
Ich habe mich schon immer für die Geschichten der sozialen Klassen und | |
sozialen Unterschiede in der Gesellschaft und das Reproduzieren sozialer | |
Klassen interessiert. Zum Beispiel durch das Schulsystem. Aber wenn ich | |
geschrieben habe, tat ich dies aufgrund meiner persönlichen Erfahrung vor | |
allem über sexuelle, kulturelle und politische Themen. „Réflexions sur la | |
question gay“… | |
… Ihr erstes autobiografisches Buch aus dem Jahr 1999 … | |
… war ein historisches, theoretisches und literarisches Buch, aber es war | |
an meine eigene Biografie und mein eigenes Leben gekoppelt. Es ist eine Art | |
Autobiografie, umgewandelt in ein historisches, theoretisches und | |
politisches Buch. Aber ein Teil der Autobiografie fehlte. Ich habe in | |
meinem Buch oder in Interviews nie erwähnt, dass ich aus einer Familie der | |
Arbeiterklasse komme. | |
Warum nicht? | |
Die Antwort wäre zu lang für ein Interview in einer Zeitung. Was ich Ihnen | |
sagen kann, ist, dass ich mich nie getraut habe, über diesen wichtigen Teil | |
meiner Vergangenheit zu sprechen. Als mein Vater 2006 starb, war ich auf | |
einmal in einer Art Verwirrung. Ich hatte ihn seit vielen Jahren nicht | |
gesehen. Er war schrecklich krank. Ich habe nicht versucht, ihn ein letztes | |
Mal zu sehen. Als er starb, war ich aber plötzlich gezwungen, darüber zu | |
nachzudenken: Warum hatte ich mich so sehr von meiner Familie distanziert? | |
Weil ich die unerträgliche Homophobie meines Vaters, meines Milieus gespürt | |
habe? Oder lag es nicht auch daran, dass ich, wollte ich mich neu erfinden, | |
diesen ganzen Teil meines Lebens, meiner Vergangenheit, meiner Jugend – | |
eben Sohn einer Familie aus der unteren Arbeiterklasse zu sein – beiseite | |
schieben musste. | |
Mit welchen Konsequenzen? | |
In meinem Schreiben, meinem Geist, meinem Kopf musste ich das beiseite | |
schieben. Aber all das sprang mich wieder an. Dies ist meine Vergangenheit, | |
meine Familie. Mein Vater starb, und ich habe nicht versucht, ihn zu sehen. | |
Und warum? Also habe ich angefangen, das Buch zu schreiben, was sehr | |
schwierig war. Nach zwei oder drei Monaten beschloss ich aufzuhören. Ich | |
habe die Dateien auf meinem Computer geschlossen. Ich vergaß sie. | |
Stattdessen schrieb ich ein anderes Buch über die politische Situation in | |
Frankreich und die Definition der Linken. Ich begann, über die sehr starke | |
Verschiebung der französischen politischen Landschaft von links nach rechts | |
nachzudenken. Viel später habe ich die Dateien wieder geöffnet. Ich habe | |
sie für einen Vortrag verwendet, den ich in Yale hielt, was sehr gut lief. | |
Dieser Vortrag hat die Notwendigkeit wiederbelebt, dieses Buch zu | |
schreiben. | |
Manche Leute sehen es als einen Roman. | |
Warum nicht? Es ist ein nonfiktionaler Roman. Als das Buch veröffentlicht | |
wurde, las es meine Mutter und sagte mir, mein Buch sei ein Roman, weil | |
alles falsch sei. Ich sagte zu ihr: „Nein. Ich finde, alles ist wahr.“ Und | |
sie erwiderte: „Vielleicht. Aber du hättest das nicht jedem erzählen | |
sollen.“ Natürlich war es die Wahrheit, aber für sie gab es keine | |
Notwendigkeit, sie den Leuten zu erzählen. Für mich ist es ein | |
theoretisches Buch darüber, wie Gesellschaften, soziale Klassen, | |
Sexualität, Geschlecht, Politik und die Formierung der sozialen Subjekte, | |
die wir alle sind, funktionieren. | |
Hat die schwule Welt Ihnen geholfen, Ihre Klasse zu verlassen? | |
Ja, weil ich Leute an Cruising-Orten traf, als ich 18, 19, 20 Jahre alt | |
war. Ich habe Leute aus verschiedenen Milieus getroffen. In Paris zum | |
Beispiel traf ich in einem Park einen Mann, als ich gerade dorthin gezogen | |
war. Ich hatte eine kurze Affäre mit ihm. Er stammte aus einem sehr | |
bürgerlichen Milieu. Die Leute, die er kannte, waren Architekten, Anwälte, | |
Journalisten. Einmal organisierte er ein Abendessen und die Partnerin eines | |
seiner Freunde war Journalistin bei Libération. Da lernte ich sie kennen. | |
„Ah, du studierst Philosophie, du solltest Artikel für die Libération | |
schreiben.“ So habe ich angefangen. Und mein Leben änderte sich. | |
Ist die queere Welt eine gewinnende Welt? | |
Diese Frage würde ich gern mit Ja beantworten. Aber leider bin ich nicht | |
ganz sicher. Queere Leute haben sich kollektiv eine Welt geschaffen, in der | |
sie atmen können. Sie haben Rechte gewonnen, nicht nur das Recht zu | |
heiraten in einigen Ländern, sondern auch das Recht, zu sein, was sie sein | |
möchten, und auf der Straße herumzulaufen, ohne angegriffen zu werden. Was | |
natürlich doch noch passiert, das kenne ich sehr gut, und diese traurige | |
Realität sollten wir nicht unterschätzen. | |
In Ihrem Buch schreiben Sie, dass es in Ihrer Familie völlig normal war, | |
die Kommunistische Partei zu wählen. Und jetzt wählen einige Ihrer | |
Familienmitglieder den Front National. | |
Ja. Wegen des Zusammenbruchs der Kommunistischen Partei und der Veränderung | |
der Sozialistischen Partei in eine Partei, deren Spitze keinen Bezug mehr | |
zur Arbeiterklasse hat. Das sind alles bürgerliche Technokraten. | |
Die sozialen Grundlagen der Arbeiterklasse sind nicht mehr Teil unserer | |
Realität, oder? | |
Aber diese Fabriken existieren noch. Und es gibt Menschen, die dort | |
arbeiten. Und wenn Leute nicht mehr in diesen Fabriken arbeiten, liegt das | |
daran, dass sie gar keine Arbeit mehr haben. Das heißt also nicht, dass sie | |
frei sind und Zugang zu besseren Jobs haben. Es heißt, dass sie gar keinen | |
Zugang mehr zu irgendwelchen Jobs haben. Im Norden Frankreichs, in Amiens, | |
wo ich unterrichte, können Sie sehr genau sehen, dass es eine | |
Arbeiterklasse gibt. Arbeitslose Menschen, die prekäre Leben führen und | |
nicht genug zu essen haben. Und wenn niemand sich für sie interessiert, | |
wenn die linken Parteien sie ignorieren, wählen sie den Front National. Das | |
ist schrecklich, aber was können sie tun, um gehört zu werden? | |
Was können wir tun? | |
Als Erstes muss die Linke aufhören, soziale Forderungen wie ordentliche | |
Gehälter, gute Wohnungen, anständige Arbeitsbedingungen, Pensionen, | |
Sozialversicherung und ein anständiges Gesundheitssystem zu ignorieren. Wir | |
müssen gegen die Zerstörung des Wohlfahrtsstaates in Europa kämpfen. Also | |
müssen wir soziale Bewegungen unterstützen und Teil davon sein. Aber auch | |
Bücher schreiben. Teil sein von einer politischen und kulturellen Bewegung. | |
Bewegungen und Bücher können verändern, was selbstverständlich erscheint in | |
einer Gesellschaft. Man muss das durch Romane, Filme, Theaterstücke zeigen | |
und man kann zeigen, dass es andere Geschichten und Realitäten gibt. | |
Was denken Sie über die Bewegung „Nuit debout“, bei der sich im Frühjahr | |
2016 Hunderte auf der Place de la République versammelten, um gegen die | |
Regierung Hollande zu demonstrieren? | |
Sie kamen zusammen, um zu sagen: „Wir wollen eine andere Welt.“ Das war | |
wichtig, um zu zeigen, dass wir nicht wollen, dass es so weitergeht wie | |
bisher. Aber als sie sagten „Wir sind das Volk“, sagte ich zu ihnen: Nein, | |
seid ihr nicht. Tut mir leid, die Leute hassen euch und sie wählen den | |
Front National, weil sie euch hassen und das, was ihr repräsentiert. Und | |
deshalb seid ihr nicht das Volk, das Volk ist zum Beispiel im Norden, sie | |
sind arbeitslos, ohne jeglichen Abschluss. Ohne jegliche Hoffnung. Ihr seid | |
Doktoranden oder habilitierte Dozenten in Universitäten, ihr seid Künstler, | |
Schauspieler. Ihr habt manchmal keine Arbeit, ihr seid prekäre | |
Mittelklasse, aber gebildete prekäre Leute der Mittelklasse. Ihr könnt | |
nicht beanspruchen, dass ihr das Volk seid. Ich habe Nuit debout | |
unterstützt, klar. Aber es ist eine Bewegung, die sich einer kompletten | |
Illusion über sich selbst hingab. Es war eine Art Selbstbetrug. | |
Wo stehen Sie dann? | |
Auf der Seite der Menschen der Arbeiterklasse, wenn sie wirtschaftlicher | |
und sozialer Gewalt ausgesetzt sind. Wenn sie ihre Jobs verlieren, wenn | |
arbeitslosen Menschen ein monatliches Einkommen entzogen wird. Aber auch | |
auf der Seite der Doktoranden, die Schwierigkeiten haben, in einem fragilen | |
akademischen System Jobs zu finden. Und auf der Seite der Migranten. Ein | |
linker Intellektueller muss versuchen, all diese Realitäten in Betracht zu | |
ziehen. | |
Warum wählen so viele Leute nun Front National? | |
Rechtsextreme Parteien zu wählen, ist sicher auch eine Reaktion gegen die | |
Immigration. Das ist offensichtlich in Deutschland, in Großbritannien, in | |
Frankreich. Und es ist die Aufgabe der linken Parteien, diese Themen | |
anzugehen. Einen linken Diskurs wiedererfinden, der Flüchtlinge und | |
Migranten willkommen heißt. Versuchen, ihnen Unterkunft und Arbeit zu | |
geben. Sie sind hier, also ist es linke Auffassung, ihnen zu helfen, für | |
sie da zu sein. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber das ist es, was | |
wir tun müssen. | |
Aber Ihre Eltern haben den Front National gewählt. | |
Sie waren keine Mitglieder, aber Anhänger der Kommunistischen Partei. | |
Gleichzeitig waren sie rassistisch und ihre Alltagsgespräche getränkt von | |
ihrer Feindseligkeit gegenüber Immigranten. Aber sie haben weiterhin die | |
linke Partei gewählt, weil dieser Rassismus nicht das Hauptthema für ihre | |
politischen Entscheidungen, auch nicht für ihre Wahlentscheidung war. Sie | |
haben die Kommunisten gewählt, weil sie dachten, die würden sie politisch | |
repräsentieren. Heute ist das völlig anders. Die linken Parteien beziehen | |
sie nicht ein in ihre Wahrnehmung, in die Diskurse, in ihre Politik. Wenn | |
Sie sich die sozialistische Regierung ansehen, sehen sie eine Ansammlung | |
von Menschen aus der Bourgeoisie. Wer sind die Mitglieder des Parlaments | |
für die linken Parteien, außer den wenigen, die von der Kommunistischen | |
Partei geblieben sind, von dieser „glorreichen“ Zeit, als meine Familie für | |
sie stimmte? Es gibt nicht so viele, die nicht Anwälte, Ärzte, Akademiker | |
sind. | |
Wir haben gehört, Sie hätten in Großbritannien für den Brexit gestimmt? | |
Ich habe gesagt, ich hätte gern die Möglichkeit gehabt, mit Ja und Nein zu | |
stimmen. Das ist nicht das Europa, das wir wollen. Wir müssen uns dem | |
Europa, wie es aufgebaut wurde, nennen Sie es neoliberal, entgegenstellen. | |
Daher verstehe ich sehr gut, dass Leute, die das Gefühl haben, sie sind von | |
diesem Europa ausgeschlossen, dieses Europa verlassen wollen. Weil sie | |
glauben, dass es ihnen helfen wird, was wahrscheinlich nicht stimmt. | |
Erinnern Sie sich an die 55 Prozent der französischen Wähler, die 2005 zum | |
„Vertrag über eine Verfassung für Europa“ mit Nein gestimmt haben? Ich war | |
einer davon. | |
Der Vertrag von Lissabon | |
Die Franzosen wurden beschuldigt, gegen Europa zu sein, aber ich bin ganz | |
und gar nicht gegen Europa. Ich bin gegen Grenzen, ich bin mehr Europäer | |
als jeder andere. Aber ich wollte dieses Europa nicht, das sie gerade | |
aufbauten. Oder das sie aufbauten, weil wir mit Nein gestimmt hatten und | |
sie gemacht haben, was sie wollten, ohne uns zu fragen. Also ja, ich habe | |
mit Nein gestimmt. Weil ich ein anderes Europa wollte, ein soziales und | |
kulturelles Europa. Und nicht ein Europa, das nur nach den Bedingungen des | |
Neoliberalismus definiert ist. Es ist wichtig, Europa als einen Ausdruck | |
von sozialen Protestbewegungen und als Widerstand gegen die neoliberale | |
Ordnung zu denken. Aber auch als ein kulturelles Europa: Es ist wichtig, | |
die Grenzen zu öffnen, was Kultur angeht, Literatur, Kino. Man kann sagen, | |
dass europäische Kultur nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Wegfall von | |
Grenzen wiederbelebt wurde. In der Literatur gab es neue Verbindungen | |
zwischen verschiedenen Ländern, verschiedene Einflüsse. Ideen, auch | |
Literatur, Kino, Theater, Kunst und so weiter zirkulierten. Das muss die | |
Art sein, wie wir über Europa denken. | |
Brauchen wir eine zentrale europäische Regierung? | |
Was wir brauchen, ist zweifellos mehr Europa. Aber es kommt darauf an, von | |
welchem Europa wir sprechen. Heutzutage müssen wir uns den rechten Parteien | |
und ihren nationalistischen Forderungen entgegenstellen. Welche, | |
merkwürdigerweise, von manchen radikalen linken Parteien geteilt werden, | |
die die Sprache der „Nationen“ sprechen. Wir müssen für ein | |
demokratischeres Europa kämpfen. Wir müssen an Europa glauben und dem | |
Niedergang von Europa widerstehen. Aber das werden wir nicht tun können, | |
ohne die starken Strömungen einer Dekonstruktion zu berücksichtigen, die | |
sich aus dem Widerstand von vielen Leuten, hauptsächlich aus der | |
Arbeiterklasse, gegen dieses Europa speisen. Wir müssen also Europa neu | |
denken. Was ist das Europa, das wir wollen? Und wie erschaffen wir dieses | |
Europa, das wir wollen? | |
Glauben Sie an Europa? | |
Ich glaube daran, dass wir die europäische Idee wiedererfinden und sie | |
verteidigen müssen – gegen all diese schlechten Affekte, die in | |
Deutschland, Ungarn, Österreich, Frankreich verbreitet werden. | |
Queers, Schwule und Lesben, sind die Gewinner*innen der Individualisierung | |
nach den Sechzigern – einige Leute sagen: Für den sozialen Klassen-Kampf | |
sind die Rechte der Queers nicht so wichtig. | |
Na ja, ich denke, die Linke muss lernen, dass der Kampf gegen neoliberale | |
Politik die individuellen Rechte von allen Menschen stärken muss. Das sind | |
kollektive und internationale Rechte, kollektiv und international erkämpft. | |
LGBT-Rechte sind ein wichtiger und legitimer Teil des Kampfes, eine bessere | |
Welt aufzubauen. | |
Übersetzung aus dem Englischen: Marion Bergermann | |
23 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
Rainer Nicolaysen | |
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