# taz.de -- Kommentar Burkini-Urteil in Frankreich: Das Recht, bekleidet zu sein | |
> Es sollte klar sein, dass es nur einen einzigen Menschen gibt, der über | |
> den Nacktheitsgrad einer Frau entscheidet: die Frau selbst. | |
Bild: Am Strand sollte alles erlaubt sein. Sonst natürlich auch | |
Frauen müssen sich den Grad ihrer Nacktheit im öffentlichen Raum nicht | |
vorschreiben lassen, auch nicht an französischen Stränden. Das Oberste | |
Verwaltungsgericht in Paris erklärte das Verbot von sogenannten Burkinis – | |
Ganzkörperbadeanzügen – [1][für rechtswidrig], es verstoße gegen | |
„fundamentale Freiheitsrechte“. | |
Ein lokales Gericht hatte das Verbot zunächst bestätigt. Der Burkini | |
würdige Frauen herab, sei unvereinbar mit ihrem Status in einer | |
demokratischen Gesellschaft. Dass es nicht um die Würde von Frauen geht, | |
zeigt aber allein der Fall aus Nizza, bei dem eine muslimische Frau von | |
vier bewaffneten Polizisten gezwungen wurde, ihr Hemd auszuziehen. | |
Was sagt es über eine Gesellschaft aus, wenn das Recht einer Frau, den | |
Strand zu betreten, von den Quadratzentimetern nackter Haut abhängt, die | |
sie zeigt? Ein Burkini ist keine Burka. Der Burkini ist kein in erster | |
Linie religiöses Kleidungsstück, er soll es Menschen ermöglichen, Sport zu | |
machen, ins Schwimmbad oder an den Strand zu gehen – ohne sich der | |
Öffentlichkeit nahezu nackt präsentieren zu müssen. | |
Es sollte selbstverständlich sein, dass es nur einen einzigen Menschen | |
gibt, der über den Nacktheitsgrad einer Frau entscheidet: die Frau selbst. | |
Sie muss das Recht haben, im knappen Bikini an den Strand zu gehen, ohne, | |
dass das als „Fass meinen Hintern an“ verstanden wird. Genau so muss sie | |
aber auch das Recht haben, ihren Körper vor den Blicken anderer zu | |
verbergen. | |
Frauen sind nicht dazu da, ihren Körper wie ein Spanferkel auf einem | |
Silbertablett zu präsentieren. Es ist nicht ihre Pflicht, ein öffentliches | |
Bedürfnis nach Voyeurismus und entblößtem Fleisch zu befriedigen. Frauen zu | |
zwingen, bestimmte Dinge zu tragen, ist ein Eingriff in ihr Recht auf | |
Selbstbestimmung. Ihnen vorzuschreiben, sich auszuziehen, ist um keinen | |
Deut besser. | |
Das ist es, was nicht mit einer demokratischen Gesellschaft vereinbar ist. | |
Und deswegen hat das französische Gericht die einzig richtige Entscheidung | |
getroffen. | |
26 Aug 2016 | |
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## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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