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# taz.de -- Linke Aktivistin über „Lebensschützer“: „Gefahr für das Le…
> „Lebensschützer“ machen seit Jahren gegen das Recht auf Abtreibung mobil.
> Jetzt gibt es eine Info-Website, die ihre Ästhetik aufgreift, aber über
> ihr Treiben aufklärt.
Bild: Ganz schön viele Bretter vor den Köpfen
taz: Frau Flamingo, am Montag ist die Website Ihrer Initiative,
[1][www.fuer-das-leben.de], ins Netz gegangen. Sie sieht der Website der
sogenannten LebensschützerInnen, die den jährlichen „Marsch für das Leben�…
organisieren, auf den ersten Blick sehr ähnlich. Ist das Absicht?
Beatrice Flamingo*: Wir orientieren uns an Methoden einer
Kommunikationsguerilla. Deswegen greift unsere Seite die Bildsprache und
Symbolik von Websites christlich-fundamentalistischer Gruppen auf.
Was wollen Sie mit ihrer Website erreichen?
Wir hoffen, dass die jeweiligen Websites verwechselt werden. Gleichzeitig
wollen wir über die Suche bestimmter Begriffe gefunden werden. Wer zum
Beispiel Abtreibung, Pränataldiagnostik oder Sterbehhilfe googelt, soll
möglichst schnell auf unserer Seite landen. Wir hören zum Beispiel von
BeraterInnen aus Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, dass Frauen, die
wenig über die sogenannte Lebensschutzbewegung wissen, oft ungewollt auf
deren Seiten landen. Diese Leute wollen wir mit unseren Argumenten
erreichen.
Indem Sie diese Leute, die Informationen suchen, erst mal in die Irre
führen?
Wir sehen es eher andersherum. Die LebensschützerInnen verschleiern, worum
es ihnen tatsächlich geht: Sie wollen vielfältiges Leben nicht zulassen,
sondern diskriminieren. Wir nehmen unsere LeserInnen aber sehr ernst: Wir
möchten ihnen bei ihrer Suche nach Information alternative Möglichkeiten zu
denen der LebensschützerInnen aufzeigen. Wir wollen eine kritische
inhaltliche Auseinandersetzung mit deren Themen, Thesen und Argumenten.
Wen genau soll Ihre Seite erreichen?
Hauptsächlich wollen wir junge Menschen mit christlich-humanistischem
Weltbild ansprechen, die sich mit diesen Themen noch nicht so stark
auseinandergesetzt haben. Studien zufolge gibt es unter Jugendlichen einen
Backlash zu konservativen und vermeintlich humanistischen Positionen, die
bei bestimmten Themen anschlussfähig an die Lebensschutzbewegung sind – zum
Beispiel die, gegen Schwangerschaftsabbruch zu sein. Außerdem geht es uns
um Menschen, die gegen die Bewegung der sogenannten Lebensschützer
argumentieren wollen oder innerhalb der Proteste dagegen aktiv sind:
FeministInnen, BeraterInnen oder PädagogInnen, denen wir
Argumentationshilfen bieten.
Was kann man auf Ihrer Website finden?
Wir haben neun Themen zusammengestellt, die wir als zentral für die
Lebensschutzbewegung ausgemacht haben, darunter Schwangerschaftsabbruch,
Geschlechterrollen, Pränataldiagnostik, Sexualität und Sterbehilfe. Wir
beschreiben die Positionen der LebensschützerInnen, zeigen, wie gefährlich
deren Weltbild ist, und stellen ihnen Argumente entgegen, um einen Gegenpol
zu schaffen. Und wir bieten Hintergründe zur Lebensschutzbewegung und deren
AkteurInnen.
Was kritisieren Sie konkret?
Die LebensschützerInnen begründen ihre Positionen aus der Logik einer
göttlichen Schöpfung heraus: Menschen hätten bestimmte Entscheidungen nicht
zu treffen, weil es ihnen nicht zustünde. Es sind AbtreibungsgegnerInnen,
die bewusst das Leben von Schwangeren aufs Spiel setzen.
Wie argumentieren die „Lebensschützer“?
Sterbehilfe wird mit Euthanasie gleichgesetzt, wodurch der
Nationalsozialismus verharmlost wird. Das Familienbild gibt
Regenbogenfamilien keinen Platz, homosexuelles und queeres Begehren darf
nicht sein. Auch Behinderte werden für die Zwecke der LebensschützerInnen
instrumentalisiert: Die Lebensbedingungen nach der Geburt interessieren sie
überhaupt nicht. Sie tun so, als schützten sie Leben, meinen aber nur
wenige, extrem konservative Lebensformen.
8 Sep 2016
## LINKS
[1] https://www.fuer-das-leben.de/
## AUTOREN
Patricia Hecht
## TAGS
Lebensschützer
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