# taz.de -- Kommentar Terroranschlag in Kabul: Ausweitung der IS-Kampfzone | |
> Der IS-Anschlag auf die Friedensdemo in Kabul mit mindestens 80 Toten | |
> hatte militärisch keinen Sinn. Ziel war eine schiitische Minderheit. | |
Bild: Der IS versucht zu eskalieren: Dutzende sind tot, die Hinterbliebenen tra… | |
Es gibt kaum Zweifel daran, dass der [1][schwere Anschlag am Sonnabend in | |
Kabul] vom örtlichen Ableger des Islamischen Staates (IS) durchgeführt | |
worden ist. Die [2][Handschrift des Anschlags spricht eindeutig dafür]: Es | |
ist ein skrupelloser Akt ohne jeglichen militärischen Sinn: gegen den | |
friedlichen, von Zivilisten getragenen Protest der schiitischen | |
Hazara-Minderheit und gegen die schiitische Minderheit insgesamt | |
gerichtet, die vom IS und seinen Geistesgenossen nicht als „richtige“ | |
Muslime angesehen werden. | |
Vermutlich hätten wir ohne den Anschlag von der Kabuler Demonstration | |
hierzulande kaum etwas gehört – obwohl die sozialen Probleme, um die es | |
dabei geht, für viele Afghanen wichtiger sind als der ganze Krieg. Und | |
obwohl die Protestbewegung größer war als vieles, was Occupy oder Nuit | |
debout in Europa je auf die Beine gestellt haben. | |
In Kabul wiederholt sich ein Muster, das man bereits aus Syrien und Irak | |
kennt. Ziel dieser sogenannten Takfiristen ist es, in ihrem weltweiten | |
Dschihad gegen alle „Ungläubigen“ auch den Konflikt mit den Schiiten auf | |
weitere Länder auszuweiten. In Afghanistan war ihnen das bisher nicht | |
gelungen, und es wird den afghanischen Hazara-Führern einiges an | |
Geistesgegenwart abverlangen, jetzt nicht wie Präsident Aschraf Ghani | |
„Rache“ anzukündigen und auch zu nehmen. | |
Offenbar schwappt aber auch etwas aus Pakistan herüber, wo sektiererische | |
Gruppen seit Jahren Hazara massakrieren. Diese Gruppen wurden in den | |
1980er Jahren von Pakistans Militär für den Einsatz in Kaschmir und | |
Afghanistan ins Leben gerufen und unterstützt. Inzwischen haben sie sich | |
verselbstständigt, aber Pakistan tut nicht genug, um ihre Aktivitäten zu | |
unterbinden und, vor allem, ihnen ideologisch etwas entgegenzusetzen. Kein | |
Wunder: In Pakistans seit Jahrzehnten „islamisiertem“ Militär | |
sympathisieren viele mit diesen Gruppen. | |
25 Jul 2016 | |
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## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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