# taz.de -- Nach Selbstmordanschlag in Kabul: Hasara stellen Forderungen | |
> Afghanistan gedenkt der mindestens 80 Todesopfer mit einem Tag der | |
> Staatstrauer. Die attackierte schiitische Minderheit fühlt sich | |
> diskriminiert. | |
Bild: Die Hasara beerdigen ihre Opfer | |
Kabul ap/dpa | Nach dem [1][Terroranschlag auf eine Demonstration] in Kabul | |
hat Afghanistan am Sonntag der mindestens 80 Toten mit einem Tag der | |
Staatstrauer gedacht. Regierungschef Ashraf Ghani kündigte Rache für das | |
„Blut unserer geliebten Angehörigen“ an. Er ließ alle Flaggen auf | |
Regierungsgebäuden auf halbmast setzen. Das Innenministerium erließ ein | |
landesweites, zehntägiges Demonstrationsverbot und gab dafür | |
Sicherheitsgründe an. | |
Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Samstag unter friedlich | |
protestierenden Angehörigen der Minderheit der Hasara in die Luft | |
gesprengt. Mindestens 231 Menschen wurden verletzt. Zu dem Anschlag | |
bekannte sich die Terrororganisation Islamischer Staat, die sich seit etwa | |
einem Jahr immer mehr im Land festsetzt. | |
Am Sonntag hielten einige Hasara den Demasang-Platz besetzt, auf dem sich | |
die Tat ereignet hatte. Sie stellten Bedingungen, um ihn zu räumen. Unter | |
anderem forderten die Demonstranten die Zusage von der Regierung, dass eine | |
geplante Stromtrasse wie ursprünglich vorgesehen durch ihre Heimatprovinz | |
Bamian führen wird. Dafür hatten sie vor dem Attentat stundenlang in Kabul | |
demonstriert. | |
Zudem verlangten sie von Präsident Aschraf Ghani, dass der Demasang-Platz | |
in Gedenken an die Toten in Schahada-Platz – Märtyrer-Platz – umbenannt | |
wird. Ein Sprecher von Ghani sagte, der Präsident habe dies bereits per | |
Dekret veranlasst. | |
Die dritte Forderung der Demonstranten drehte sich darum, dass Vertreter | |
von ihnen sowie von internationalen Menschenrechtsorganisationen in der | |
Untersuchungskommission sitzen sollen, die Ghani zur Aufklärung der Tat | |
angeordnet hat. | |
Die meist schiitischen Hasara sind eine Minderheit in dem sunnitisch | |
geprägten Land, die sich oft benachteiligt und diskriminiert fühlt. Dass | |
die Stromtrasse nicht durch ihre armen Provinz verlaufen soll, sehen sie | |
als weiteren Beweis dafür an. Von den sunnitischen Extremisten des IS | |
werden Schiiten als Ungläubige angesehen. | |
Im Westen der afghanischen Hauptstadt sollten am Sonntag die ersten Opfer | |
bestattet werden. Vom Versammlungs- und Demonstrationsverbot seien diie | |
Beerdigungen ausgenommen, hieß es. | |
24 Jul 2016 | |
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