Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- EMtaz: Alles außer Fußball: War was?
> Terror und der Brexit schafften es ins Hirn aller EMler. Was sonst noch
> passiert ist, das lesen Sie hier.
Bild: Fußball. Fußball. Fußball. Und nun?
Machen wir es kurz: Verdiente Mannen sind ausgeschieden im Spiel des
Lebens, und keiner und keine von uns haben es so richtig gemerkt, weil alle
auf das Spiel auf dem Platz geguckt haben.
Drei große S mit Unterhaltungswert sind uns hopsgegangen: Bud Spencer, der
nicht nur ein [1][ganz dicker Revolverheld], sondern auch Jurist war,
Schimanski, der nicht nur mit bürgerlichem Namen [2][Götz George hieß],
sondern auch sonst von Startum nichts hielt, und dann der über die Grenzen
Deutschlands hinaus wohl weniger [3][bekannte Tischguru] Wolfram Siebeck.
Das müssen wir nach der EM erst mal verdauen. Auch um ein paar hundert tote
Flüchtlinge im Mittelmeer hat sich [4][so richtig niemand geschert.]
Ganz sicher nicht verdauen und vorher auch nicht schlucken werden im
EM-Land Frankreich die dortigen Arbeitnehmer das Gesetz zur
Arbeitsmarktreform, das Premierminister Manuel Valls [5][per Dekret
beschlossen hat.] Jetzt muss nur noch der Senat dem Gesetz zustimmen. Aux
armes citoyens!
Diesen Schlachtruf hört der deutsche Verfassungsschutz hierzulande nicht,
dafür hat er aber kürzlich in seinen Schubladen gekramt und [6][tatsächlich
etwas gefunden:] Der ehemalige V-Mann Corelli hatte 23 Handys (Achtung,
Verschwörungstheorie! Illuminaten!), Inlandsgeheimdienstchef Hans-Georg
Maaßen ist übrigens immer noch auf seinem Platz.
Kein Verweis, wo kämen wir denn da hin, und deshalb hat der
Verfassungsschutz als Dank für die gute Arbeit im Juni weitere Kompetenzen
erhalten. Er soll zukünftig mehr Dateien mit ausländischen Geheimdiensten
austauschen dürfen. Außerdem erlaubt das neue Anti-Terror-Gesetz das
Verkaufen von Prepaid-Handys nur gegen einen vorgezeigten Personalausweis.
Die Zahl der Donald Ducks und Erika Mustermann wird hierzulande stark
zurückgehen.
## 80 Cent pro Stunde
Am Sinken, will man in diesem Zusammenhang das Wort benutzen, ist auch die
Zahl der Flüchtlinge, [7][die nach Deutschland kommen.] Von Anfang Januar
bis Ende Juni waren es nur noch 222.264 Menschen. Und die, ebenso wie alle,
die vor ihnen eingetroffen sind, können mit dem jüngst vom Bundestag
verabschiedeten Integrationsgesetz gezwungen werden, an bestimmte Orte zu
ziehen.
Gut für Clausthal, schlecht für die Flüchtlinge, für die laut Gesetz auch
100.000 Jobs geschaffen werden, in denen sie für 80 Cent die Stunde
arbeiten sollen. [8][Das sind rund 25 Cent weniger als für
Hartz-IV-Empfänger], was das Bundesarbeitsministerium damit begründet, dass
arbeitende Asylbewerber meist in ihren Unterkünften eingesetzt würden. Da
braucht es dann eben keine 25 Cent mehr für die Anreise. Und Ansparen von
Geld – „bloß nicht, gibt doch eh keine Zinsen drauf“, wird man den
Flüchtlingen auf dem Amt erzählen.
Eine „Bedürfnisprüfung“ soll dagegen in Zukunft bei Firmenerben
stattfinden, deren Erbe über 26 Millionen Euro beträgt. Wer weniger als das
absahnt, zahlt keine Steuern – muss aber Jobs im Unternehmen erhalten. Das
sieht die Reform der Erbschaftsteuer vor, die der Bundestag während der EM
[9][beschlossen hat,] die aber am vergangenen Freitag vom Bundesrat
blockiert wurde. Letzterer hat auch eine weitere Vorlage des Bundestags
nicht reingemacht und die nordafrikanischen Staaten Marokko, Tunesien und
Algerien nicht zu sicheren Herkunftsländern bestimmt. Grund: Die Grünen
[10][wollten einfach nicht mitspielen.] Nächster Versuch bei Erben und
Herkunftsländern: Nach der Sommerpause.
## Kopf hoch, Kerber!
Aus der wird Bahn-Vizechef Volker Kefer wahrscheinlich nicht mehr [11][in
dieser Funktion auftauchen,] denn Kefer hat seinen Rückzug angekündigt. Der
Ingenieur ist vonseiten der Bahn für das Tiefbahnhofprojekt Stuttgart 21
verantwortlich, und das wird immer noch teurer. Bis S 21 schlussendlich
fertig ist, hat La Mannschaft sicher schon den nächsten EM-Titel …
Den feierte gestern Sara Moreira aus Portugal bei ihrem Sieg im
Halbmarathon der Damen während der Leichtathletik-EM in Amsterdam. Ja, ganz
recht, Amsterdam in Holland, das Land, das nicht mitmachen durfte bei der
EM mit Ball, dafür aber bis gestern wenigstens das Großturnier der
Siebenkämpfer- und Kämpferinnen, der Dreispringer und Diskuswerferinnen
austragen durfte – dieses Kultevent der genommenen Hürden und der in den
Wassergraben Gefallenen, diesem Rennen um den langweiligsten
Moderatorenkommentar in ARD und ZDF und um die Kür der hässlichsten
Speerwerferin beziehungsweise des süßesten französischen Hochspringers.
Douze Points für Holland!
Und Gratulation an unsere Angelique, die fast unbemerkt von unser aller
Öffentlichkeit beim Kleinballfinale im englischen Wimbledon am Samstag
verloren hat. Kopf hoch, Kerber!
Kopf runter, abtauchen heißt die Devise von Volkswagen in den USA. Mehr als
15 Milliarden Dollar blecht das Unternehmen dort, um den Skandal mit
manipulierten Abgaswerten in Dieselmotoren [12][aus der Welt zu schaffen.]
Das Geld geht für einen Vergleich mit Autobesitzern und US-Behörden drauf.
Und mehr als 10 Milliarden Dollar soll der Rückruf manipulierter Fahrzeuge
kosten. Wo die Kohle dafür herkommt? Kunden und Beschäftigte in Europa
werden sich noch wundern.
## Party auf Usedom
Ebenfalls Verwunderung herrscht wohl bei den Betreibern von großen Wind-
und Sonnenstromanlagen. Nach der Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes
(EEG) erhalten sie künftig keine feste Vergütung mehr, sondern sie müssen
sich an Ausschreibungen beteiligen. [13][Der günstigste Anbieter kommt
dabei zum Zug.] Weil der Staat künftig die Menge des EEG-Stroms begrenzt,
um Überkapazitäten aufgrund fehlender Leitungen zu verhindern, sehen
Kritiker bereits die Energiewende in Gefahr. Dem EM-Fan ist das egal –
Hauptsache, die Glotze oder der Beamer laufen.
Auch wenn die Keller und Flachdächer absaufen! Der abgelaufene EM-Juni war
der regenreichste in Deutschland seit das Land 1990 Fußballweltmeister
wurde. In Rheinland-Pfalz war es sogar der nasseste Juni seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen. Nur Berlin blieb leidlich trocken.
Chaos dagegen im Südsudan, der während der EM das fünfjährige Jubiläum
seiner Unabhängigkeit feiern wollte – und heftige Kämpfe zwischen
Regierungstruppen und Rebellen erlebte. Dabei sollen mehr als 270 Menschen
[14][ums Leben gekommen sein.] Das christlich geprägte Land hatte sich vor
fünf Jahren vom muslimischen Norden abgespalten. Zur Ruhe ist das arme Land
aber seither nicht gekommen, Millionen Menschen sind von Hunger bedroht.
Ruhe und Beschaulichkeit funktionierten während der EM verlässlich auf der
Insel Usedom. Dort stieg allerdings am 5. Juli die große Sause zum
70-jährigen Jubiläum des Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini –
das war’s für heute mit der Rückschau.
10 Jul 2016
## LINKS
[1] /Zum-Tod-von-Bud-Spencer/!5313587
[2] /Nachruf-auf-Goetz-George/!5316610
[3] /Zum-Tod-von-Wolfram-Siebeck/!5319426
[4] /Schwerpunkt-Flucht/!t5201005
[5] /Arbeitsmarktreform-in-Frankreich/!5319965
[6] /Neue-Erkenntnisse-zum-Fall-Corelli/!5316942
[7] /Neu-registrierte-Fluechtinge-in-Deutschland/!5317159
[8] /Gewerkschafterin-ueber-Fluechtlingsjobs/!5317157
[9] /Reform-der-Erbschaftsteuer/!5314934
[10] /Sichere-Herkunftsstaaten-im-Bundesrat/!5320289
[11] /Verzoegerungen-bei-Stuttgart-21/!5313888
[12] /Volkswagen-stimmt-Vergleich-zu/!5317885
[13] /Erneuerbare-Energien-Gesetz/!5307097
[14] /Hungerkrise-droht-im-Suedsudan/!5318119
## AUTOREN
Kersten Augustin
Harriet Wolff
Richard Rother
## TAGS
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
EMtaz Bericht/Analyse
Fußball
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
EMtaz: Acht Resümees zum Ende der EM: Schön war die Zeit
Wir werden die EM 2016 noch vermissen: über die Taktik der Kleinen, das
Ende von Schwarz-Rot-Geil und die Kunst des Verlierens.
EMtaz: Portugals „Taktik“: Durchwurschteln für Fortgeschrittene
Nur konsequent: Ein Turnier so zäh wie Trockenfleisch geht mit dem Titel
für Portugals Defensivfußball zu Ende. Taktisch bleibt von dieser EM
nichts.
EMtaz: Portugal holt den Titel: Zäh, hungrig, erfolgreich
Ronaldo verletzte sich nach acht Minuten und ist trotzdem Matchwinner. Weil
das Team sich emanzipierte und für ihn spielte.
EMtaz: Nach der Halbfinal-Niederlage: Was heißt hier „tolle Mannschaft“?
Das EM-Fazit von Trainer Joachim Löw lautet: „eine tolle Mannschaft“. Dabei
wird Deutschland doch gar nicht Europameister. Kann das also sein?
EMtaz: Portugal vor dem Halbfinale: Der Seele schöner Schmerz
Es sind Niederlagen, die den portugiesischen Fußball so groß machen. Die
Trauer über vergebene Chancen ist das, von dem Team und Fans leben.
EMtaz: Der Tag: Gereifte Italiener, gealterte Spanier
Feels like it's 2012. Spanien und Italien verhandeln das EM-Finale von vor
vier Jahren neu. Und England ärgert sich mit dem letzten Kampfzwerg rum.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.