# taz.de -- Anti-Terror-Einsatz in Belgien: 12 Festnahmen bei Razzien | |
> 152 Garagen und Dutzende Häuser im ganzen Land wurden in der Nacht auf | |
> Samstag durchsucht. Angeblich sollte ein Public-Viewing-Areal zum | |
> Terrorziel werden. | |
Bild: In Belgien herrscht weiterhin die zweithöchste Terrorwarnstufe. | |
BRÜSSEL dpa | Knapp drei Monate nach den verheerenden Anschlägen in Brüssel | |
haben Sicherheitskräfte bei Anti-Terror-Razzien in Belgien 12 Verdächtige | |
festgenommen. 40 Menschen seien vernommen worden, teilte die | |
Staatsanwaltschaft am Samstag in Brüssel mit. Ermittlungsergebnisse hätten | |
ein „unmittelbares Einschreiten“ erfordert. Nähere Hintergründe gaben die | |
Behörden zunächst nicht bekannt. Unbestätigten Medienberichten zufolge | |
stand auch ein Fußball-Fan-Areal in Brüssel im Fokus. | |
Bei Anschlägen am Brüsseler Flughafen sowie in einer Metrostation in der | |
Innenstadt hatten Selbstmordattentäter am 22. März 32 Menschen mit in den | |
Tod gerissen. | |
Bei dem Großeinsatz in der Nacht auf Samstag durchsuchten Sicherheitskräfte | |
nun insgesamt 152 Garagen und Dutzende Häuser in 16 Gemeinden, darunter | |
auch im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Dort war im März Salah Abdeslam | |
gefasst worden. Der 26-Jährige gehörte im Zusammenhang mit den Anschlägen | |
von Paris im November 2015 zu den meistgesuchten Terroristen in Europa. | |
Durchsuchungen gab es nun unter anderem auch in den Brüsseler Gemeinden | |
Schaerbeek und Forest sowie in den im französischsprachigen Teil des Landes | |
gelegenen Städten Tubize und Lüttich. | |
Medienberichten zufolge stand der Einsatz auch im Zusammenhang mit der | |
Fußball-EM in Frankreich und dem Spiel der belgischen Nationalmannschaft in | |
Bordeaux gegen Irland. Die Tageszeitung De Standaard berichtete, im Fokus | |
der Verdächtigen habe etwa ein Fan-Areal in der Brüsseler Innenstadt | |
gestanden. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. | |
Bei den Razzien habe es keine Zwischenfälle gegeben, hieß es weiter. Ob | |
belastendes Material sichergestellt wurde, wurde zunächst nicht bekannt. | |
Waffen oder Sprengstoff seien jedoch nicht gefunden worden. | |
Der nationale Sicherheitsrat entschied, die Terrorwarnstufe im Land | |
zunächst unverändert auf der zweithöchsten Stufe zu belassen. Die | |
Terrorwarnstufe 3 (von insgesamt 4) bedeutet, dass eine Terrorattacke | |
möglich und wahrscheinlich ist. | |
„Das Signal das wir damit senden, ist ein beruhigendes“, sagte | |
Premierminister Charles Michel am Samstag dem Sender RTBF zufolge. Einige | |
Minister, darunter auch Michel, waren demnach zuvor unter besonderen Schutz | |
gestellt worden. | |
Bereits im Laufe der vergangenen Woche war die Anspannung in Belgien | |
gestiegen. Die Tageszeitung La Dernière Heure und andere Blätter | |
berichteten, dass Dschihadisten Syrien verlassen hätten, um in Belgien und | |
Frankreich Attentate zu verüben. Für die Berichte gab es keine offizielle | |
Bestätigung. | |
Bereits am Freitag hatten die Behörden in Belgien einen 30 Jahre alten Mann | |
in Haft genommen. Im Zusammenhang mit den Attentaten vom 22. März würden | |
ihm unter anderem „terroristische“ Morde und Mordversuche vorgeworfen, | |
teilte die Staatsanwaltschaft mit. Im Rahmen der Ermittlungen seien zudem | |
Ereignisse in einem Haus in der Brüsseler Gemeinde Etterbeek | |
„rekonstruiert“ worden. Es sei vermutlich vor den Anschlägen als | |
Unterschlupf genutzt worden. | |
Nach Einschätzung des Terrorexperten Rolf Tophoven zeigten diese | |
Anti-Terror-Aktionen, dass es wohl noch weitere Mitwisser und Operateure | |
rund um die Anschläge von Paris und Brüssel gebe. | |
„Über Jahre hat sich in Belgien eine militant-islamistische Szene | |
entwickelt. Da ist ein sehr fruchtbarer Boden für den Islamismus | |
entstanden“, sagte Tophoven der Deutschen Presse-Agentur. Es sei aber auch | |
möglich, dass die Terrormiliz IS selbst Informationen streue, dass sich in | |
großer Zahl Kämpfer Richtung Belgien und Frankreich aufgemacht hätten – | |
„als psychologische Kriegsführung, die mit Angst und Schrecken operiert.“ | |
18 Jun 2016 | |
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