| # taz.de -- Verbot von Emissionen: Lichtschimmer hinter Rauchwolken | |
| > Das Umweltministerium will ab 2030 nur noch emissionsfrei fahrende | |
| > Neuwagen erlauben. Das übertrifft noch die Pläne der Grünen. | |
| Bild: Wird zumindest mit Strom betankt – könnte also öko sein | |
| BERLIN taz | Neue Autos sollen in 14 Jahren nur noch zugelassen werden | |
| dürfen, wenn sie ohne Emissionen fahren können. Das hat | |
| Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth angekündigt. „Wenn wir das Pariser | |
| Klimaabkommen ernst nehmen – und das tun wir – dürfen ab 2030 nur noch | |
| Autos zugelassen werden, die emissionsfrei sind, also etwa elektrisch | |
| fahren“, sagte Flasbarth dem taz-Magazin zeozwei. Das werde auch in der | |
| obersten Ebene des Wirtschaftsministeriums so gesehen. | |
| Das Umweltministerium erarbeitet derzeit einen Klimaschutzplan 2050, mit | |
| dem die Republik nahezu klimaneutral werden soll. Flasbarth bereitet ihn | |
| vor, seine Aussage hat Wucht. Bislang habe sich der „Verkehrssektor | |
| komplett entzogen“, kritisiert er. „1990 gingen auf das Konto des | |
| Verkehrssektors 163 Millionen Tonnen, im letzten Jahr waren es 164 | |
| Millionen Tonnen.“ | |
| Keine neuen Autos mehr mit klimaschädlichen Benzin- oder Dieselmotoren ab | |
| 2030 – es wäre ein radikaler Schritt. Zwar wurde gerade erst bekannt, dass | |
| Norwegen bereits in neun Jahren keine Autos mehr mit herkömmlichen Motoren | |
| zulassen will. Norwegen setzt aber schon seit Jahren viel stärker auf | |
| Elektroautos als Deutschland. | |
| Die Grünen hierzulande wollen, so haben sie Anfang des Jahres in ihrer | |
| „Weimarer Erklärung zum Klimaschutz“ beschlossen, „weg vom Öl im | |
| Straßenverkehr“ in den nächsten 20 Jahren. Ihre Idee allerdings: „Mit ein… | |
| Kaufprämie für die Anschaffung von E-Mobilen einschließlich besonderer | |
| Anreize für Busse, Nutzfahrzeuge sowie Taxis und andere Fahrzeugflotten im | |
| innerstädtischen Bereich sowie der erforderlichen Infrastruktur erreichen | |
| wir den Umstieg.“ Ein Verbot für Verbrennungsmotoren wäre ein viel härterer | |
| Einschnitt für die Autoindustrie. | |
| ## Ressorts sind einig | |
| Die beiden SPD-geführten Ressorts in der Bundesregierung, die in der | |
| Verkehrspolitik wegen des Klimaschutzes etwas zu sagen haben, scheinen sich | |
| einig. Bereits Anfang April schrieb Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Baake | |
| in der Zeit: „Die Elektromobilität bietet die Chance, im Bereich des | |
| Individualverkehrs die Energiewende zu schaffen. | |
| Fahrzeuge haben eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 20 Jahren. Wenn | |
| wir 2050 nicht immer noch mit Benzin und Diesel unterwegs sein wollen, muss | |
| die Umstellung der Antriebe von fossil auf erneuerbare bis 2030 erfolgt | |
| sein. Die Emissionen neu verkaufter Fahrzeuge müssen dann bei null liegen.“ | |
| Was heißt das für den Bedarf an Strom? Drei Millionen Autos werden pro Jahr | |
| neu zugelassen. „Elektroautos auf der Basis von Kohlestrom haben keinen | |
| positiven Klima-Effekt“, sagt Patrick Graichen vom Institut Agora | |
| Energiewende. Der zusätzliche Strombedarf müsse allein aus Erneuerbaren | |
| Energien gedeckt werden. | |
| „Unser Erneuerbaren-Ausbau-Ziel von 50 Prozent bis 2030 müssen wir deswegen | |
| deutlich erhöhen.“ Wiebke Zimmer, Verkehrsforscherin vom Öko-Institut, | |
| rechnet so: „Längerfristig müssen wir die Hälfte des bisherigen Bestands an | |
| Anlagen der Erneuerbaren Energien nochmal dazubauen. Das ist ambitioniert, | |
| aber machbar.“ Das CSU-geführte Verkehrsministerium äußerte sich nicht. | |
| 15 Jun 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Hanna Gersmann | |
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