# taz.de -- Flüchtlingspolitik in Europa: EU-Parlamentarier für Schengen | |
> Abgeordnete im EU-Parlament fordern ein Ende der Grenzkontrollen. Die | |
> Kommissionspläne über ein neues Asylpaket kritisieren sie als | |
> unzureichend. | |
Bild: Warten: Migranten am Flughafen in Athen | |
Straßburg dpa | Abgeordnete des EU-Parlaments haben ein möglichst rasches | |
Ende der Grenzkontrollen zwischen mehreren Ländern des eigentlich | |
kontrollfreien Schengen-Raumes gefordert. Zugleich betonten sie am Mittwoch | |
in Straßburg die Notwendigkeit sicherer Außengrenzen. [1][Die Pläne der | |
EU-Kommission für ein neues Asylsystem] wurden als unzureichend kritisiert. | |
Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweden und Norwegen sollten ihre | |
Grenzkontrollen höchstens weitere sechs Monate aufrechterhalten dürfen, | |
sagte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Die Kommission hoffe, dass | |
es danach keine solchen Kontrollen mehr geben werde. Er warnte vor „den | |
politischen Kosten eines Nicht-Schengen“. | |
Der konservative EU-Parlamentarier Milan Zver aus Slowenien sagte: „Ich bin | |
überzeugt, dass das Ende des Schengensystems ein Ende Europas sein könnte.“ | |
Nötig seien aber sichere Außengrenzen. Die deutsche Grünen-Abgeordnete Ska | |
Keller forderte, die Grenzkontrollen müssten „sofort aufhören“. Offene | |
Grenzen seien „das Fundament, auf dem Europa ruht“. | |
Zu den Vorschlägen der EU-Kommission für ein neues Asylsystem sagte die | |
italienische Sozialdemokratin Elly Schlein: „Diese Initiative ist nicht, | |
was wir erhofft hatten. Sie bleibt weit hinter unseren Erwartungen zurück.“ | |
Nötig sei ein besseres Verfahren für die Überprüfung der Asylanträge „in | |
europäischer Verantwortung“. Das bisherige „Dublin“-System, wonach das L… | |
für die Behandlung eines Asylantrags zuständig ist, in dem der Asylsuchende | |
erstmals die EU betritt, sei „tot – und man darf es nicht künstlich | |
verlängern“. | |
EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans verteidigte die Vorschläge | |
seiner Behörde, die erstmals einen „Fairness-Mechanismus“ vorsehen: Wenn | |
die gemäß „Dublin“ zuständigen Staaten mit der Aufnahme von Flüchtlingen | |
zahlenmäßig überfordert sind, sollen andere EU-Staaten die Menschen | |
aufnehmen. Tun sie das nicht, müssen sie eine Art „Strafe“ in Höhe von | |
250.000 Euro pro Person zahlen. | |
Die Christdemokratin Roberta Metsola (Malta) bezeichnete den | |
Korrekturmechanismus als Schritt in die richtige Richtung, bedauerte aber, | |
dass sich Mitgliedstaaten von ihrer Verpflichtung zur Aufnahme von | |
Asylsuchenden „freikaufen“ können. | |
Unterdessen hat die EU-Kommission vorgeschlagen, auch mit Nigeria ein | |
Abkommen zur Rückübernahme von illegal eingereisten Menschen | |
auszuverhandeln. Damit die Verhandlungen mit Nigeria beginnen können, ist | |
eine Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten nötig. Bislang gibt es | |
Rückübernahmeabkommen mit mehr als einem Dutzend Ländern. | |
12 May 2016 | |
## LINKS | |
[1] /!5293403/ | |
## TAGS | |
EU-Kommission | |
Asyl | |
Nigeria | |
EuGH | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
EU-Türkei-Deal | |
Schwerpunkt Flucht | |
Australien | |
Sachsen | |
Junge Alternative (AfD) | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Forderung des Europäischen Gerichtshofs: Transparenz bei Schengenvisa | |
Wer nicht in die EU darf, hat das Recht, den Grund der Ablehnung zu | |
erfahren. Auch muss dargelegt werden, welches Land Bedenken einbringt. | |
Grün-Schwarz in Baden-Württemberg: Kretschmann wiedergewählt | |
Der Grüne Winfried Kretschmann ist weitere fünf Jahre Ministerpräsident von | |
Baden-Württemberg. Zuvor hatte er Kanzlerin Merkels Asylpolitik kritisiert. | |
EU-Abkommen mit der Türkei: Streit um Bedingungen | |
Die Türkei will ihre Antiterrorgesetze nicht ändern. Das ist aber eine | |
Bedingung für die Visafreiheit für Türken in der EU. Juncker und Schulz | |
beraten nun mit Merkel. | |
Fluchtwege nach Europa: Balkanroute noch gefährlicher | |
Noch immer sind tausende Migranten auf dem Balkan unterwegs. | |
Grenzschließungen zwingen sie, auf riskantere Routen über Bulgarien | |
auszuweichen. | |
Australische Asylpolitik: Geflüchtete Frau zündet sich selbst an | |
Das Land schickt Flüchtlinge, die an der Küste stranden, in Haftlager auf | |
Nauru und Papua-Neuguinea. Trotz Selbstmordversuchen bleibt die Regierung | |
hart. | |
Integration in Sachsen: Verloren im Behördendschungel | |
In Grimma springen Freiwillige ein, um die Defizite der Behörden | |
auszugleichen. Ohne sie wäre die Zuwanderung nicht zu bewältigen. | |
AfD-Parteitag in Stuttgart: Gegen EU und Flüchtlinge | |
Erwartbar sind die Ergebnisse des Parteitages bislang. Es gibt auch | |
Überraschungen, die nur in eine Richtung weisen – nach rechts. |