# taz.de -- Kommentar Textilfabrik in Pakistan: Firmen haben kein Gewissen | |
> In die Frage der Entschädigungen kommt Bewegung: Weil sich die | |
> Öffentlichkeit für die Arbeitsbedingungen in den Produktionsketten | |
> interessiert. | |
Bild: Nach dem Fabrikbrand 2012 in Karachi | |
Es dauerte lange – zu lange. Nun aber will der deutsche Textildiscounter | |
KiK über Entschädigungen für die Opfer des Brandes in seiner pakistanischen | |
Zulieferfabrik verhandeln. Der Unfall mit 259 Toten ereignete sich vor vier | |
Jahren. Gut, dass endlich etwas passiert. | |
Daran kann man ablesen, dass sich im Verhältnis zwischen den Auftraggebern | |
im Norden und den Produzenten im Süden etwas geändert hat. Die europäischen | |
und amerikanischen Konzerne müssen sich kümmern – mindestens rhetorisch, | |
manchmal aber auch praktisch. Sie verbessern die Arbeitssicherheit, zahlen | |
Entschädigungen für Unfälle und erhöhen mitunter sogar die Löhne. Denn die | |
Beschäftigten in den Industrien der Entwicklungs- und Schwellenländer sind | |
selbstbewusster geworden. Und die Öffentlichkeit in Konsumentenstaaten wie | |
Deutschland interessiert sich mittlerweile für die Arbeitsbedingungen in | |
den globalen Produktionsketten. | |
Trotz dieser Fortschritte besteht aber die grundsätzliche Ungerechtigkeit | |
fort. Textil- und Elektronikhändler erwirtschaften gigantische Gewinne, | |
weil die Beschäftigten ihrer Zulieferfirmen nur 80, 100 oder 200 Euro pro | |
Monat erhalten – Löhne, die oft unter dem Existenzminimum liegen. Warum | |
entschließen sich Firmen wie KiK nicht einfach, die Verdienste der | |
Produzenten zu verdoppeln? Leisten könnten sie sich das. Die Lohnkosten der | |
Arbeiter im Süden sind oft so niedrig, dass sie keine entscheidende Rolle | |
für die Bilanz der Firmen spielen. | |
Menschen haben ein Gewissen, Unternehmen meist nicht. Sie nehmen mit, was | |
geht. Können sie 50 Prozent Gewinnmarge erzielen, ist ihnen das willkommen. | |
Sie geben nur ab, wenn es unbedingt sein muss. Wenn eine Regierung Gesetze | |
beschließt, die Arbeiter streiken, ein Unfall Empörung verursacht. Oder die | |
deutschen Verbraucher einfach nicht mehr bei KiK und den anderen | |
Billigläden einkaufen. Aber damit ist ja nicht zu rechnen. | |
20 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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