# taz.de -- Weniger Geflüchtete kommen neu an: Helfer fürchten um ihre Jobs | |
> Viele ankommende Geflüchtete sorgen für viele neue Jobs. Nun leeren sich | |
> die Notunterkünfte wieder und die Helfer wissen nicht, wie es weitergeht. | |
Bild: Lange in der Schlange stehen – gehört das nun der Vergangenheit an? | |
HANNOVER dpa | Die große Zahl an ankommenden Flüchtlingen waren vor Monaten | |
vielerorts auch ein Jobmotor. Nachdem die Zuwandererzahlen nun deutlich | |
gesunken sind, bangen die angestellten Helfer in den Notunterkünften in | |
Niedersachsen um ihre Arbeit. Wie die Hilfsorganisationen erklärten, liefen | |
etliche Dutzend Zeitverträge bereits aus. Das Bemühen sei aber, den | |
erprobten Helfern an anderer Stelle oder bei den Kommunen einen neuen | |
Einsatz zu ermöglichen. | |
Das Innenministerium teilte mit, dass es leerstehende Unterkünfte zunächst | |
nicht vorschnell auflösen will, um bei einem erneuten Ansteigen der | |
Flüchtlingszahlen kurzfristig für die Aufnahme gerüstet zu sein. | |
„Wie sich das entwickelt, war überhaupt nicht absehbar“, sagte | |
Johanniter-Sprecherin Frauke Engel zum abrupten Absinken der | |
Flüchtlingszahlen. Dass es aber um einen befristeten Einsatz geht, sei beim | |
Start der Notunterkünfte klar gewesen. | |
In Lüchow wurde bereits eine von den Johannitern betriebene Einrichtung | |
geschlossen, Ende Juni wird auch die in Sarstedt bei Hildesheim zugemacht. | |
„Das ist für die Mitarbeiter eine bedauerliche Situation.“ Versucht werde, | |
die Helfer woanders oder auch bei den Kommunen einzusetzen. Dass aber auch | |
Mitarbeiter arbeitslos werden, lasse sich nicht vermeiden. | |
Die Malteser haben bereits zwei der fünf von ihnen betriebenen | |
Einrichtungen in Niedersachsen wieder geschlossen, eine in Buxtehude und | |
eine in Wolfsburg. Den Beschäftigten in Buxtehude wurde ein Einsatz in | |
Hamburg angeboten, rund zwei Dutzend Mitarbeiter aber wurden am Ende an | |
beiden Standorten arbeitslos, wie Malteser-Sprecher Michael Lukas sagte. | |
„Weitere Schließungen sind absehbar.“ | |
Auch das Deutsche Rote Kreuz, das im vergangenen Jahr 17.000 Plätze für | |
Flüchtlinge in zehn Notunterkünften aus dem Boden stampfte, hat bereits | |
wieder eine Einrichtung in Wittmund geschlossen. Wie es mit den | |
Unterkünften nun genau weiter gehe, werde mit dem Innenministerium geklärt. | |
„Das waren nicht so kalkulierbare Zahlen“, meinte DRK-Sprecherin Kerstin | |
Hiller. „Wir schauen für die Mitarbeiter, die eingestellt wurden, mit den | |
Kommunen vor Ort, ob man dort Arbeitsplätze schaffen kann.“ | |
Wie die Bundesagentur für Arbeit in Niedersachsen und Bremen mitteilte, | |
entstanden neue Jobs durch den Flüchtlingszustrom vor allem im | |
Sozialbereich, im Wachdienst sowie im öffentlichen Dienst – unter anderem | |
bei der Arbeitsagentur selber, die sich mit zusätzlichem Personal um die | |
Integration der Neuankömmlinge in den Arbeitsmarkt kümmern will. | |
Ein größerer Zulauf von Flüchtlingen in den Jobcentern werde erst ab dem | |
Sommer erwartet, wenn die Flüchtlinge das Asylverfahren durchlaufen hätten, | |
sagte Agentursprecherin Sonja Kazma. Derzeit werde noch an Schulungen | |
gefeilt, um den Flüchtlingen Sprache und ergänzende Berufsqualifizierungen | |
gleichzeitig zu vermitteln. Der Eindruck erster Begegnungen sei aber, dass | |
die Flüchtlinge sehr motiviert seien: „Die wollen sich etwas aufbauen.“ | |
8 May 2016 | |
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