| # taz.de -- Drittmittel und Transparenz: Uni muss Verträge einsehen lassen | |
| > Ein Verwaltungsgericht entscheidet: SWR-Reporter Thomas Leif darf sich | |
| > die Verträge der Uni Mainz mit einer Stiftung anschauen. | |
| Bild: Muss etwas mehr Transparenz zulassen: Universität Mainz | |
| Mainz taz | 150 Millionen Euro. Ein stattlicher Betrag und womöglich einer | |
| der größten Drittmittelspenden an eine Universität in der Geschichte der | |
| BRD. Die private Boehringer Ingelheim Stiftung hat diesen Betrag der | |
| Johannes-Gutenberg Universität in Mainz für die Gründung des Instituts für | |
| Molekularbiologie (IMB) gestiftet. Hat sich die Uni möglicherweise im | |
| Austausch für das Geld zu gewissen Gegenleistungen hinreißen lassen? Das | |
| dürfte sie laut Grundgesetz nicht. Das garantiert die Unabhängigkeit von | |
| Forschung und Lehre. | |
| Genau die Frage beschäftigt Presseleute, Studierende und auch den | |
| SWR-Journalisten Thomas Leif seit einiger Zeit. Er hat vor dem | |
| Verwaltungsgericht Mainz gegen die Uni auf Einsicht und Überlassung von | |
| Kopien zu der vertraglichen Vereinbarung geklagt. Die Uni hatte bislang | |
| gemauert und nur drei auserwählten Journalisten, darunter der taz, Einblick | |
| in die Verträge gewährt. | |
| Die Richterin am Verwaltungsgericht schloss sich der Auffassung des Klägers | |
| an. Am Mittwoch urteilte sie, dass Leif Einblick in die Verträge zwischen | |
| der Uni Mainz und der Boehringer Ingelheim Stiftung bekommen muss. Kopien | |
| darf er allerdings nicht machen. Die Universität hatte auf die | |
| Schutzwürdigkeit der Verträge hingewiesen und dabei auf das neue | |
| Transparenzgesetz des Landes Rheinland-Pfalz gestützt, das | |
| Vertraulichkeitsklauseln zwischen Unis mit Drittmittelgebern anerkennt. | |
| Diese Argumentation hat der Richterin offenkundig nicht gereicht. Mehrfach | |
| hatte sie während der Verhandlung die Vertreter der Uni Mainz gefragt, | |
| warum sie drei Pressevertretern Einblick gewährt hätten, wenn die Daten so | |
| schutzwürdig seien. Es sei nicht ersichtlich, warum andere Journalisten das | |
| dann nicht auch dürften. | |
| Mit dem Urteil ist aber gleichzeitig Leifs Versuch, eine | |
| Grundsatzeinscheidung zur Auslegung des rheinland-pfälzischen | |
| Transparenz-Gesetzes zu erreichen, gescheitert. Denn momentan müssen die | |
| Hochschulen lediglich die Fördersummen und die Geldgeber offenlegen, nicht | |
| aber den genauen Inhalt der Drittmittelverträge. Nach dem Transparenzgesetz | |
| hätte Leif also keinen Anspruch auf Akteneinsicht. In der Klage berief sich | |
| der Journalist deshalb auf das Landesmediengesetz. | |
| „Ein guter Tag für die Presse- und Informationsfreiheit“, freute sich Leif | |
| über die Entscheidung des Gerichts. „Wenn die heiklen | |
| 150-Millionen-Euro-Geheimverträge zwischen der Universität Mainz und der | |
| Boehringer Ingelheim Stiftung nun veröffentlicht werden, wird die | |
| schleichende Form der Privatisierung der Hochschulen sicher auch von den | |
| zuständigen Parlamentariern und Fachverbänden unter die Lupe genommen,“ | |
| bilanzierte er nach der eineinhalbjährigen rechtlichen Auseinandersetzung. | |
| 11 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Alina Leimbach | |
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