# taz.de -- Kommentar Transparenz bei Drittmitteln: Wer Einfluss will, muss aus… | |
> Die Uni Mainz hat Fehler bei ihren Verträgen mit einer privaten Stiftung | |
> eingeräumt. Bedauern allein reicht aber nicht. | |
Bild: Ein bisschen Bedauern ist nicht genug | |
Vielleicht folgt dem Skandal dieses Mal die richtige Empörung. Nicht die | |
der Unis über den Pauschalverdacht, mit der JournalistInnen die Verträge | |
zwischen Hochschulen und Unternehmen beargwöhnen. Nicht die der Wirtschaft | |
über die Undankbarkeit der Welt darüber, dass sie den klammen Hochschulen | |
noch Forschungsaufträge in Millionenhöhe bescheren. | |
Und auch nicht die Empörung der empfindlichen Hochschulrektoren über die | |
unverschämten Transparenzforderungen, wenn die jeweils konkret | |
festgestellte Einflussnahme eines Unternehmens auf die Freiheit von | |
Forschung und Lehre ganz sicher nur ein Einzelfall ist. | |
Nein! Der Nachricht, dass die Universität Mainz der Boehringer Ingelheim | |
Stiftung ein weitgehendes Vetorecht bei der Ernennung von Professoren | |
eingeräumt hat, müssen an den restlichen Hochschulen im Land ganz andere | |
Reaktionen folgen als das Mainzer Bedauern des „Fehlers“ (der angeblich | |
nicht beabsichtigt war). Die richtige Reaktion der Wissenschaft wäre, sich | |
über ihre eigene Geheimniskrämerei aufzuregen. | |
Sie schadet ihrem Ruf. Und sie hält die Hochschulen auf Dauer in einer | |
Position der Schwäche gegenüber den schwarzen Schafen in der Wirtschaft. | |
Würden die Hochschulen das berechtigte Interesse der Öffentlichkeit an den | |
Vertragsdetails hochhalten und transparente Verträge zur Bedingung für | |
Kooperationen machen – sie liefen weniger Gefahr, die Freiheit von | |
Forschung und Lehre aus Geldnot an außeruniversitäre Interessen zu | |
verkaufen. | |
Diese Einsicht hieße im Fall der Universität Mainz: Den aktuellen Vertrag | |
für alle – nicht nur für klagende Journalisten – öffentlich zu machen, | |
künftig auf Geheimhaltungsklauseln wie in den Verträgen mit der Boehringer | |
Ingelheim Stiftung zu verzichten – und sich selbst Auflagen zu setzen, die | |
eine Einflussnahme Dritter ausschließt. | |
Ein Vorbild gibt es schon: Die Universität Frankfurt hat seit 2008 einen | |
Kodex zur Einwerbung privater Mittel. Wer Einfluss nehmen will, scheidet | |
als Geldgeber aus. Nun müssten nur noch alle Kooperationsverträge | |
öffentlich sein, um das zu überprüfen. | |
6 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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