# taz.de -- Geheimdokumente der Uni Mainz: Deal zwischen Boehringer und Uni | |
> Noch eine Absprache zwischen dem Pharmakonzern Boehringer und der Uni | |
> Mainz. Erneut könnte das Unternehmen Einfluss genommen haben. | |
Bild: Ein Deal der nicht gut ausgehen könnte | |
FRANKFURT AM MAIN taz | Duldet das Mainzer Wissenschaftsministerium | |
rechtswidrige Verträge zwischen der Universität Mainz und dem | |
Pharmaunternehmen Boehringer? Dieser Vorwurf steht im Raum, seit | |
SWR-Chefreporter Thomas Leif per Gerichtsbeschluss die Einsicht in die | |
Kooperationsverträge mit dem großzügigen Sponsor durchgesetzt hat. Jetzt | |
legt Leif nach. | |
Es geht immerhin um viel Geld, mindestens 150 Millionen Euro für Forschung | |
und Lehre. Es sei zu „Fehlern“ in den Verträgen gekommen, räumte im Juli | |
der Mainzer Unipräsident Georg Krausch nach der erzwungenen Aktenöffnung | |
ein. Boehringer hatte sich nämlich rechtlich einen bestimmenden Einfluss | |
auf Personal und Veröffentlichungen des Instituts für Molekularbiologie der | |
Universität gesichert. Mit dem Verfassungsgrundsatz der Freiheit von | |
Forschung und Lehre wohl kaum vereinbar, so sah es offenbar auch der | |
geläuterte Unipräsident. Doch seitdem ist offenbar wenig passiert. | |
Nun zitiert Leif aus einem weiteren geheimen Dokument, das auch beim | |
Vorzeigeprojekt „Gutenberg Gesundheitsstudie“ dem Unternehmen unzulässige | |
Vorrechte sichere. Als „Leuchtturmprojekt“ beschreibt die | |
Universitätsklinik Mainz diese Langzeitstudie, von denen sich die | |
Projektpartner viel versprechen. Es sei ein international renommiertes | |
Projekt, so die Eigenwerbung. Immerhin wurde die Gesundheit von 15.000 | |
repräsentativ ausgesuchten BürgerInnen zwischen 35 und 73 Jahren aufwändig | |
untersucht, mit Blutbild, DNA-Analyse und einem Check hinsichtlich | |
verschiedener Erkrankungen. | |
In den kommenden Jahren soll die gesundheitliche Entwicklung dieser | |
Personen weiter untersucht werden, eine einzigartige Langzeitstudie also. | |
Dabei werden brisante personenbezogene Daten in großer Zahl erhoben, die | |
Aufschluss über die Entstehung vieler Krankheiten versprechen. Diese | |
Erkenntnisse dürften auch für die Öffentlichkeit und die Konkurrenz | |
interessant sein. | |
Sollte jedoch allein Boehringer darüber bestimmen können, wie und was von | |
den Forschungsergebnissen öffentlich wird, wäre das ein Politikum. In einer | |
ersten Stellungnahme erklärte die Uniklinik, die beanstandeten | |
Rechtsbestimmungen über die Personalauswahl und Veröffentlichung seien | |
lediglich im Vertrag der Universität zum Institut für Molekularbiologie | |
enthalten. Dabei blieb die Klinik auch auf taz-Nachfrage. Leif dagegen | |
bezieht sich nach seinen Angaben auf den Vertrag zur „Gutenberg | |
Gesundheitsstudie“, der ihm vorliege. | |
Nach Redaktionsschluss der Printausgabe erklärte die Uniklinik Mainz, in | |
dem Vertrag zwischen Uniklinik und Boehringerr werde festgelegt, dass die | |
Partner das Recht hätten, die Veröffentlichungen des jeweils anderen zu | |
kommentieren. Es müsse dabei sicher gestellt werden, dass betriebsinterne, | |
vertrauliche Informationen der Partner geschützt blieben. Außerdem solle | |
verhindert werden, dass Erfindungen unbeabsichtigt vor der Einreichung | |
eines Patents veröffentlicht werden. Wörtlich heißt es: „Eine Einflussnahme | |
auf oder gar Unterdrückung von wissenschaftlichen Ergebnissen findet nicht | |
statt.“ | |
11 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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