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# taz.de -- Algenplage in Chile: Rote Pest im Südpazifik
> Die „Rote Flut“ vergiftet Muscheln und tötet Meerestiere. Die Fischer
> haben Fangverbot; sie blockieren Häfen und fordern Entschädigung.
Bild: Greenpeace Chile untersucht einen toten Seelöwen, möglicherweise Opfer …
Buenos Aires taz | Chiles zweitgrößte Insel befindet sich im
Ausnahmezustand. Hunderte von Fischer blockieren seit über zehn Tagen die
Häfen und Straßen auf Chiloé. Busse werden angehalten, Touristen und
Reisende sitzen fest, aber auch Lkws, die keine notwendigen
Versorgungsgüter oder Treibstoffe transportieren.
Wegen einer ungewöhnlich starken Algenblüte herrscht über der Region seit
Wochen ein Fangverbot. Die Fischer fordern Unterstützung von der Regierung.
Doch die schickte vergangene Woche Militärpolizisten auf die Insel, weil
die Blockaden die großen Lachsfarmen auf der Insel treffen, die allen voran
von norwegischen Unternehmen betrieben werden und Chile zum zweitgrößten
Lachsproduzenten der Welt machten.
Die als Marea Roja, Rote Flut, bezeichnete Blüte von Mikroalgen sucht die
südliche Pazifikküste samt Fjorden und Flussmündungen heim. Wissenschaftler
glauben, dass sich die jährliche Algenblüte wegen des Wetterphänomens El
Niño stark ausbreitet. Vor allen die Kleinfischer von Schalentieren sind in
ihrer Existenz bedroht.
Die Algen enthalten Giftstoffe, die von den Muscheln aufgenommen werden;
sie können die Atemmuskulatur lähmen und zum Erstickungstod führen. Fang
und Verzehr sind untersagt.
## Muscheln können tödlich sein
In den Lachszuchtbecken waren schon im Februar unzählige Tiere an den
Folgen der Roten Flut gestorben. Seit aber bekannt ist, dass rund 5.000
Tonnen der verwesenden Lachse rund 120 Kilometer von der Inselstadt Ancud
entfernt im Meer verklappt wurde, richtet sich der Zorn der Insulaner gegen
die Lachsmultis.
„Die nichtssagenden Berichte der Behörden zu möglichen Auswirkungen der
verwesenden Lachse und die Umwelteinflüsse der Lachsfarmen empört die
Inselbewohner,“ sagt Estefanía Gonzales von Greenpeace Chile.
Zwar bestreiten Regierung, Unternehmen und Wissenschaft einen direkten
Zusammenhang zwischen dem ungewöhnlichen Ausmaß der Algenblüte und den
verklappten Lachsen, „auf der Insel herrschen Zweifel und eine furchtbare
Unsicherheit,“ so Gonzales.
Die bisherigen Gespräche zwischen Regierung und Fischerverbänden brachten
keine Lösung. Die von der Regierung angebotenen zusätzlichen Beihilfen für
rund 5.000 Kleinfischer lehnten diese als zu gering ab.
12 May 2016
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Gewässerschutz
Meere
Ökologie
Chile
Fischerei
Lachs
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WWF
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Mikroplastik
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