# taz.de -- Ernährung und Weltmeere: Fisch ist ab jetzt aus | |
> Am 2. Mai ist Fish Dependence Day: Rein rechnerisch hat Deutschland seit | |
> diesem Tag seine Fischbestände für 2016 aufgebraucht. | |
Bild: Der Fischhunger ist in vielen Ländern größer als der Bestand, sagen En… | |
Berlin taz/epd | Aus und vorbei mit dem deutschen Fisch: Seit Montag, dem | |
2. Mai können rein rechnerisch nur noch Importe aus fremden Gewässern den | |
hiesigen Fischhunger stillen. Das teilten mehrere | |
Nichtregierungsorganisationen (NRO) wie Brot für die Welt, Fair Oceans und | |
die Environmental Justice Foundation am Montag bei einer gemeinsamen | |
Pressekonferenz mit. Der Deutschland zustehende Jahresfang ist ab diesem | |
sogenannten „Fish Dependence Day“ aufgebraucht. | |
In den letzten Jahren beklagten die Organisationen, dass dieser Tag immer | |
näher zum Jahresanfang rückte. Das jedoch hat sich in diesem Jahr etwas | |
verbessert: Während der deutsche Fischbestand demnach im vergangenen Jahr | |
schon am 6. April aufgebraucht war, reicht der deutsche Fisch 2016 fast | |
einen Monat länger. Grund dafür sei zum Großteil der sinkende | |
Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch und Meeresfrüchten, hieß es von Seiten der | |
Organisationen. Nach [1][Angaben der Ernährungs- und | |
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen] (FAO) lag der | |
Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch in Deutschland 2012 bei 14,8 Kilogramm, im | |
Jahr 2013 waren es nur noch 13,8 Kilogramm. 2014 stieg der Verbrauch | |
bereits wieder auf 14 Kilogramm. | |
Doch auch diese Verbesserung ist lange kein Grund zur Freude: Immernoch sei | |
die Fischerei nicht nachhaltig genug, sagte Markus Knigge von der NRO Pew | |
Charitable Trusts, die sich unter anderem für den Schutz der Meere | |
einsetzt. Das Mittelmeer zum Beispiel sei zu über 90 Prozent überfischt. | |
„Die EU-Reform zur Überfischung von 2013 wurde nicht umgesetzt und | |
wissenschaftliche Empfehlung zur Fanggrenze immer wieder ignoriert“, | |
kritisierte Knigge. | |
Jahrzehntelang habe die EU Überfischung und industrielle Fischerei | |
subventioniert und damit die europäischen Fischbestände drastisch | |
reduziert. Nach und nach drohe der europäische Fischhunger auch weltweit | |
die Fischbestände in Gefahr zu bringen, warnten die NROs. Importe von Fisch | |
gingen meist auf Kosten von Entwicklungsländern, deren Fischer den | |
europäischen Hochseefischern unterlegen seien. Dazu bedrohe illegale | |
Fischerei diese Gebieten. | |
Der importierte Fisch komme dabei zum größten Teil aus den Ländern des | |
„Globalen Südens“, sagte Ursula Hudson von Slow Food Deutschland. Anders | |
als bei uns im Norden sei für die Menschen dort Fisch die Hauptquelle für | |
tierisches Eiweiß in der Ernährung. „Das ist ihr Fisch, der da bei uns auf | |
den Teller kommt“, sagte Hudson. | |
Die EU und allen voran Deutschland müsse sicherstellen, dass importierter | |
Fisch legal und nachhaltig gefangen wurde, forderte daher Francisco Marí, | |
Referent für Agrarhandel und Fischerei bei „Brot für die Welt“: „Unser | |
Fischkonsum darf nicht zulasten der Menschen in Entwicklungsländern gehen.“ | |
2 May 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bis-bremerhaven.de/sixcms/media.php/631/FIZ_DF_2015_September.pdf | |
## AUTOREN | |
Leila van Rinsum | |
## TAGS | |
Konsum | |
Globaler Süden | |
Fische | |
Überfischung | |
Überfischung | |
Überfischung | |
Saarland | |
Gewässerschutz | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Fischerei | |
Bremen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Zynische Feier an Holsteins Küsten: Fischbrötchen auf Kosten anderer | |
Schleswig-Holstein feiert am Samstag den Weltfischbrötchentag. Rechnerisch | |
gibt es jedoch seit einer Woche keinen deutschen Fisch mehr | |
Zweifelhaftes Nachhaltigkeits-Zertifikat: Gütesiegel für überfischte Bestän… | |
Forscher kritisieren das MSC-Nachhaltigkeits-Siegel, weil zertifizierte | |
Fischbestände doch ausgebeutet werden. Auf das Siegel verzichten wollen sie | |
aber nicht. | |
Fischzuchtanlange im Saarland: Der teure Traum von der Saar-Dorade | |
In Völklingen sollte eine moderne Fischzuchtanlage entstehen. Doch die | |
entpuppte sich als ein Millionengrab. Jetzt werden Verantwortliche gesucht. | |
Algenplage in Chile: Rote Pest im Südpazifik | |
Die „Rote Flut“ vergiftet Muscheln und tötet Meerestiere. Die Fischer haben | |
Fangverbot; sie blockieren Häfen und fordern Entschädigung. | |
Zugvögel im Wattenmeer: Verhungert mit vollem Magen | |
Das Wattenmeer der Nordsee ist die wichtigste Nahrungsquelle für Millionen | |
Zugvögel. Viele von ihnen leiden unter den Klimawandel-Folgen. | |
Nachhaltigkeit in der Ostsee: Fischer fordern höhere Fangquoten | |
Beifang muss seit Jahresbeginn auf die Fangquote angerechnet werden. Der | |
Deutsche Fischerei-Verband hofft, dass die EU diese Regel aufweicht. | |
Fish-Dependence-Day: Fisch auf Kosten der Anderen | |
Brot für die Welt, Slow Food und die Bremer Initiative Fair Oceans erinnern | |
an den Fish-Dependence-Day, der die Ungerechtigkeit des westlichen Konsums | |
misst. |