# taz.de -- Koalition einigt sich auf Integrationsgesetz: Fördern und fordern | |
> CDU, CSU und SPD haben sich auf Maßnahmenpakete zur Integration und zur | |
> Terrorismusabwehr verständigt. Weitere strittige Punkte blieben zunächst | |
> offen. | |
Bild: Bei einigen Integrationsmaßnahmen soll die Pflicht zur Mitwirkung gesetz… | |
Berlin dpa | Die Koalitionsspitzen haben sich nach monatelangem Streit in | |
der Flüchtlingspolitik auf Maßnahmenpakete zur Integration und zum | |
Anti-Terror-Kampf geeinigt. Das teilten CDU, CSU und SPD nach | |
siebenstündigen Beratungen im Kanzleramt am frühen Donnerstagmorgen in | |
Berlin mit. Ob die Runde der Partei- und Fraktionschefs um Kanzlerin Angela | |
Merkel (CDU) auch Annäherungen bei der Förderung von Elektroautos oder der | |
Bekämpfung von Missbrauch bei Leiharbeit und Werkverträgen erzielen | |
konnten, blieb zunächst offen. Zur Lösung der Differenzen bei der | |
Erbschaftsteuer seien weitere Gespräche mit der SPD notwendig, hieß es aus | |
Unionskreisen. | |
Die Parteichefs von CDU, CSU und SPD, neben Merkel (CDU) waren auch Horst | |
Seehofer (CSU) und Sigmar Gabriel (SPD) dabei, wollen sich am Donnerstag um | |
12 Uhr im Kanzleramt auf einer Pressekonferenz zu den Ergebnissen der | |
Beratungen äußern. Mit dabei sein sollen Innenminister Thomas de Maizière | |
(CDU), Arbeitsministerin Andrea Nahles sowie Justizminister Heiko Maas | |
(beide SPD). | |
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann schrieb auf Twitter: [1][„50 Jahre nach | |
dem Beginn der Einwanderung bekommt Deutschland jetzt ein | |
Integrationsgesetz.“] Aus der Union hieß es, man sei mit den Ergebnissen | |
bei der Integration und den Anti-Terror-Maßnahmen zufrieden. Es handele | |
sich um „gute Maßnahmen“. | |
Die Koalitionsspitze legte ein sechs Seiten langes Papier mit Eckpunkten | |
für ein Integrationsgesetz vor. Darin werden Maßnahmen zur Förderung der | |
Eingliederung von Flüchtlingen und Migranten benannt. Zugleich listet das | |
Papier aber auch Sanktionsmöglichkeiten auf, falls sich Betroffene der | |
Integration verweigern. Die Eckpunkte sollen am 22. April bei einer | |
Ministerpräsidentenkonferenz erörtert werden. Die Regierung will den | |
Gesetzentwurf bei einer Klausur am 24. Mai in ihrem Gästehaus in Meseberg | |
nördlich von Berlin beschließen. | |
## Integrationsgesetz: Mehr Arbeitsplätze | |
Für Asylbewerber mit Ansprüchen auf Leistungen sollen aus Bundesgeldern | |
100.000 zusätzliche Arbeitsgelegenheiten geschaffen werden. Asylbewerber | |
aus sicheren Herkunftsstaaten oder ausreisepflichtige Menschen sollen nicht | |
davon profitieren. Bei bestimmten Integrationsmaßnahmen soll die Pflicht | |
zur Mitwirkung gesetzlich vorgeschrieben werden. Eine Ablehnung oder der | |
Abbruch solcher Maßnahmen ohne wichtigen Grund soll zur Einschränkung von | |
Leistungen führen. | |
Um Unklarheiten bei der Aufenthaltsgenehmigung zu vermeiden, soll der | |
Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Integrationsleistungen an einen | |
Ankunftsnachweis geknüpft werden. Machen Schutzsuchende eine Ausbildung, | |
soll eine Duldung für deren gesamte Dauer gelten. Bei Asylbewerbern und | |
Geduldeten soll für einen Zeitraum von drei Jahren die Prüfung entfallen, | |
wonach zunächst einem deutschen oder europäischen Staatsbürger der Job | |
angeboten werden muss. | |
Verlassen Schutzberechtigte unerlaubt den ihnen zugewiesenen Wohnsitz, soll | |
dies spürbare Konsequenzen haben. Wartezeiten von bisher drei Monaten auf | |
einen Integrationskurs will die Koalition auf sechs Wochen verkürzen. | |
## Terrorismusbekämpfung: Mehr Geld, mehr Personal | |
Im Maßnahmenkatalog zur Terrorismusbekämpfung wird vorgeschlagen, den | |
Sicherheitsbehörden mehr Geld, Personal und Befugnisse zu geben. Die | |
Bundespolizei soll die Erlaubnis zum Einsatz von verdeckten Ermittlern | |
schon zur Gefahrenabwehr und nicht erst zur Strafverfolgung erhalten. Damit | |
soll auch gegen Schleuserkriminalität vorgegangen werden. | |
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und der Bundesnachrichtendienst sollen | |
nach dem Willen der Koalitionsspitzen stärker als bisher mit | |
Partnerdiensten aus Europa, der Nato und Israel Daten austauschen können. | |
Voraussetzung sei etwa ein klar definierter Zweck des Austauschs und ein | |
begrenzter Anwendungsbereich. Gemeinsame Dateien von Geheimdiensten und | |
Polizei müssten stärker als bisher zur Analyse genutzt werden können, heißt | |
es weiter. | |
14 Apr 2016 | |
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[1] https://twitter.com/ThomasOppermann/status/720388958262272000 | |
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