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# taz.de -- Kommentar Grüne und Vermögensteuer: Steuern für die reichsten 50…
> Mit ihrem Vorschlag zielen die Grünen nicht auf Gutverdienende, sondern
> auf Vermögende. Das ist politisch der richtige Ansatz.
Bild: Ungleiche Verteilung: Die Grünen wollen an weggeschlossenes Vermögen
Die Grünen haben mit Steuererhöhungen keine guten Erfahrungen gemacht. 2013
wollten sie den Spitzensteuersatz erhöhen, das Ehegattensplitting
abschmelzen und mit Vermögen- und Erbschaftsteuer die Reichen belasten.
Damit überschätzte die grüne Spitze den Altruismus ihrer Wählerschaft
gehörig. Die grüne Klientel wähnt sich zwar im Besitz höherer Moral. Sie
spendet auch mal 200 Euro an Greenpeace. Doch die Neigung, 200 Euro mehr an
den Staat zu zahlen, damit die Hartz-IV-Sätze steigen, hält sich doch sehr
in Grenzen.
Jetzt wollen linke Grüne wieder an der Steuerschraube drehen. Hat der
Erfolg von Winfried Kretschmann nicht gezeigt, dass die Grünen als solide
Öko-FDP besser fahren? Warum, mag man fragen, machen die Grünen jetzt den
gleichen Fehler wie 2013?
Nun – den machen sie nicht. Der linke Flügel um Toni Hofreiter möchte kein
Trommelfeuer von Steuererhöhungen, sondern die Vermögensteuer
wiederbeleben. Die zielt, anders als ein höherer Spitzensteuersatz, nicht
auf das Architekten-Ehepaar in Freiburg oder in Prenzlauer Berg, die 6.000
Euro brutto im Monat verdienen, sondern auf die oberen 500.000 der
Republik.
Politisch ist das der richtige Ansatz. Die Einkommen sind in Deutschland
zwar auch ungleicher geworden – dramatisch aber ist die Verteilung des
Vermögens. Das obere Zehntel besitzt sehr viel, die unteren zwei Drittel
haben fast nichts. Vermögen ist hierzulande ungleicher verteilt als in
Italien, Spanien und sogar im nepotistisch geprägten Griechenland.
## Mitverantwortlich für die Ungleicheit
Die Vermögensteuer kann 10 bis 20 Milliarden Euro im Jahr einbringen.
Genauer lässt sich dies nicht schätzen. Denn sie ist ein kompliziertes,
störanfälliges Instrument. Diese Steuer muss gegen Klagen in Karlsruhe
immun sein und verhindern, dass Reichtümer massenhaft in Kunstwerken oder
im Ausland geparkt werden. Das ist schwierig, darf aber kein
unüberwindbares Hindernis sein. Fahrräder zu klauen wird ja auch nicht
erlaubt, nur weil Diebesbanden raffinierter werden.
Als die Grünen das letzte Mal regierten, senkten sie mit der Schröder-SPD
entschlossen Steuern für Unternehmen und Reiche. Fischer und Co sind
mitverantwortlich für das Gefälle zwischen Arm und Reich. Wenn die Grünen
nun mehr Verteilungsgerechtigkeit wollen, ist das eine Art
Wiedergutmachung.
21 Apr 2016
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Vermögenssteuer
Grüne
Anton Hofreiter
Martin Schulz
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Steuerpolitik
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Bündnis 90/Die Grünen
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