# taz.de -- Flüchtlinge auf Lesbos: Protest im Camp Moria | |
> Zu wenige Dolmetscher und Anwälte: Vor neuen geplanten Abschiebungen | |
> beklagt das UNHCR mangelnde Rechtsstaatlichkeit. | |
Bild: Pakistanische Flüchtlinge auf Lesbos | |
Lesbos taz | Etwa 50 Insassen im Flüchtlingscamp Moria, das seit dem | |
EU-Türkei-Beschluss abgeriegelt ist, haben sich am Mittwochmorgen zu einer | |
Demonstration hinter dem Haupteingang des von Polizisten streng bewachten | |
Camps niedergelassen. Sie haben große Angst, die Nächsten zu sein, die | |
abgeschoben werden. | |
„If you deport us we will die“ (Wenn ihr uns deportiert, sterben wir) steht | |
auf einem der Pappschilder der Demonstranten. Im Sprechchor rufen sie: | |
„Nicht zurück in die Türkei – bringt uns besser um!“ Eine Freiwillige | |
spricht kurz durch den Gitterzaun hindurch mit einem der Insassen, | |
Journalisten versuchen Kontakt aufzunehmen – alle werden von der | |
griechischen Polizei weggeschickt. | |
Die UN-Menschenrechtsorganisation UNHCR teilte unterdessen mit, dass bei | |
der Abschiebung rechtliche Fehler unterlaufen sind. Denn jeder Mensch, der | |
in die EU flüchtet, habe das Recht darauf, Asyl zu beantragen. Bis die | |
Kontrollen des Antrags nicht ausgeführt worden sind, dürfen die Menschen | |
nicht ausgewiesen werden, so das Flüchtlingshilfswerk. | |
Das UNHCR spricht mit den Menschen in den Camps und notiert, wer einen | |
Asylantrag stellen will. „13 der abgeschobenen Menschen wurden jedoch in | |
die Türkei ausgewiesen, ohne dass sie die Chance bekamen, den Asylantrag in | |
Griechenland zu stellen“, sagt Katerina Kitidi, Sprecherin des UNHCR. Das | |
sei ein Fehler der Behörden. | |
## Abgeschobene aus Afghanistan und Pakistan | |
Der Anwalt Nikos Chariatelis berät Flüchtlinge und Migranten vor Ort. „Es | |
sind für die über 3.000 Flüchtlinge und Migranten nicht genug Mitarbeiter – | |
Anwälte, Übersetzer, Sachbearbeiter – vor Ort.“ Damit bleibt die Frage | |
eines rechtsstaatlichen Verfahrens zumindest offen. | |
Insgesamt wurden bislang 202 Menschen von den Inseln Lesbos und Chios | |
deportiert und von jeweils einem Sicherheitsmann der griechischen Polizei | |
oder der Grenzagentur Frontex begleitet. Die abgeschobenen Menschen stammen | |
hauptsächlich aus Afghanistan und Pakistan. Sie wurden infolge des | |
EU-Türkei-Deals aus Europa abgeschoben. Danach nimmt die Türkei alle | |
Migranten und Flüchtlinge zurück, die nach dem 20. März aus der Türkei in | |
Griechenland ankommen. | |
6 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Theodora Mavropoulos | |
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