# taz.de -- Kommentar Schäubles Haushaltspolitik: Die guten Jahre verschlafen | |
> Es herrscht zwar keine Diktatur der Null, aber ein hartes Spar-Regiment. | |
> Die Regierung läuft Gefahr, die gegenwärtigen guten Jahre zu verschlafen. | |
Bild: Mein Schatz: Wegen der niedrigen Zinsen wäre ein moderate Neuverschuldun… | |
Wolfgang Schäuble Geiz und Planlosigkeit vorzuwerfen ginge an der Sache | |
vorbei. Der Finanzminister tut das Notwendige, indem er Milliarden Euro für | |
die Flüchtlinge zur Verfügung stellt. Trotzdem schwebt über allem die | |
Ideologie der Nullverschuldung, die in unserem Land einiges erschwert. | |
In mancher Hinsicht handelt Schäuble durchaus großzügig und vorausschauend. | |
Ohne sich zu wehren, reserviert er für den Bundeshaushalt 2017 rund zehn | |
Milliarden Euro, um die Zuwanderung zu bewältigen. Sollten die Ausgaben | |
diese Grenze übersteigen, wird sich auch dafür Geld finden. | |
Gleichzeitig steigen die Sozialausgaben – ohnehin der größte Posten – | |
weiter an. Für Entwicklungshilfe und Klimaschutz gibt es ebenfalls | |
zusätzliche Mittel. Und nicht zuletzt erhalten die Länder und Kommunen | |
regelmäßig mehr Geld. Unter dem Strich schafft die Bundesregierung so auch | |
zusätzliche Nachfrage im Inland, die die europäische Wirtschaft insgesamt | |
unterstützt. | |
So herrscht zwar keine Diktatur der Null, aber doch ein hartes | |
Spar-Regiment. Die zentrale finanzpolitische Botschaft der Regierung | |
lautet: Wir wirtschaften solide und machen keine neuen Schulden. Die Folgen | |
dieser Politik zeigen sich vor allem bei den niedrigen Ausgaben für | |
Investitionen. Kaum zu glauben, wie lahm das Internet in manchen Regionen | |
Deutschlands ist. Daran trägt auch die Regierung eine Mitverantwortung, | |
denn sie stellt nicht genug Mittel für den Ausbau der Infrastruktur bereit. | |
Dabei ließen sich Mehrausgaben leicht finanzieren, wenn der Finanzminister | |
ein paar Milliarden Euro neue Kredite aufnähme. An der Sanierung der | |
Staatsfinanzen änderte das nichts. Weil die Wirtschaftsleistung wohl auf | |
absehbare Zeit zunimmt, ginge der Schuldenstand auch bei einer moderaten | |
Neuverschuldung weiter zurück. Durch ihren Sparzwang aber läuft die | |
Regierung Gefahr, die gegenwärtigen guten Jahre zu verschlafen. | |
24 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
## TAGS | |
Wolfgang Schäuble | |
Haushalt | |
Schwarze Null | |
Flüchtlinge | |
Investitionen | |
Bundestag | |
Das Milliardenloch | |
Wolfgang Schäuble | |
Wolfgang Schäuble | |
Bündnis 90/Die Grünen | |
Wolfgang Schäuble | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Haushaltsausschuss des Bundestages: Etat für 2017 beschlossen | |
Einigung nach 14-stündiger Schlussberatung: Vor allem für Innere Sicherheit | |
und humanitäre Hilfe soll es mehr Geld geben als ursprünglich geplant. | |
Bundeshaushalt 2017: Noch hält die Null | |
Trotz steigender Flüchtlings- und Sozialausgaben will Finanzminister | |
Schäuble keine Neuverschuldung bis 2020. Mehrausgaben plant er dennoch ein. | |
Debatte um Bundeshaushalt: Einwanderung belastet kaum | |
Der Finanzminister warnt mal wieder vor einem langfristigen Defizit. | |
Mehrkosten durch Einwanderung kann sich der Haushalt jedoch leisten. | |
Weltwirtschaftsforum in Davos: Schäuble fordert Marshallplan | |
Europa soll die Nachbarländer Syriens unterstützen, damit Fluchtwillige | |
dortbleiben. Deutschland würde zahlen – wenn andere mitmachen. | |
Zukunftspläne der Grünen: 20 Milliarden Euro für Integration | |
Die Grünen beschließen auf ihrer Klausur einen umfassenden | |
Integrationsplan. Ein neues Ministerium soll sich um Flüchtlinge kümmern. | |
Finanzpolitik in Deutschland: Abschied von der schwarzen Null | |
Die SPD drängt auf neue Milliarden für Bildung und Integration – auch wegen | |
der Flüchtlinge. Schäuble ahnt, dass sein Lieblingsprojekt wackelt. |