# taz.de -- Panik vor Arbeitnehmerrechten in Bremen: Weiche von uns, Betriebsra… | |
> Alnatura hat mit Grünen-Chefin Kai Wargalla eine „Schuldige“ ausgemacht | |
> für die unruhestiftende Idee eines Betriebsrats in der Biomarkt-Filiale | |
> Faulenstraße | |
Bild: Wenn sich bei Alnatura welche versammeln, kriegen die Chefs schon Panik. … | |
BREMEN taz | Nach dem Beschwerdebrief von zehn MitarbeiterInnen der | |
Alnatura-Filiale in der Faulenstraße, der die „negative Berichterstattung“ | |
über die Bio-Supermarkt-Kette und die daraus resultierende Verschlechterung | |
des Betriebsklimas in der Bremer Filiale beklagt [1][(taz berichtete)], hat | |
sich nun auch das Unternehmen zu Wort gemeldet. | |
Sie fände es „nicht schön“, sagte Alnatura-Sprecherin Stefanie Neumann, | |
dass sich „die Medien“ stets auf die Seite jener stellten, „die unbedingt | |
einen Betriebsrat wollen“. Das Schreiben der MitarbeiterInnen zeige doch | |
deutlich, dass die Mehrheit der in der Faulenstraße Beschäftigten gar | |
keinen Betriebsrat wollten. | |
Sie selbst stünde dem Wunsch nach der Mitarbeitervertretung | |
„selbstverständlich nicht entgegen“, allerdings „haben wir bei Alnatura | |
extra Ansprechpartner für alle Belange unserer Mitarbeiter – da fragt man | |
sich natürlich schon, wozu benötigt man dann noch einen Betriebsrat?“. | |
Für Sandra Schmidt, Gewerkschaftssekretärin bei Ver.di, sind solche | |
internen Ansprechpersonen „zahnlose Tiger: Sie können zuhören und sicher | |
auch vermitteln, aber eine rechtliche Handhabe haben sie nicht“. Das sei | |
vielen Angestellten oft gar nicht bewusst: „Beim Streit mit DM stand die | |
Existenz vieler Arbeitsplätze bei Alnatura auf Messers Schneide – ohne | |
einen Betriebsrat gibt es in solchen Fällen keinen Sozialplan und keinen | |
vernünftigen Interessensausgleich.“ Ein interner Ansprechpartner habe auch | |
kein Recht, eine Einigungsstelle einzuschalten: „Es ist immer gut, allein | |
aus präventiven Gründen, einen Betriebsrat zu haben“, sagt Schmidt. | |
Noch vor dem nächsten Anlauf für die Betriebsratswahl wolle sie deswegen | |
die Angestellten zu einer Info-Veranstaltung einladen. „Dort können alle | |
offenen Fragen geklärt werden.“ | |
Für Alnatura scheint eine MitarbeiterInnenvertretung einer | |
Bankrotterklärung gleichzukommen: „Ein Betriebsrat wird nur dann gegründet, | |
wenn die Mitarbeiter unzufrieden sind“, sagt Neumann. Das sei bei Alnatura | |
aber nicht der Fall, „und deswegen gibt es ja in allen unseren Filialen | |
bisher auch nur einen einzigen Betriebsrat“. | |
Die Idee eines Betriebsrats für die Filiale Faulenstraße geht für Neumann | |
auf „eine Minderheit“ zurück, vor allem auf eine Person: Kai Wargalla, | |
Alnatura-Angestellte und Landeschefin der Bremer Grünen. „Man hat den | |
Eindruck, sie möchte mit ihrem öffentlichen Engagement für einen | |
Betriebsrat ihre politische Karriere vorantreiben und in die | |
Geschichtsbücher einziehen“, meint Neumann. Und das ginge gegen den Willen | |
und zu Lasten „der Mehrheit der Mitarbeiter“. | |
„Absoluter Quatsch“, sagt dazu Alnatura-Mitarbeiter Maik Dörfert: „Kai | |
Wargalla vertritt uns zwar meist nach außen hin, aber sie ist keineswegs | |
die einzige, die einen Betriebsrat will.“ Er selbst schätzt, dass ungefähr | |
die Hälfte seiner KollegInnen dafür sei, „aber aus Angst vor Ärger gehen | |
eben nicht alle so offensiv damit um“. | |
Dörfert ist einer der drei Wahlvorstands-Mitglieder, die laut dem Schreiben | |
der Alnatura-MitarbeiterInnen „für sich entschieden haben, einen | |
Betriebsrat zu gründen“. Er berichtet, dass es im Vorfeld immer wieder | |
Beschwerden gegeben hätte wegen Personalmangels und dass eine | |
Mitarbeiterbefragung „durchweg negativ“ ausgefallen sei: „Aber darüber | |
wurde einfach nicht gesprochen.“ | |
Die interne Ansprechpartnerin für die KollegInnen „tat so, als ob wir | |
untereinander Probleme hätten, die gelöst werden müssten“, sagt Dörfert. | |
Sie veranstaltete einen „Team-Tag“ zur Verbesserung des Betriebsklimas, „… | |
dem allerdings keine einzige Führungskraft, mit der ein klärendes Gespräch | |
nötig gewesen wäre, teilgenommen hat“. | |
Sandra Schmidt hat oft mit betriebsratsunfreundlichen Unternehmen zu tun. | |
„Klar, der Arbeitgeber wird ja auch in seiner Handlungsfähigkeit | |
eingeschränkt – aber in der Form wie bei Alnatura hab ich das noch nie | |
erlebt“, sagt sie. | |
Für Dörfert liegt der Grund für die Ablehnung „in der Philosophie des | |
Alnatura-Geschäftsführers Götz Rehn: Der meint, in der gesamten Bio-Branche | |
bräuchte man keinen Betriebsrat, weil es dort schlichtweg keine Probleme | |
gibt – ich habe keine Ahnung, warum er so etwas glaubt“. | |
8 Mar 2016 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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