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# taz.de -- Kommentar Krawalle von Clausnitz: Ein Ozean der niederen Instinkte
> Es ist alles wie immer in Sachsen. Hass, Rassismus und eine
> „überforderte“ Polizei. Das kann doch nicht ewig so weitergehen.
Bild: Wer sich angesprochen fühlt...
Der Job war nicht so schwer: Flüchtlinge aus einem Bus in ihre Unterkunft
verbringen. Stolz verkündet der für den Einsatz im sächsischen Clausnitz
zuständige Polizeichef, dass bei dem Vorgang niemand verletzt worden sei.
Man soll wohl gratulieren, dass mitten in Deutschland Menschen ein Gebäude
zwar nicht gefahrlos, aber immerhin ohne Blutvergießen beziehen können. Als
wenn das nicht schon absurd genug wäre, [1][wird angemerkt, die Flüchtlinge
hätten selber zur Eskalation beigetragen], indem sie aus dem Bus heraus die
Protestierenden mit Gesten provoziert hätten.
Da geht man also ganz unschuldig seinem Recht auf öffentlichen Hass nach,
beschimpft und bedroht zur Feierabendgaudi Ausländer und was tun die?
Machen Gesten, obszöne gar. Stinkefinger sollen gezeigt worden sein. Das
verletzt die Regeln des zivilisierten demokratischen Diskurses, wie er auf
Sachsens Straßen nun einmal üblich ist, auf das Schwerste. Die Polizei hat
selbstverständlich Anzeigen wegen Beleidigung aufgenommen.
Was soll man dazu noch sagen? Ein weiteres gottverlassenes Städtchen auf
der Karte der Unmenschlichkeit. Bewohnt von vernagelten Gemütern, die
vermutlich noch stolz auf ihre widerwärtige Schamlosigkeit sind, mit der
sie ihrem Hass auf alles Fremde freien Lauf lassen. Eine Polizei, die
Probleme auch am liebsten bei diesen Fremden sucht.
## Volk? Stinkefinger!
„Wir sind das Volk“ rufen also die einheimischen Gartenzwerge,
Frühstücksfaschisten und schlecht integrierten Wendeverlierer um den andern
unmissverständlich zu bedeuten, dass sie nicht dazu gehören. Als wenn
irgendjemand zu ihnen gehören wollen würde. Der Stinkefinger ist doch die
einzig angemessene Antwort: „Verstanden, ihr seid das Volk. Könnt ihr auch
gerne bleiben.“
Die Frage ist nur: Was macht man mit so einem Volk, dass in all seiner
Hässlichkeit den Blick auf die schöne Landschaft verstellt? Für eine
friedliche Umsiedlung sind es schließlich zu viele. Da bleibt wohl nur die
geduldige Stärkung der Zivilgesellschaft und alternativer Strukturen und
eine Neuaufstellung der Polizei, inklusive Antirassismusschulung. Zum
Beispiel.
Man möchte ja in dieser Richtung keinen ungebührlichen Druck auf die
sächsische Landesregierung ausüben, aber es muss doch auch bei denen
langsam angekommen sein, dass in diesem deutschen Ozean der niederen
Instinkte der Marianengraben irgendwo zwischen Dresden und Zwickau
verläuft. Und zwar nicht erst seit vorgestern.
20 Feb 2016
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[1] /Nach-rassistischen-Krawallen-in-Clausnitz/!5279946
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
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