# taz.de -- Kommentar Anschlag in Burkina Faso: Demokratie gegen den Terror | |
> Um den Terror in Westafrikas Sahelzone eindämmen zu können, muss den | |
> Menschen dort auch eine Zukunftsperspektive geboten werden. | |
Bild: Verkohlte Autos vor dem Splendid Hotel in Ouagadougou. | |
Der Terrorangriff in Ouagadougou am Wochenende sollte ein Weckruf sein. | |
Erstens: Keine Hauptstadt in Westafrikas Sahelzone ist mehr sicher. In | |
Bamako in Mali gab es vor zwei Monaten einen Angriff auf ein Luxushotel, in | |
Niamey in Niger wurden schon vor Jahren westliche Ausländer entführt, in | |
Ndjamena im Tschad hat Boko Haram bereits blutig zugeschlagen. Burkina | |
Fasos Hauptstadt blieb bislang verschont. Jetzt nicht mehr. | |
Deutschland schickt sich gerade an, bis zu 650 Soldaten nach Mali zu | |
schicken, im Rahmen der dortigen Mission der Vereinten Nationen. Doch die | |
deutsche Debatte dazu hinkt der Realität um Jahre hinterher. Man sorgt | |
sich, die Soldaten könnten im Norden Malis landen und dort sei es | |
gefährlich, weil in der Wüste Islamisten wohnen. Wahr ist: Gefährlich ist | |
es überall. Das spricht nicht gegen den Mali-Einsatz der Bundeswehr, aber | |
es spricht für Realismus. | |
Zweitens: Der Kampf gegen den Islamismus ist nicht nur ein Wüstenkrieg. | |
Wenn von Mali über Nigeria bis Kamerun kein Land mehr vom Terror verschont | |
bleibt, geht es um ein größeres Problem. Keine Weltregion ist ärmer, in | |
keiner wächst die Bevölkerung schneller, nirgends haben so wenige | |
Jugendliche eine Aussicht, einmal selbst ihren Lebensunterhalt zu | |
verdienen. | |
Die Fluchtwege über Libyen nach Europa sind Todesfallen. Immer mehr | |
Menschen folgen dem mit Geld gesüßten Ruf islamistischer Demagogen, etwas | |
angeblich Sinnvolles mit ihrem Leben anzufangen. | |
Eine effektive Anti-Terror-Politik in Westafrika und in der Sahelzone | |
braucht zwei Ebenen: Die Zerschlagung der Terrorgruppen – und die Förderung | |
von Zukunftsperspektiven. Deshalb ist es so wichtig, die Möglichkeiten zur | |
Arbeitsmigration nach Europa nicht zu verschließen – und die junge | |
Demokratie in Burkina Faso, in die die aufgeklärte Jugend ganz Afrikas ihre | |
Hoffnungen setzt, zu unterstützen. Gerade jetzt. | |
17 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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