| # taz.de -- Lichtverschmutzung in Deutschland: Die Zukunft liegt im Dunkeln | |
| > Die Nacht wird immer heller. Das ist ein Problem für Mensch und Natur. | |
| > Der Physiker Christopher Kyba will den Sternenhimmel retten. | |
| Bild: „Wir wissen so wenig über die Nacht“, sagt der Physiker Christopher … | |
| Um mit Christopher Kyba über die Dunkelheit zu sprechen, braucht man eine | |
| Lampe. Es geht durch einen dunklen Wald, über Stock und Stein. Die kleine | |
| Fahrradlampe kann den Waldweg kaum erleuchten, und mehrmals rutscht das Rad | |
| über Baumwurzeln. Straßenbeleuchtung wäre hilfreich. Doch wer Kyba zuhört, | |
| wie er über die Nacht und die Lichter spricht, freut sich auf dem Rückweg | |
| über die Dunkelheit. Und schaltet auch die Fahrradlampe aus. | |
| Hier, auf dem Telegrafenberg, liegt der „Wissenschaftspark Albert | |
| Einstein“. Schon vor 140 Jahren mussten die Astronomen aus Berlin in die | |
| Dunkelheit an den Rand von Potsdam fliehen, als mit der Industrialisierung | |
| und dem elektrischen Licht die Städte immer heller wurden. Jetzt ist es | |
| auch hier nicht mehr dunkel genug, um den Sternenhimmel unter wirklich | |
| guten Bedingungen zu beobachten. | |
| Denn seit der Erfindung des elektrischen Lichts verschwindet die Nacht. In | |
| klaren Nächten ist es in Großstädten wie Berlin heute zehn Mal heller als | |
| vor 150 Jahren, schätzt Kyba, bewölkte Nächte sind sogar hunderte Male | |
| heller. Er verweist auf Satellitenbilder, die zeigen, wie die Erde immer | |
| stärker leuchtet. Besonders Westeuropa und Nordamerika sind auf diesen | |
| Karten ein einziges Lichtermeer. | |
| Wenn Kyba, Rollkragenpullover und Halbglatze, in seinem Büro über die | |
| Dunkelheit spricht, dann glühen seine Augen. „Ich bin ein – how do you say | |
| that in German? – Früheule? Langschläfer? Nachteule!“ Und wenn der Kanadi… | |
| „Nachteule“ sagt, klingt das so, als sei die Eule nackt. Kyba war der | |
| weltweit erste bezahlte Wissenschaftler, der sich ausschließlich mit | |
| Lichtverschmutzung beschäftigt. Er arbeitet im Projekt „Verlust der Nacht“, | |
| finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Kyba sagt, er | |
| ist Wissenschaftler und Aktivist. Das heißt, er will nicht nur erforschen, | |
| was passiert, wenn wir die Nacht verlieren. Er will sie auch retten. | |
| ## Dark Sky Places | |
| Kyba ist Tag und Nacht für die Dunkelheit unterwegs. Mit einer kleinen | |
| Cessna fliegt er über Berlin und macht Fotos von oben, um die Beleuchtung | |
| Berlins zu kartografieren. Kyba hält Vorträge an Schulen. In jeder Klasse | |
| gibt es Kinder, erzählt er, die vor dem Fernseher oder bei Licht schlafen. | |
| Er versteht das nicht. Er will die Menschen für die Dunkelheit begeistern. | |
| Kyba kämpft nicht allein. In der Dark Sky Association haben sich | |
| Astronomen, Physiker und andere Wissenschaftler aus aller Welt | |
| zusammengeschlossen. Sie versuchen auf Kommunen und Regierungen | |
| einzuwirken. Mit Erfolg: Erste Großstädte wie Berlin haben Lichtkonzepte | |
| verabschiedet, um die Lichtverschmutzung zu verringern. Und sie ernennen | |
| Dark Sky Places. | |
| Das sind Regionen, die besonders dunkel sind und einen klaren Sternenhimmel | |
| haben. Wenn sich die Kommunen und Hotels der Region dazu verpflichten, ihre | |
| Lichtverschmutzung zu reduzieren, bekommen sie ein Zertifikat ausgestellt. | |
| Es sollen Rückzugsorte für Tiere entstehen, vergleichbar mit | |
| Naturschutzgebieten. Hierhin könnten die Tiere vor künstlichem Licht | |
| fliehen. In Deutschland gibt es bisher solche Orte: in der Rhön, in der | |
| Eifel und im Havelland. | |
| Auf Kybas Schreibtisch liegt ein Ausdruck des „Abendlieds“ von Matthias | |
| Claudius: „Der Mond ist aufgegangen, die goldenen Sternlein prangen.“ Fragt | |
| man ihn, warum er einen Deckenstrahler in der Zimmerecke stehen hat, | |
| springt er auf, läuft zum Lichtschalter, dimmt das Licht, läuft durchs | |
| Zimmer, macht ein anderes Licht an. An den Wänden hängen Bilder, die seine | |
| Tochter gemalt hat. Auf jeder Zeichnung: eine Sonne. Sind wir vom Licht | |
| mehr fasziniert als von der Nacht, Mister Kyba? | |
| „Wir verbinden Licht mit Sicherheit und Modernität. Aber wir wissen viel zu | |
| wenig darüber, was künstliches Licht mit Mensch und Natur macht.“ Zwar | |
| haben Astronomen schon in den sechziger Jahren gewarnt, dass die | |
| Sternenbeobachtung immer schwieriger werde, doch erst seit wenigen Jahren | |
| beschäftigen sich Biologen, Mediziner und andere Wissenschaftler mit der | |
| Frage, welche Auswirkungen die Lichtverschmutzung auf den Menschen hat. | |
| ## Mein Zimmer bei Nacht | |
| Kyba zählt auf, was wir schon über Lichtverschmutzung wissen: Der | |
| Biorhythmus des Menschen wird durch Licht bestimmt. Früher wachten wir mit | |
| dem Morgengrauen auf, nach Sonnenuntergang gingen wir ins Bett. Das ist | |
| seit der Industrialisierung vorbei. Für den Menschen hat das medizinische | |
| Folgen. Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme lassen sich auch auf | |
| Lichteinwirkung zurückführen. | |
| Die Weltgesundheitsorganisation hält es sogar für wahrscheinlich, dass es | |
| einen Zusammenhang zwischen Lichtverschmutzung und Brustkrebs gibt. Nach | |
| einer Studie der Universität Haifa gibt es in hellen Regionen 37 Prozent | |
| mehr Fälle von Brustkrebs als in gering beleuchteten Regionen. Dafür | |
| verantwortlich gemacht wird das Hormon Melatonin, das den | |
| Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen steuert und wichtig für die Regeneration | |
| ist. Es wird vom Körper nur produziert, wenn es dunkel ist. | |
| Auch für Tiere hat die Lichtverschmutzung fatale Konsequenzen. | |
| Milliardenfach sterben Insekten durch Straßenlaternen. Eine Studie zeigt, | |
| dass manche Vogelarten in Großstädten früher mit der Paarung beginnen, weil | |
| sie künstliches Licht für den Frühling halten. Andere Arten werden vom | |
| Licht vertrieben. Doch es gibt auch Tiere, die von der Beleuchtung | |
| profitieren. Fledermäuse werden vom Licht angezogen, weil sie dort leicht | |
| Insekten und damit Nahrung finden. | |
| Viele weitere Veränderungen werden von Forschern angenommen, sind aber noch | |
| nicht durch Studien bewiesen. Kyba will das ändern: „Wir kennen in | |
| Deutschland von jedem Fluss die Temperatur, Wasser- und Belastungswerte, | |
| wissen, welche Bakterien dort leben. Aber über die Nacht wissen wir noch | |
| kaum etwas.“ Dabei teile sich fast das gesamte Tierreich in tag- und | |
| nachtaktiv. „Über die Hälfte unseres Lebens auf der Erde wissen wir kaum | |
| etwas – das ist doch verrückt!“ | |
| „Komm mit!“, sagt Kyba, und läuft die Treppen seines Instituts immer höhe… | |
| nimmt dann eine kleine Wendeltreppe, stößt eine Dachluke auf und wird von | |
| der Finsternis verschluckt. Oben ist es dunkel, so dunkel, wie es in einer | |
| Großstadt niemals wird. Ist hier noch Dachpappe, oder geht es hier steil | |
| bergab? Haben Sie eine Taschenlampe, Mister Kyba? | |
| ## Die Lüftung röhrt | |
| Er schüttelt den Kopf. „Unsere Augen müssen sich nur kurz an die Dunkelheit | |
| gewöhnen“, versucht er zu beruhigen. Eine Lampe würde zwar eine kleine | |
| Fläche hell erleuchten, aber alles andere würde uns noch dunkler | |
| erscheinen. „Licht macht Dunkelheit“, das ist einer der Lieblingssätze von | |
| Kyba. | |
| Und tatsächlich, nach einer Minute ist alles auf dem Dach gut zu erkennen. | |
| Ein paar Geräte vermessen die Nacht, eine Lüftung röhrt. Vom Dach auf dem | |
| Telegrafenberg aus sieht man eine leuchtende Kuppel über der Stadt, einen | |
| Nebel aus Licht. Die Lichtverschmutzung. | |
| Kyba schaut in den Himmel. Er zieht ein Gerät aus der Tasche, so groß wie | |
| eine Zigarettenschachtel, und hält es hoch. Auf einem Display erscheint in | |
| roter Schrift: 18,32. Ein ziemlich dunkler Himmel. Doch leider ist es | |
| bewölkt, es sind kaum Sterne zu sehen. | |
| Astronomen messen den Sternenhimmel in einer sehr alten, komplizierten | |
| Einheit, die im antiken Griechenland entwickelt wurde. Dabei wird gemessen, | |
| wie hell der Sternenhimmel erscheint. Je niedriger der Wert, desto heller | |
| der Himmel und desto weniger Sterne sind mit dem bloßen Auge erkennbar. Es | |
| ist auch dieses uralte Wissen über Einheiten und Skalen, das Kyba retten | |
| will. Für Physiker und Astronomen ist die Betrachtung des Sternenhimmels, | |
| der über Jahrtausende dem Menschen zur Orientierung gedient hat, ein | |
| Kulturgut, das nicht vom Licht überstrahlt werden darf. „Die Menschen lesen | |
| Horoskope, aber sie wissen nicht, was die Sterne bedeuten“, sagt Kyba. Wer | |
| ihn auf diesem Dach stehen sieht und beobachtet, wie er nach oben schaut, | |
| merkt: Es sind nicht die gesundheitlichen oder ökologischen Gefahren, die | |
| ihn antreiben, die Lichtverschmutzung zu bekämpfen. Es ist der Blick in den | |
| Sternenhimmel. „Er macht das Leben reicher“, sagt Kyba. | |
| Jetzt zieht er ein Smartphone heraus und demonstriert seine neueste | |
| Entwicklung. Kyba weiß: Er muss ins Licht, auf die leuchtenden Bildschirme | |
| der Menschen, um sie für die Dunkelheit zu begeistern. Darum hat er die | |
| „Loss of the Night“-App entwickelt. Mit ihr wird jeder Sternegucker zum | |
| Astronomen. Öffnet man die App und hält sie über den Kopf, hilft sie einem, | |
| die Sterne zu erkennen und sie Sternbildern zuzuordnen. Ähnliche | |
| Anwendungen gibt es bereits, das Besondere an Kybas Entwicklung: Die Nutzer | |
| können angeben, wie gut einzelne Sterne zu erkennen sind. So erhält der | |
| Forscher jede Woche Tausende Rückmeldungen über die Lichtverschmutzung auf | |
| der Welt. Citizen Science heißt diese Form der Datensammlung, bei der jeder | |
| mitforschen kann. Kyba kann damit erstmals flächendeckend die | |
| Lichtverschmutzung in unterschiedlichen Teilen der Welt erfassen. | |
| ## Die Nacht, die Lichter | |
| Die Technik macht unsere Nacht immer heller. Und gleichzeitig ist sie die | |
| einzige Möglichkeit für Forscher, die Städte wieder dunkler zu machen. Das | |
| ist der Widerspruch, mit dem Kyba leben muss. | |
| Kyba träumt von Straßenlampen, die ein Bewegungsmelder erst dann | |
| einschaltet, wenn sich ein Auto nähert. Er hofft, dass die LED-Technik dazu | |
| genutzt wird, Laternen zu dimmen. Intelligentes Licht soll in Zukunft | |
| morgens höhere Blauanteile haben und uns beim Aufwachen helfen, und abends | |
| rötlich sein und müde machen, bevor wir ins Bett gehen. | |
| Doch die Erde wird nicht nur hell beleuchtet, der Mensch scheint vom Licht | |
| auch magisch angezogen. Als in den siebziger Jahren der Farbfernseher in | |
| die Wohnzimmer einzog, sprachen manche vom Fernseher als Lagerfeuer der | |
| modernen Familie. Heute schauen viele im Büro acht Stunden ins Licht eines | |
| Bildschirms, schauen täglich vier Stunden fern und gucken in jeder freien | |
| Minute auf das Smartphone. All das schadet uns, sagt Kyba. Manchmal scheint | |
| es, als würde er einen verlorenen Kampf führen. | |
| Kyba steckt seine Geräte wieder ein und klettert vom Dach des Instituts | |
| nach unten. Zu Fuß geht es jetzt über das Gelände des Telegrafenbergs und | |
| die Straße runter in die Innenstadt von Potsdam. Kyba will zeigen, was gute | |
| und schlechte Straßenbeleuchtung ist. | |
| ## 224.000 Straßenlaternen in Berlin | |
| Neun Millionen Straßenlaternen stehen in Deutschland, allein 224.000 sind | |
| es in Berlin. Dazu kommen Millionen Lichter aus Wohnungen und Häusern, von | |
| Fabriken, Autos. So wird die Nacht seit der Erfindung des elektrischen | |
| Lichts heller und heller. Immer wieder bleibt Kyba stehen und unterbricht | |
| seinen eigenen Vortrag. „Das ist fast perfekt!“ Er zeigt auf die Leuchte, | |
| die beim Pförtner des Instituts angebracht ist: Sie ist abgeschirmt und | |
| leuchtet nur nach unten. So wird kaum Licht überflüssigerweise in die Welt | |
| geschickt, sondern nur dorthin, wo es leuchten soll. | |
| Kyba geht weiter und bleibt an einer Straßenlaterne wieder stehen. Die | |
| Laterne spendet Licht, ein paar Meter weiter wird es wieder dunkel. Er | |
| springt direkt vor die Laterne, plustert sich auf, das Gegenlicht blendet, | |
| er ist kaum zu erkennen. „Du weißt nicht mal, ob ich eine Waffe in der Hand | |
| habe“, sagt er triumphierend. Kyba versucht so, eines der Hauptargumente | |
| für mehr Beleuchtung zu entkräften. Das Sicherheitsbedüfnis ist das größte | |
| Hindernis für Kyba: Frauen, die sich auf dem Heimweg unwohl fühlen. | |
| Autofahrer, die befürchten, dass es auf einer weniger beleuchteten Straße | |
| mehr Unfälle geben würde. Wie kann er sie überzeugen? | |
| Er sagt, Sicherheit nehme nicht zu mit immer mehr Licht. Er erzählt von | |
| einer Kleinstadt in England, die aus Geldnot nachts die Straßenbeleuchtung | |
| ausmachte. Dort fühlten sich die Menschen nicht unsicherer. Viele gaben in | |
| einer Befragung zu, sie hätten den Unterschied gar nicht gemerkt. | |
| Kyba beschreibt einen Wettlauf, den niemand gewinnen kann. Wenn ein Laden | |
| am Straßenrand eine neue, hellere Beleuchtung im Fenster hat, sieht die | |
| Beleuchtung daneben automatisch dunkel aus. Wenn dieser Laden wiederum eine | |
| noch hellere Lampe einbaut, beginnt das Ganze von vorn. Und die nicht | |
| beleuchteten Bereiche der Straße erscheinen uns immer dunkler und dunkler. | |
| „Es geht nicht um Helligkeit, sondern um Kontrast“, sagt Kyba. „Wenn wir | |
| alle unser Licht wieder runterdimmen würden, würden wir nicht weniger | |
| sehen, sondern mehr.“ | |
| Kyba deutet auf eine Laterne am Straßenrand. Sie bildet einen Lichtkegel | |
| auf der Straße. „Schau mal, die Straße ist beleuchtet, obwohl hier nachts | |
| kein Auto fährt.“ Doch der Gehweg hinter der Laterne liegt völlig im | |
| Dunkeln. „Wenn es wirklich um die Sicherheit von Fußgängern gehen würde, | |
| sollten wir doch hier beleuchten, oder?“ Dann erzählt er von einem Bild von | |
| van Gogh. Darauf sieht man Menschen in einer Großstadt vor einem Café | |
| sitzen, über ihnen der Sternenhimmel. So möchte Kyba auch mal einen Kaffee | |
| trinken. | |
| ## Gute Nacht, Freunde | |
| Auch der Autoverkehr sei durch mehr Beleuchtung nicht sicherer, sagt Kyba. | |
| Tatsächlich gibt es in Belgien, wo die Autobahnen beleuchtet sind, nicht | |
| weniger Unfälle als in Deutschland. | |
| Kyba macht wieder halt. Auf der Rückseite eines Verwaltungsgebäudes | |
| leuchtet ein Scheinwerfer ins Gebüsch. Das Gelände ist umzäunt, warum hier | |
| beleuchtet wird, ist unklar. Kyba deutet auf die Zweige des Busches, der | |
| vom Scheinwerfer angeleuchtet wird. Es ist die einzige Pflanze weit und | |
| breit, die noch Blätter trägt. | |
| Kyba weiß nicht, ob solche ökologischen Probleme die Menschen davon | |
| überzeugen, mit der Lichtverschmutzung aufzuhören. Aber er hat noch eine | |
| Hoffnung: Wenn nicht die Umwelt die Menschen überzeugt, muss es das Geld | |
| tun. Weil Strom immer teurer wird, versuchen viele Kommunen, Geld zu | |
| sparen. Auch am Licht. Wenn er Vorträge hält, erzählt er, seien diese | |
| ökonomischen Gründe oft wichtiger als die ökologischen. | |
| ## Hätten die Hirten heute einen Stern gesehen? | |
| Je weiter Kyba läuft, desto heller wird es um ihn herum. Die Leuchtreklamen | |
| an den Haltestellen, Schaufenster, all die Laternen, die die Stadt | |
| erleuchten. Jetzt, vor Weihnachten, sind die Städte besonders hell | |
| erleuchtet. Aber auch in anderen Religionen sind Feiertage besonders hell. | |
| An Ramadan leuchten manche Städte in der arabischen Welt doppelt so hell. | |
| Es läge nahe, Kyba für einen großen Gegner der Weihnachtsbeleuchtung zu | |
| halten. Aber er will niemand sein, der verbietet. „Es ist ja Weihnachten“, | |
| sagt Kyba und zuckt mit den Schultern. Wenn die festliche Beleuchtung | |
| wirklich die Ausnahme von der Regel wäre, könnte er sich auch darüber | |
| freuen. | |
| Hätten die Hirten heute überhaupt noch den Stern gesehen, über dem Stall in | |
| Bethlehem? Kyba freut sich über diese Frage, sie ist eine Vorlage für ihn, | |
| aber sie bringt ihn als Wissenschaftler in die Klemme. „Jetzt muss man erst | |
| mal überlegen, was das physikalisch gewesen sein soll, dieser Stern.“ Dann | |
| legt er sich doch fest. Nein, einen kleinen Stern über einem Stall, den | |
| würde man heute wohl nicht mehr erkennen. | |
| Am Hauptbahnhof verabschiedet er sich, er steigt in eine Tram und fährt | |
| nach Hause, die Kinder ins Bett bringen. Wenn seine Kinder wollen, dass | |
| abends ein kleines Licht in ihrem Zimmer hell bleibt oder die Tür zum Flur | |
| einen Spaltbreit offen, bleibt Kyba hart. Er hat mit seinem kleinen Gerät | |
| gemessen, wie hell es im Kinderzimmer ist. So hell wie der Sternenhimmel. | |
| Er findet, das genügt. In sein Bad hat Kyba eine kleine orange Leuchte | |
| eingebaut, sie glüht nur mit einem halben Watt. „Zum Zähneputzen abends | |
| oder wenn man nachts auf die Toilette muss, reicht das“, sagt er. Das | |
| orange schwache Licht lässt den Körper nicht aufwachen. Seinem Traum von | |
| der Nacht ist Kyba zu Hause schon ganz nah. | |
| 27 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Kersten Augustin | |
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