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# taz.de -- Hollywoodstars für Klimaschutz: Hier spricht Mutter Natur
> Prominente geben ihre Stimme für den Klimawandel-Aktivismus. Es zeigt
> sich mal wieder: gut gemeint und gut gemacht sind zweierlei Dinge.
Bild: Sieht so „Mutter Natur“ aus? Julia Roberts wirbt für einen ihrer Fil…
Berlin taz | Leonardo DiCaprio will uns aufrütteln. „Millionen von Jahren
lang lebten und starben Pflanzen und Tiere auf der Erde“, erzählt der
Schauspieler mit fester, trotziger Stimme. Und er kommt rasch zum Punkt:
Die ollen Lebewesen verwesten wieder und erzeugten so eine „uralte
Bedrohung“: Brennstoffe – schwarzes Öl, Kohle und Gas, die Dinge eben, mit
denen die moderne Gesellschaft geschaffen wurde, wie man sie so kennt.
„Carbon“ heißt der Film, in dem die Gefahren der fossilen Brennstoffe knapp
zusammengefasst werden. DiCaprio, der die vierteilige Kurzfilmserie
„[1][Green World Rising]“ mit seiner Stiftung unterstützt, kommt die
ehrenvolle Aufgabe zu, den Eingangsmonolog zu sprechen.
Dazu sieht man etwas billige Animationen von Dinosauriern, von denen einer
schließlich in das Gehäuse eines Roboters eingesperrt wird, der schwarzen
Qualm absondert: das Kohlenstoffmonster. Aus den fossilen Resten, die
Tyrannosaurus Rex und Co. hinterließen, ist heute die Brennstoffindustrie
geworden – so die Bildidee. Und keine Frage, das Kohlenstoffmonster ist
viel gefährlicher als jedes Urviech.
Nach ein paar Minuten hat DiCaprio dann seine Schuldigkeit getan. Den
Großteil des Acht-Minuten-Clips sieht man sprechende Köpfe – Klimaexperten,
die sagen, was getan werden muss, was passiert, wenn man nichts tut. Und
man muss feststellen, dass sie in ihrem nüchternen Tonfall weit
überzeugender wirken als der unsichtbare DiCaprio mit seiner forcierten
Dramatik. Aber gut, der Film hat schließlich auch eine dramatische
Botschaft: Wir müssen immerhin gemeinsam „das Kohlenstoffmonster besiegen“.
DiCaprios Kollege [2][Morgan Freeman] hingegen hat da schon einmal die
deutlich einnehmendere Stimme. Und er legt in seinem eigenen Klimafilm,
produziert für die [3][Nachrichtenwebsite The Daily Conversation], geradezu
poetisch los: „Eines Tages werden wir aufwachen und bemerken, dass der
Strom unseres Weckers aus dem Wind stammt, der nachts zuvor durch die Bäume
strich.“
Freemans Botschaft: Grüne Ökonomie ist möglich. „Es wird mehr Jobs geben
und weniger Krankheiten.“ Der Weg dahin führe über die Einsicht, dass es
nicht nur möglich ist, sondern auch das Gebot der Vernunft, schon heute
umzudenken und nicht weiterzumachen wie bisher. Dazu klickt sich die
Bebilderung etwas hektisch durch zart wogende Gräser im Wind, Bohrinseln im
Meer, Großbaustellen, Öko-Häuser und fragende Kinderaugen, je nachdem, was
die suggestiven Zwecke verlangen. Alles in allem aber irgendwie
anrührender.
## Harrison Ford knarzt als „Der Ozean“
Was man von der [4][Kurzfilmreihe „Nature is speaking“], einer Initiative
der Umweltschutz-Organisation Conservation International, weniger behaupten
kann. Schon der Titel ist Anmaßung pur: Hier spricht die Natur
höchstpersönlich zu uns, zunächst einmal mit der Stimme von [5][Julia
Roberts als „Mutter Natur“]. „Eure Zukunft hängt von mir ab“, sagt die…
Beispiel. Dazu spektakulär-exotische Landschaftspanoramen, mit der sich die
Mutter vorbildlich in Szene setzt. Um uns alle herauszufordern: „Ich bin
die Natur. Ich bin bereit, mich weiterzuentwickeln. Seid ihr es auch?“
Dieser obszöne Anthropomorphismus scheint eine Reihe von Hollywood-Größen
überzeugt zu haben. [6][Harrison Ford] etwa spricht zu uns dunkel raunend
als „Der Ozean“, mit dem er auch gleich den Großteil der Erdoberfläche f�…
sich beanspruchen kann. Dazu herrliche Unterwasseraufnahmen oder Ansichten
von ruhig treibenden Wellen. „Wenn die Natur nicht gesund erhalten bleibt“,
knarzt er, werden die Menschen nicht überleben. Ganz einfach.“ Möge die
Kraft mit uns sein.
[7][Kevin Spacey ist „Der Regenwald“]. Man sieht Bäume, die gefällt werde…
Spacey spricht dazu mit ironisch-didaktischem Gestus über seine Bedeutung
für die Menschheit. „Menschen, die Luft machen. Das wird sicher lustig
anzuschauen sein.“ [8][Penelope Cruz wiederum gibt lapidar „Das Wasser“],
[9][Edward Norton spricht als „Der Boden“] – fragwürdiger Höhepunkt: die
Zeile „Ihr behandelt mich wie Dreck“, während man auf die braune Krume
blickt.
[10][Robert Redford] beweist dann schon einigen Humor, wenn er stimmlich
als „Redwood“ in Erscheinung tritt und dazu noch einen Dialog bietet
zwischen einem alten Redwood-Baum, der majestätisch ins Bild ragt, und
seiner Baumtochter, ein kleines grünes Kruppzeug im Unterholz. Die
wiederkehrende Botschaft lautet auch diesmal: Die Natur braucht die
Menschen nicht, die Menschen aber die Natur.
Die Natur hat aber eben nicht nur keine „Stimme“, sie ist auch nicht unser
Über-Ich, als die sie die Filme inszenieren. Das Wasser wirft uns nicht bei
jeder Dusche vor, dass wir es verschwenden. Dieser Rollen- und
Perspektivwechsel verdeckt letztlich, was das eigentliche Problem ist: ein
Ohnmachtsgefühl gegenüber der Dimension der ökologischen Katastrophe, die
da heranzieht. Und mit schlechtem Gewissen allein überwindet man das kaum.
10 Dec 2015
## LINKS
[1] http://www.greenworldrising.org/
[2] https://www.youtube.com/watch?v=8YQIaOldDU8
[3] http://www.tdcvideo.com/
[4] http://www.conservation.org/nature-is-speaking/Pages/default.aspx
[5] http://www.conservation.org/nature-is-speaking/Pages/Julia-Roberts-Is-Mothe…
[6] http://www.conservation.org/nature-is-speaking/Pages/Harrison-Ford-Is-the-O…
[7] http://www.conservation.org/nature-is-speaking/Pages/Kevin-Spacey-Is-the-Ra…
[8] http://www.conservation.org/nature-is-speaking/Pages/Penelope-Cruz-Is-Water…
[9] http://www.conservation.org/nature-is-speaking/Pages/Edward-Norton-Is-the-S…
[10] http://www.conservation.org/nature-is-speaking/Pages/Robert-Redford-Is-the…
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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