| # taz.de -- Hitliste der schlimmsten Umweltsongs: Die Klima-Killer | |
| > Sie singen mit den besten Absichten, und am Ende wird's doch meist | |
| > pathetisch. Zehn Lieder, mit denen das Klima nicht zu retten ist. | |
| Bild: Singt auch über Fußball: Frank Zander musiziert im Berliner Olympiastad… | |
| Für Klimaschutz zu singen ist natürlich gut und wichtig. Und auch diese und | |
| andere Künstler*innen sollten das unbedingt weiterhin tun. Trotzdem sind | |
| wir mal so gemein und machen einen auf Musikkritiker*in. | |
| Various Artists – Love Song to the Earth (2015) | |
| Worum geht's? Paul McCartney hatte da eine Idee: Er versammelt im Vorfeld | |
| der Klimakonferenz in Paris nach dem Band-Aid-Prinzip reiche Popstars wie | |
| Jon Bon Jovi, Sheryl Crow und Sean Paul und lässt sie ein Liebeslied an den | |
| Planeten Erde und die Natur singen. Auf dass sich die Herzen der Verhandler | |
| in Paris dadurch erweichen lassen. Leider haben die Chanteusen und | |
| Chanteurs vor lauter Charity-Gedanken vergessen, einen guten Song zu | |
| schreiben. | |
| Schadet dem Klima, weil: sich hier lieblos aus dem Baukasten für Charthits | |
| bedient wurde. Zudem haben Zeilen wie „Heaven's poetry to us“ aus dem Mund | |
| von Party-Rapper Sean Paul ein echtes Glaubwürdigkeitsproblem. | |
| Tiefpunkt: „Bada Bang Bang Bang Bang. See Mama earth is in a crazy mess. | |
| It's time for us to do our best.“ | |
| Gänsehaut – Karl der Käfer (1983) | |
| Worum geht's? Es ist die Geschichte vom kleinen Käfer Karl. Dem geht es | |
| schlecht, weil der Mensch seinen Wald umsenst, um eine Straße zu bauen. | |
| Schadet dem Klima, weil: der Song so zahnlos daher kommt wie der kleine | |
| Karl selbst. Kirchenchor trifft Esoterikseminar. Das Rumgejammer hilft dem | |
| Käfer leider auch nicht weiter. | |
| Tiefpunkt: „Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach | |
| fortgejagt.“ | |
| Frank Zander feat. Prinz Pi & Biztram – Wo gehst Du hin meine Schöne? | |
| (2008) | |
| Worum geht's? Abgeholzte Wälder. Schmelzende Pole. Konsum. Börsenhaie. | |
| Turbokapitalismus. Weltfrieden. Und Tiere. Ökologisch aktiv war der | |
| Schlagersänger Frank Zander übrigens schon vor der Kombi mit Rapper Prinz | |
| Pi. 2007 veröffentlichte Zander den Song „Hier kommt Knut“ für Eisbär Kn… | |
| aus dem Berliner Zoo. | |
| Schadet dem Klima, weil: Frank Zander rappt und dabei die Arme verschränkt | |
| wie ein Türsteher auf der Reeperbahn. Während das Video aussieht, als | |
| hätten sie es bei Zander privat auf dem Dachboden aufgenommen. Und weil | |
| Panflöten-Musik und HipHop eine ziemlich krude Mischung ergeben. | |
| Tiefpunkt: „Eine Kugel, überwiegend blau, fliegend durch den Raum. […] Aus | |
| miefigen Städten, piefigen Plätzen. Vor kurzem noch bewohnt von riesigen | |
| Echsen. Niedergemacht von ei'm Meteoriden. Während die Menschen nur lernen | |
| ihr Ego zu lieben.“ | |
| Righeira – Vamos a la playa (1983) | |
| Worum geht's? „Lass uns zum Strand gehen“ klingt erst einmal harmlos. Dabei | |
| verbirgt sich hinter dem Italo-Disco-Ohrwurm eine echte Moralkeule. Abseits | |
| des Refrains beschreibt Righeira ein Szenario nach der Atomkatastrophe. | |
| Schadet dem Klima, weil: einem der Refrain tagelang nicht aus dem Kopf | |
| geht. Oh o-o-o-oh! | |
| Tiefpunkt: „Wir gehen an den Strand, alle mit Hut. Der radioaktive Wind | |
| zerzaust die Haare.“ (deutsche Übersetzung) | |
| Bruce Berger – Alle Kinder dieser Erde (aus dem Film „Männerherzen“) (20… | |
| Worum geht's? Goldkettchen, Schmalzlächeln und ausgebreitete Arme – Eines | |
| muss man Justus von Dohnányi lassen: Er gibt die schmierige | |
| Schlagersänger-Parodie Bruce Berger in der Komödie „Männerherzen“ verdam… | |
| überzeugend. Mit großer Hingabe wirbt er für ein gemeinsames Handeln für | |
| den Frieden und eine vereinigte Welt. Kinderchor inklusive. | |
| Schadet dem Klima, weil: auch Ironie aus einem schlechten Song keinen guten | |
| macht. Dafür gibt's was zu lachen. | |
| Tiefpunkt: „Wir erwärmen unser Klima und die Tiere sterben aus. Das ist | |
| wirklich nicht so prima. Misch dich ein! Halt dich nicht raus!“ | |
| Peter Schilling – Die Wüste lebt (1983) | |
| Worum geht's? Der Neue-Deutsche-Welle-Sänger Peter Schilling beschäftigt | |
| sich in seinen Liedern sonst mit Science-Fiction und der Raumfahrt. Diesmal | |
| geht es um die Erderwärmung. Recht technisch wird es aber trotzdem. | |
| Schadet dem Klima, weil: sich wissenschaftliche Erkenntnisse nur bedingt in | |
| Paarreimen erklären lassen. Deshalb werden auch immer wieder Begriffe wie | |
| „Seismograph“, „Magnetfelder“ oder „Computer“ erwähnt, damit man z… | |
| glaubt, es wäre möglich. | |
| Tiefpunkt: „Die Sonne steht seit 198 Stunden regungslos auf drei Uhr | |
| nachmittags, drei Uhr nachmittags. Junge Mädchen, ält're Frau'n, die Blässe | |
| weicht, sie werden braun, denn das ist angesagt.“ | |
| Michael Jackson – Earth Song (1995) | |
| Worum geht's? Der „King of Pop“ setzt zum ganz großen Rundumschlag gegen | |
| Krieg, Zerstörung und Ausbeutung an. Ein Wimmerstück über alles, was | |
| schlecht läuft auf der Welt. | |
| Schadet dem Klima, weil: der Pathos bei Jacksons Pop-Epos (siebeneinhalb | |
| Minuten!) aus jeder Pore trieft. Der Welt hat es nicht geholfen, Jackson | |
| schon. Allein in Deutschland verkaufte sich „Earth Song“ über eine Million | |
| mal. | |
| Tiefpunkt: „What about crying whales?“ | |
| Juliane Werding – Der letzte Kranich vom Angerburger Moor (1972) | |
| Worum geht's: um das Angerburger Moor. Angerburg, oder auch Węgorzewo, ist | |
| ein Ort in Polen. Anscheinend gab es dort in den 70er Jahren | |
| Umweltprobleme. Ob die Liedermacherin Juliane Werding mal da war, ob das | |
| Wasser dort heute immer noch „matt von Öl und Teer“ schimmert oder ob die | |
| Kraniche zurück sind, ließ sich leider nicht herausfinden. | |
| Schadet dem Klima, weil: er mit zu viel Schmalz daherkommt. | |
| Tiefpunkt: „Die Sonnenstrahlen fallen auf den See, und das Wasser schimmert | |
| matt von Öl und Teer. Der große graue Vogel fliegt allein, doch der Tod | |
| fliegt wie sein Schatten hinterher.“ | |
| Itchy Poopzkid – Why still bother (2011) | |
| Worum geht's? „Why still bother“ ist eine Protesthymne der schwäbischen | |
| Punkrock-Band für die Whale and Dolphins Conservation Society (WDCS). Itchy | |
| Poopzkid prangert an, dass der intensive Unterwasserlärm der Ölindustrie | |
| und des Militärs die Schallorientierung der Meeressäuger stört. | |
| Schadet dem Klima, weil: der Song genausogut auf jedes andere Thema passen | |
| könnte – Hauptsache man ist dagegen und reiht eine rhetorische Frage an die | |
| nächste. Und sich mit Gitarre und Schlagzeug in die Ostsee zu stellen, | |
| macht die Message jetzt auch nicht deeper, sondern nur die Instrumente | |
| kaputt. | |
| Tiefpunkt: „Where did it go wrong? Why did we all sit and stare? What was | |
| going on? Was anybody there?“ | |
| Reinhard Mey – Es gibt keine Maikäfer mehr (1974) | |
| Worum geht's: um den schönsten aller Käfer. Und darum, dass sich Reinhard | |
| Mey als Kind oft auf die Suche nach ihm machte, mit Schuhkarton, bis er sie | |
| irgendwann nicht mehr finden konnte. | |
| Schadet dem Klima, weil: Eigentlich ist Meys Maikäfer gar kein schlechtes | |
| Lied. Er erzählt einfach nur eine Geschichte aus seiner Kindheit. | |
| Taschentuch-Moment: … „würd' ich noch einmal loszieh'n, blieb mein | |
| Schuhkarton wohl leer“ und „es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine | |
| Maikäfer mehr!“ | |
| 4 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Christine Stöckel | |
| Ronny Müller | |
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