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# taz.de -- Klimakonferenz vor der zweiten Woche: Vorsichtiger Optimismus
> Der Entwurf für ein Klimaabkommen ist auf 20 Seiten geschrumpft, doch die
> wichtigsten Fragen sind noch offen. Zentraler Zankapfel bleibt die
> Finanzierung.
Bild: Noch ist es drin: Ein Demonstrant in Bogota fordert auf kreative Art eine…
Paris dpa | Bei der Pariser UN-Weltklimakonferenz ist eine wichtige Etappe
geschafft: Die Unterhändler haben sich auf eine neue Verhandlungsgrundlage
verständigt. Vertreter der 196 Verhandlungspartner akzeptierten den
überarbeiteten Text am Samstag als Basis für die am Montag beginnenden
Gespräche auf Ministerebene. „Dieser Text zeigt den klaren Willen aller,
nächste Woche zu einer Einigung zu kommen“, sagte die französische
Verhandlerin Laurence Tubiana. Frankreichs Präsident François Hollande
erklärte: „Wir haben es fast geschafft.“
Der eigentliche Vertragsentwurf ist auf etwa 20 Seiten gekürzt worden und
enthält an vielen Punkten noch mehrere widersprüchliche Varianten. Die
zentralen Fragen sind weiterhin offen; vor allem das Thema der Finanzhilfen
für Entwicklungsländer sorgt für Streit. Die UN-Konferenz soll am kommenden
Freitag einen Vertrag beschließen, der den Klimawandel langfristig auf ein
erträgliches Maß begrenzt.
„Es liegt echt eine Menge Arbeit auf dem Tisch der Minister“, sagte der
deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth. „Erkennbar nicht relevante,
nicht zielführende Vorschläge“ seien gestrichen worden. Der deutsche
Unterhändler Karsten Sach unterstrich: „Die wichtigen Fragen sind noch alle
offen.“
Lutz Weischer von Germanwatch gab sich vorsichtig optimistisch: „Es ist
noch alles drin“, betonte er. „Die Aufgabe für die Minister ist groß, aber
im Rahmen des Machbaren.“ Martin Kaiser von Greenpeace erklärte: „Wir sind
weiter mit dem Prozess, als wir es je in Kopenhagen waren.“ Die
Klimakonferenz 2009 in Dänemark scheiterte – auch wegen großen Zeitverzugs.
Als Erfolg der aktuellen Verhandlungen werteten beide Umweltschützer, dass
der Entwurf trotz schwieriger Verhandlungen angenommen wurde. Gerade bei
Gesprächen im Hintergrund sei viel Vertrauen aufgebaut worden, vermutete
Kaiser.
Eine gewisse Bewegung zeichnete sich im neuen Text bei der Zielmarke ab,
auf die die Erderwärmung langfristig begrenzt werden soll. Schon das
international vereinbarte Ziel von höchstens 2 Grad Erwärmung gegenüber dem
vorindustriellen Zeitalter würde nach Einschätzung von Wissenschaftlern zu
gefährlichen Klimaveränderungen führen. Gruppen wie die vom Klimawandel
existenziell bedrohten kleinen Inselstaaten pochen deshalb auf ein Ziel von
1,5 Grad. Der Text sieht als Optionen nun „unter 1,5 Grad“ und „deutlich
unter 2 Grad“ vor.
Viele Grundsatzfragen sind aber weiter offen. So fordern die
Entwicklungsländer, dass die Finanzzusagen der Weltgemeinschaft nach 2020
deutlich aufgestockt werden. Schwierig bleibt auch der Bereich
Entschädigung für Folgen des Klimawandels – die USA zum Beispiel fürchten
finanzielle Verpflichtungen.
## Finanzthema als Knackpunkt
Vor der zweiten Verhandlungswoche auf der UN-Klimakonferenz bleibt die
Finanzierung des Klimaschutzes ein zentraler Zankapfel. Neues Futter für
die Debatte über Geld für Entwicklungsländer könnte eine Liste des
UN-Klimasekretariats liefern, die jüngere Finanzzusagen der Geberländer für
die kommenden Jahre abbildet. Aus Verhandlungskreisen hieß es nach der
Veröffentlichung am Samstag, anhand von Berechnungen auf Basis dieser Liste
ergebe sich für 2020 ein Betrag von 94 Milliarden US-Dollar.
Damit wären die für diesen Zeitpunkt von den Industrieländern versprochenen
100 Milliarden Dollar jährlich aus privaten und öffentlichen Mitteln fast
erreicht. Der Oxfam-Experte Jan Kowalzig kommt jedoch auf eine andere
Zahlen und übt grundsätzlich Kritik an der Rechnung der Industriestaaten
bei dem Thema. „Wenn man sich darauf beschränkt, was konkret angekündigt
wurde, landet man eher bei 82 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020“, sagte er.
Das Finanzthema ist ein Knackpunkt der Pariser Klimaverhandlungen. Viele
Entwicklungs- und Schwellenländer wären wohl bereit, ehrgeizigeren
Klimazielen zuzustimmen, fordern im Gegenzug aber finanzielle und
technische Hilfe. Damit sollen beispielsweise die Öko-Energien ausgebaut
und Folgen des Klimawandels bekämpft werden.
Der Unterschied in den Berechnungen ergibt sich in erster Linie aus einer
unterschiedlichen Annahme. Auf die 94 Milliarden Dollar kommt, wer annimmt,
dass private Mittel in Höhe von 38 Prozent der öffentlichen Mittel
hinzukommen. In Verhandlungskreisen heißt es, das sei eine konservative
Annahme. Sie entspricht dem Anteil, den die OECD in ihrem Bericht über die
Klimafinanzen im vergangenen Jahr festgestellt hatte, als demnach 62
Milliarden Dollar in die Entwicklungsländer flossen. „Das kann durchaus so
sein, aber das ist Spekulation“, kommentierte Oxfam-Experte Kowalzig.
6 Dec 2015
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