# taz.de -- Mehr Steuereinnahmen: Beim Finanzsenator klingelt die Kasse | |
> Steigende Ausgaben sind zurzeit kein Problem für Berlin: Laut der | |
> jüngsten Steuerschätzung wachsen die Einnahmen noch ein bisschen – anders | |
> als im Bund. | |
Bild: Kleingeld ist nicht die Sache des Finanzsenators, er hat zurzeit viele Mi… | |
Erfreuliche Nachrichten für den Berliner Haushalt: Im Vergleich zur letzten | |
Prognose von Anfang Mai steigen die Einnahmen des Landes aus Steuern und | |
dem Länderfinanzausgleich noch ein bisschen mehr als ohnehin erwartet. Im | |
Jahr 2016 fließen nach neuestem Stand 19,1 Milliarden Euro in die Schatulle | |
von Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) – 53 Millionen mehr als | |
gedacht. Für 2017 wird mit einer ähnlichen Entwicklung gerechnet. Das ist | |
das Ergebnis der regionalisierten Steuerschätzung, die der Senator am | |
Freitag vorgestellt hat. | |
Mit dieser Aussicht steht der Berliner Haushalt deutlich besser da als der | |
Bundesetat: Wie am Donnerstag bekannt wurde, muss Bundesfinanzminister | |
Wolfgang Schäuble (CDU) mit rund 5 Milliarden Euro Steuereinnahmen weniger | |
auskommen als noch im Mai angenommen. Als Gründe für dieses Minus nannte | |
Schäuble unter anderem die von der Großen Koalition beschlossenen | |
Steuererleichterungen sowie Entlastungen für Familien. | |
Finanzsenator Kollatz-Ahnen äußerte sich zufrieden mit dem Ergebnis der | |
Steuerschätzung, aber nicht wirklich überrascht: „Die Zahlen zeigen, dass | |
wir unserem Haushaltsentwurf für 2016 und 2017 sehr realistische Annahmen | |
zugrunde gelegt haben.“ Die Steigerung der Einnahmen führt er in erster | |
Linie auf die wachsende Einwohnerzahl und die damit verbundene Zunahme von | |
Arbeitsplätzen zurück. Weitere Gründe seien die stabile bundesweite | |
Wirtschaftsentwicklung sowie die gerade von der Bundesregierung | |
beschlossene Beteiligung an den Kosten, die den Ländern durch den Zuzug von | |
Asylbewerbern entstehen. | |
Über das „Mehr vom Mehr“, also das nun veröffentlichte Einnahme-Extraplus, | |
freut sich der Senator: „Das ermöglicht uns, mit den deutlich wachsenden | |
Bedürfnissen umzugehen.“ Damit meint er in erster Linie die Finanzierung | |
der jeweils rund 50.000 Flüchtlinge, die Berlin auch 2016 und 2017 | |
erwartet. | |
Vor gut zwei Wochen hat der Senat dazu eine Vorlage beschlossen, der | |
zufolge das Land für jeden Flüchtling pro Monat rund 1.000 Euro ausgeben | |
wird. Darin inbegriffen ist neben der Unterbringung ein sogenanntes | |
Integrationspaket, das Sprachkurse, ärztliche Versorgung und ähnliche | |
Leistungen enthält. Die gesamten Kosten werden pro Jahr rund 600 Millionen | |
Euro betragen: Für ein Drittel kommt der Bund auf. | |
In Bezug auf den Länderfinanzausgleich erwartet Kollatz-Ahnen in den | |
nächsten Jahren ähnlich hohe Einnahmen wie bisher. Zuletzt war Berlin mit | |
3,6 Milliarden Euro der größte Empfänger gewesen. | |
Die regionalisierte Steuerschätzung beruht auf dem Ergebnis der | |
bundesweiten Steuerschätzung, die zweimal pro Jahr – im Mai und im November | |
– vom Arbeitskreis Steuerschätzung vorgelegt wird. Dem Arbeitskreis gehören | |
Experten der Finanzministerien von Bund und Ländern, der Bundesbank, des | |
Statistischen Bundesamts sowie von Forschungsinstituten an. Auf der | |
Grundlage seiner Vorhersagen stellt die Bundesregierung Haushalt und | |
Finanzplan für die folgenden beiden Jahre auf. | |
6 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Hannah Wagner | |
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