# taz.de -- Steuervorteile für Diesel: Subventionen für Dreckschleudern | |
> Nach dem Abgasskandal wird eine alte Forderung wieder lauter: Umwelt- und | |
> Autoexperten fordern, Diesel nicht länger finanziell zu begünstigen. | |
Bild: Der VW-Skandal stärkt die Forderung nach weniger steuerlichen Vorteilen … | |
Freiburg taz | Der VW-Skandal rückt eine steuerpolitische Frage in den | |
Vordergrund: Warum wird auf Dieselkraftstoff weniger Mineralölsteuer | |
erhoben als auf Benzin? Mit Umweltargumenten lässt sich der Steuervorteil | |
von exakt 18,41 Cent pro Liter kaum noch begründen, seit man weiß, dass die | |
guten Abgaswerte der Dieselmotoren manipuliert waren. | |
Folglich werden nun die Rufe lauter, das Steuerprivileg des Diesels zu | |
streichen. „Die Begünstigung ist durch nichts zu rechtfertigen“, sagt | |
Daniel Moser, Mobilitätsexperte bei Greenpeace. Zumal die Konstruktion mit | |
einer zwar höheren Kraftfahrzeugsteuer, aber niedrigeren Mineralölsteuer | |
beim Diesel speziell Vielfahrer belohne. Dies sei „bizarr“ angesichts des | |
Ziels, den CO2-Ausstoß im Verkehr zu senken. Auch der Bund für Umwelt und | |
Naturschutz spricht sich seit Jahren für ein Ende des Steuervorteils für | |
Diesel aus. Jetzt gewinnt diese Forderung neue Relevanz. | |
Die entsprechenden Stimmen kommen nicht nur aus den Umweltverbänden, | |
sondern auch von Kraftfahrzeugexperten. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des | |
CAR – Center Automotive Research, sagt ganz klar: „Man sollte die Steuern | |
von Diesel und Benzin angleichen.“ | |
Zwar hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks kürzlich im | |
„Morgenmagazin“ des ZDF über diesen Vorschlag gesagt, man könne „darüb… | |
nachdenken“, doch wenig später ruderte sie zurück: „Eine Anhebung der | |
Steuersätze für Dieselfahrzeuge steht für mich nicht auf der politischen | |
Agenda.“ Dabei heißt es im Umweltbericht der Bundesregierung zum Aspekt | |
Luftreinhaltung in Städten: „Insbesondere Dieselfahrzeuge verursachen die | |
immer noch zu hohen Stickstoffdioxidwerte.“ | |
## Rund 8 Milliarden Euro entgehen dem Staat | |
Aus fiskalischer Sicht ist die Regelung ohnehin kritisch zu beurteilen: | |
Rund 8 Milliarden Euro Mineralölsteuer entgehen dem Staat inzwischen pro | |
Jahr durch die geringere Besteuerung. Und die Lücke wurde in den | |
vergangenen Jahren größer, weil der Dieselmotor in Deutschland immer | |
beliebter wurde. 2014 waren laut Kraftfahrtbundesamt bereits 47,8 Prozent | |
aller Neuzulassungen Dieselfahrzeuge. Im Bestand ist heute jeder dritte Pkw | |
ein Diesel, zur Jahrtausendwende lag der Anteil erst knapp über 13 Prozent. | |
Dieser Anstieg ist auch Folge der Subventionierung, die man eingeführt | |
hatte, um Speditionen und Firmen zu begünstigen. Dadurch ist der | |
Dieselkraftstoff in Deutschland heute billiger als im europäischen | |
Durchschnitt. | |
Aus Sicht des Klimaschutzes müsste die Mineralölsteuer beim Diesel sogar | |
höher liegen als die bei Benzin. Denn ein Liter Diesel erzeugt bei der | |
Verbrennung 13 Prozent mehr CO2 als ein Liter Benzin. Würde man diese | |
Mehremissionen in der Mineralölsteuer abbilden, müsste diese für | |
Dieselkraftstoff um 10 Cent höher liegen als für Benzin – also gut 28 Cent | |
höher als heute. | |
Zumindest kurzfristig ist bei den Steuern zwar keine Änderung absehbar, | |
aber vielleicht in den nächsten Jahren. Selbst beim ADAC weist ein Sprecher | |
darauf hin, dass die Mineralölsteuer seit nunmehr fast 13 Jahren | |
unverändert ist – so lange war sie noch nie konstant seit der Gründung der | |
Bundesrepublik. | |
27 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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