# taz.de -- Michel-Besetzer werden umverteilt: Unsichere neue Bleibe | |
> Die 40 Roma, die seit September im Michel Schutz vor ihrer drohenden | |
> Abschiebung suchen, sollen raus aus der Kirche. Dort sei es zu eng. | |
Bild: Müssen aus dem Gemeindehaus des Michel ausziehen: Roma-Familien. | |
HAMBURG taz | Kirchenasyl wurde den acht Roma-Familien, die seit Mitte | |
September im Michel Schutz vor ihrer drohenden Abschiebung suchen, von | |
Anfang nicht gewährt. Nun aber sollen die 40 Menschen aus den | |
Gemeinderäumen ausziehen und in „anderen kirchlichen Räumen in Hamburg“ | |
untergebracht werden, sagte der Sprecher der Kirchenkreises Hamburg-Ost, | |
Wolfgang Främke. „Die Räume am Michel sind einfach zu klein für so viele | |
Menschen“, so die Begründung. | |
Die kirchliche Organisation Fluchtpunkt berate die Familien in ihren | |
Asylverfahren. Derzeit warte man auf eine Antwort des Bundesamtes für | |
Migration und Flüchtlinge, das die Fälle der Familien prüfe, sagte Främke. | |
„Wir leisten so lange humanitäre Hilfe, wie dieses Prüfverfahren läuft.“ | |
Die Asylgesetzgebung sieht für Roma vom Balkan allerdings kein Asyl vor. | |
Von Kirchenasyl könne man daher auch nicht sprechen, weil dafür im | |
Asylverfahren relevante Fehler festgestellt werden müssten, sagte Främke. | |
Welche Fehler das seien, könne er aber nicht sagen. Sollten die | |
Asylverfahren tatsächlich abgelehnt werden, müsse man über weitere Schritte | |
nachdenken, so Främke. | |
Mitglieder der Initiative „Recht auf Stadt — never mind the papers“ | |
forderten in einer Stellungnahme, die Kirche solle „geltendes Recht | |
hinterfragen und die „sicheren Herkunftsländer“ ablehnen. Denn Mazedonien, | |
Serbien und das Kosovo, wo die acht Familien im Michel herkommen, gelten | |
als sichere Herkunftsländer. Wer also von dort flieht, bekommt in | |
Deutschland in der Regel kein Asyl. | |
Die Diakonie Deutschland und die Evangelische Kirche Deutschland lehnen das | |
Konzept der „sicheren Herkunftsstaaten“ zwar nicht generell ab. Sie sind | |
aber durchaus der Ansicht, dass diese Staaten nicht für alle Gruppen | |
gleichermaßen als sicher eingestuft werden können. | |
„Minderheiten, wie auch die Roma, können in ihren Herkunftsländern | |
diskriminiert werden, deswegen haben wir ihnen ja auch zugesichert, dass | |
die Fälle nun einzeln geprüft werden“, sagte auch Sprecher Främke. | |
„Wir geben aber nicht auf, bis wir unser Ziel erreicht haben“, sagte Isen | |
Asanovski, Sprecher der selbstorganisierten Roma-Gruppe „Romano Jekipe Ano | |
Hamburg“. Er kündigte an, nicht umziehen, sondern gemeinsam mit einer | |
Familie in den Gemeinderäumen des Michels bleiben zu wollen. | |
„Wir sind froh, dass die Kirche uns unterstützt. Wir verlassen den Michel | |
jetzt nicht“, sagte er. „Falls unser Asylantrag abgelehnt wird, werden wir | |
weiter machen. Wir verlangen unser Bleiberecht.“ | |
9 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Larissa Robitzsch | |
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