# taz.de -- Rom spricht im Hamburger Michel: „Verlassen uns auf Gott“ | |
> Einer der Roma, die den Hamburger Michel besetzten, sprach im | |
> Gottesdienst. Die Chance auf Asyl ist für die Gruppe gering, die Hoffnung | |
> groß. | |
Bild: Besetzen den Michel, um zu bleiben: Roma. | |
HAMBURG taz | Die Besucher des Gottesdienstes im Michel fangen an zu | |
klatschen. Erst nur ein paar, dann werden es immer mehr. Sie applaudieren | |
Isen Asanovski, einem Rom aus Mazedonien. Er ist der Sprecher einer Gruppe | |
von Roma, die sich gegen ihre drohende Abschiebung wehren. In der | |
vergangenen Woche hat Asanovski mit rund 40 Menschen symbolisch den Michel | |
besetzt. | |
„Hier gibt es Leute, die uns respektieren wie Menschen“, sagte Asanovski | |
nach dem Gottesdienst. Er könne das Gefühl nicht in Worte fassen, das er | |
hatte als er vor der Gemeinde sprach. „Wenn wir auf dem Balkan in einer | |
Kirche geredet hätten, hätten die uns tot geschlagen“, sagte der | |
Familienvater. | |
Am Pult vor dem mit üppigem Gold verzierten Altar in der Hamburger | |
Hauptkirche sprach Asanovski von der Verfolgung und Diskriminierung, der | |
Roma in den Balkan-Staaten ausgesetzt seien. In diesen sogenannten | |
„sicheren Herkunftsstaaten“ seien Roma keineswegs sicher. Justiz und | |
Polizei verfolgten Verbrechen, die an der Minderheit begangen würden nur | |
unzureichend. „In Deutschland sind wir sicher. Hier ist das Gesetz für alle | |
Menschen gleich“, sagte er. | |
Asanovski bat deshalb die Kirchengemeinde um Hilfe. „Wir geben nicht auf | |
und bleiben hier bis unser Ziel erreicht ist“, kündigte der Mazedonier an. | |
Hauptpastor Alexander Röder sicherte den Roma bis auf Weiteres zu, dass sie | |
in der Kirche bleiben dürfen. Pröpstin Ulrike Murmann will zudem in einem | |
Gespräch mit der Hamburger Innenbehörde die Situation der Gruppe klären. | |
Die Chance auf Asyl ist für die Familien dennoch gering. Asanovski will die | |
Hoffnung trotzdem nicht aufgeben: „Wir verlassen uns jetzt auf Gott.“ | |
20 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Andrea Scharpen | |
## TAGS | |
Sinti und Roma | |
Besetzung | |
Gottesdienst | |
Abschiebung | |
sichere Herkunftsländer | |
Hamburger Michel | |
Sinti und Roma | |
Sinti und Roma | |
Flüchtlinge | |
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma | |
Flüchtlinge | |
Fähre | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Michel-Besetzer werden umverteilt: Unsichere neue Bleibe | |
Die 40 Roma, die seit September im Michel Schutz vor ihrer drohenden | |
Abschiebung suchen, sollen raus aus der Kirche. Dort sei es zu eng. | |
Kommentar über Zögerlichkeit der Kirche gegenüber Roma: Die Kirche macht den… | |
Statt sich gegen die Diskriminierung der Roma einzusetzen, setzt die Kirche | |
auf eine Abschiebung auf Raten. Kirchenasyl steht nicht zur Debatte. | |
Kritik am Umgang mit Flüchtlingen: Selbst verursachtes Chaos | |
Führungskräfte des Heimbetreibers Fördern und Wohnen werfen dem Senat vor, | |
Missstände bei der Flüchtlingsunterbringung wären vermeidbar gewesen. | |
Flüchtlinge im Michel: Der organisierte Hilferuf | |
Eine Gruppe von Roma sucht Kirchenasyl im Hamburger Michel, um der | |
Abschiebung zu entgehen. Bis Sonntag wird sie in der Kirche geduldet. | |
Flüchtlinge am Hamburger Hauptbahnhof: Das organisierte Chaos | |
Täglich kommen 2.500 Flüchtlinge in die Hansestadt, die meisten wollen nach | |
Schweden. Ehrenamtliche helfen, Behörden halten sich raus. | |
Staatsanwaltschaft prüft Fluchthelfer: Das Ticket nach Schweden | |
Lübecker sammeln Spenden, um Flüchtlingen Tickets nach Schweden zu kaufen. | |
Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sich die Helfer damit strafbar machen. |