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# taz.de -- Minus von 6,2 Milliarden Euro: Deutsche Bank erwartet Rekordverlust
> Wegen gigantischer Abschreibungen für das dritte Quartal erwartet die
> Deutsche Bank einen Rekordverlust. Das werden auch die Aktionäre zu
> spüren bekommen.
Bild: Und so sieht es für Zuschauer aus, wenn die Akten nach unten sausen.
Frankfurt/Main dpa | Die Deutsche Bank erwartet wegen gigantischer
Abschreibungen für das dritte Quartal einen Rekordverlust. Unter dem Strich
dürfte ein Fehlbetrag von 6,2 Milliarden Euro stehen, kündigte das Institut
am Mittwochabend in Frankfurt an. Selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise
2008 wies die Bank kein so hohes Minus aus. Das werden auch die Aktionäre
zu spüren bekommen. Der Konzern kündigte an, die Dividende zu reduzieren
oder ganz ausfallen zu lassen.
Auch die Mitarbeiter der Deutschen Bank müssen sich auf sinkende Boni
einstellen. Die Aktionäre erwarteten „zu Recht, dass die Mitarbeiter einen
Teil der Belastung tragen“, schrieb Co-Chef John Cryan in einer am späten
Mittwochabend veröffentlichten Botschaft an alle 98.000 Mitarbeiter des
Dax-Konzerns. „Dies vor Augen möchte ich betonen, dass ich mich persönlich
dafür einsetzen werde, einen fairen Ausgleich zwischen Mitarbeiter- und
Aktionärsinteressen zu finden.“
Es seien noch keine Entscheidungen hinsichtlich der Vergütung gefallen,
erklärte der seit Juli amtierende Manager. „Wir werden die Diskussion
darüber erst beginnen, wenn wir eine bessere Einschätzung haben, wie sich
letztendlich das Ergebnis der Bank für das Gesamtjahr darstellen wird.“
Allein auf den Geschäfts- und Firmenwert im Privatkundengeschäft sowie im
Investmentbanking will der Konzern nun rund 5,8 Milliarden Euro
abschreiben. In diesen Bereichen will der seit Juli amtierende neue Co-Chef
John Cryan besonders stark umbauen und sparen. Dabei reduzierte die
Deutsche Bank auch den Wert ihrer Tochter Postbank, von der sie sich im
kommenden Jahr trennen will. Weitere 600 Millionen Euro wird das größte
deutsche Geldhaus auf ihre knapp 20-prozentige Beteiligung an der
chinesischen Bank Hua Xia abschreiben, die nun ebenfalls veräußert werden
soll.
Hinzu kommen erneut Rückstellungen für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten
der Bank. Sie werden sich auf rund 1,2 Milliarden Euro belaufen. Allerdings
könnte sich diese Zahl noch erhöhen, bis die Bank ihre Bücher für das
abgelaufene Quartal schließt. Die endgültigen Zahlen will das Institut am
29. Oktober vorlegen. Die Börse reagierte zunächst geschockt. Im
nachbörslichen Handel rauschte der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie um sechs
Prozent in die Tiefe. Das Papier des Konkurrenten Commerzbank sackte um
zwei Prozent ab.
## Nettoverlust bei 4,8 Milliarden
Trotz des großen Verlusts soll die harte Kernkapitalquote bei rund elf
Prozent bleiben. Grund ist, dass die Wertminderungen keinen großen Einfluss
auf das von den Bankaufsehern akzeptierte Eigenkapital haben. Ohne die
Wertanpassungen auf die Vermögenswerte läge der Nachsteuerverlust nach
Angaben der Bank bei 400 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten dieses
Jahres zusammen dürfte sich der Nettoverlust den Schätzungen der Bank
zufolge auf 4,8 Milliarden Euro belaufen.
In wenigen Wochen will Cryan seine Strategie für die Deutsche Bank
vorstellen. Harte Einschnitte werden erwartet, da das Institut im
internationalen Wettbewerb vor allem mit der US-Konkurrenz zuletzt
erheblich an Boden verlor. Der Brite hat bereits angekündigt, dass das
Institut seine „inakzeptabel“ hohen Kosten radikal senken muss. Zuletzt
hieß es in Finanzkreisen, dass Cryan die Zahl der Beschäftigten von rund
98.600 (Stand Ende Juni) um fast ein Viertel auf circa 75.000 senken wolle.
Dabei will der frühere Finanzchef der schweizerischen Bank UBS auch im
Investmentbanking ansetzen, das sein glückloser Amtsvorgänger Anshu Jain
eher verschonte. Zudem geißelte Cryan bereits die komplexen Abläufe bei der
Bank und kündigte an, sie deutlich zu vereinfachen und zu automatisieren.
Die Erwartungen an Cryan sind riesig. Noch in der Amtszeit von Jain hatte
die Bank im April beschlossen, sich von der Postbank zu trennen und rund
ein Drittel der 700 Deutsche-Bank-Filialen zu schließen. Daran will Cryan
festhalten, wie er kurz nach seinem Amtsantritt ankündigte. Er hatte diese
Entscheidungen als Mitglied des Aufsichtsrats mit beschlossen.
Die Ankündigungen der Bank vom April hielten viele aber für zu vage und
vermissten konkrete Details. An der Börse wurde das Management dafür
abgestraft. In der Folge musste Jain seinen Hut nehmen. Der zweite Co-Chef,
Jürgen Fitschen, darf noch bis zur Hauptversammlung im Mai 2016 zusammen
mit Cryan die Bank führen, ehe der Brite allein das Ruder übernimmt.
8 Oct 2015
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