# taz.de -- Korruption bei der Deutschen Bank: Jetzt auch noch in Russland | |
> Neuer Chef, neue Vorwürfe gegen die Deutsche Bank: Jetzt ermitteln | |
> US-Behörden, weil die Moskauer Filiale Sanktionen unterlaufen haben soll. | |
Bild: Eine Filiale der Deutschen Bank in Moskau. | |
Moskau taz | Als die Deutsche Bank im September den langjährigen | |
Moskau-Chef Jörg Bongartz abzog, dachten viele, der Rückzug nach Westen sei | |
eine Entscheidung genauer Kalkulation. Russlands Wirtschaft kriselt, die | |
westlichen Sanktionen wegen der Annexion der Krim lassen wenig Gutes für | |
die Zukunft ahnen. Tatsächlich dürfte es sich bei der Versetzung aber um | |
Schadensbegrenzung gehandelt haben. Auch das Vorhaben, das Geschäft in | |
Russland zurückzufahren, wurde im September angekündigt. Der neue Bankchef | |
John Cryan will das Investmentbanking in Russland bis zum Jahresende | |
schließen. | |
Es klingt alles nach Arrondierung des Terrains der Deutschen Bank. Doch | |
Cryan hat offenbar neben seinen diversen Baustellen wegen vielerlei | |
Fehltritte im Konzern nun noch eine weitere. Der teilweise Rückzug des | |
größten deutschen Bankhauses hat offenbar viel schwerwiegendere Gründe. | |
Schon seit Juni ist bekannt, dass die Deutschbanker in Moskau unter dem | |
Verdacht der Geldwäsche stehen. Nun nimmt die Causa eine politische | |
Dimension an. Laut Financial Times ermitteln US-Justizministerium und die | |
New Yorker Finanzbehörde, ob die Russland-Filiale der Bank neben der | |
Geldwäsche auch noch Sanktionsauflagen unterlief. Bereits im Juli hatte die | |
Moskauer Niederlassung disziplinarische Maßnahmen verhängt und Mitarbeiter | |
entlassen. | |
Das reicht den US-Ermittlern offenbar nicht. Sie hegen weiterhin Zweifel, | |
dass die Deutsche Bank ausreichend gegen Sanktionsverstöße vorgegangen ist. | |
Angeblich haben die Banker nämlich für die russische Kundschaft Rubel im | |
Wert von 6 Milliarden Dollar über die Konten der Deutschen Bank in den | |
Westen geschleust. Dabei soll es sich um Schwarzgeld gehandelt haben. | |
## Es geht um „Spiegelgeschäfte“ | |
Die Zuständigkeit der US-Behörden wird damit begründet, dass es sich um | |
Geschäfte auf Dollarbasis handelte und der Aktien-Chefverkäufer in Moskau | |
US-Staatsbürger ist. Außerdem sollen damit US-Sanktionen verletzt worden | |
sein. Die Geschäfte waren meist als „mirror trades“ – „Spiegelgeschäf… | |
getarnt. Russische Kunden kauften Wertpapiere in Rubel bei der Deutschen | |
Bank in Moskau und veräußerten dieselben in Dollar oder anderen Währungen | |
mit derselben Bank in London. An den Aufsichtsbehörden vorbei, versteht | |
sich. | |
Bei einem der begünstigten Transaktionäre soll es sich um einen Verwandten | |
von Präsident Wladimir Putin handeln, berichtet die Zeitung RBK. Zwei | |
weitere Kunden sind Arkadi und Boris Rotenberg, die in Washington seit | |
Frühjahr 2014 auf der Sanktionsliste stehen. Sie gehören zum engeren Zirkel | |
des Kremlchefs. Vorher waren Arkadi und Boris Wladimir Putins | |
Sparringspartner beim Judo in Sankt Petersburg. | |
Wer mit den Rotenbergs Handel treibt, macht sich bereits strafbar. Um den | |
Sanktionen zu entgehen, verkauften die beiden Brüder Teile des Vermögens an | |
ihre Söhne. Doch sollen auch deren Unternehmen inzwischen auf einer | |
erweiterten US-Sanktionsliste stehen. Ein Vertreter der Rotenbergs | |
dementierte unterdessen, dass die Brüder an „mirror trades“ beteiligt | |
gewesen seien. Auch Putins Pressesekretär Dmitri Peskow wollte sich zu den | |
Vorgängen rund um die Deutsche Bank nicht äußern. Schriftlich teilte er | |
lediglich mit, dass „niemand in diesem Zusammenhang irgendeine seriöse | |
Information je gesehen“ hätte. | |
Zurzeit verhandelt die Deutsche Bank noch mit US-Behörden über eine | |
Einigung im Streit über Sanktionsverstöße gegen andere Länder wie dem Iran. | |
26 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Klaus-Helge Donath | |
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