# taz.de -- Kommentar Entlassungen Deutsche Bank: Mach es zärtlich, John | |
> In den Verlusten der Deutschen Bank liegt auch eine Chance. Aber dafür | |
> müsste Ko-Bankchef John Cryan den Laden gegen die Wand fahren. | |
Bild: Besser wäre es, Cryan würde sämtliche deutsche Vollzeitarbeitsplätze … | |
Die Deutsche Bank will in Deutschland 4.000 Stellen abbauen – kein Grund, | |
Mitleid mit den Abgebauten zu haben. Niemand wird von heute auf morgen vor | |
die Tür gesetzt. Vermutlich werden die Betroffenen ordentliche Abfindungen | |
bekommen und können sich entspannt einen ehrbaren Beruf suchen. | |
Eine Organisation wird der organisierten Kriminalität zugerechnet, wenn sie | |
systematisch illegale Geschäfte macht. Die Deutsche Bank hat das getan: | |
Zinsen manipuliert, in den USA wer weiß wie viele einfache Leute mit | |
krummen Hypothekenkrediten in die Armut getrieben, nun steht der Verdacht | |
von Verstößen gegen die Russlandsanktionen im Raum. Wie viele Menschen | |
aufgrund von Aktivitäten der Deutschen Bank dank „effizienterer Strukturen“ | |
und „Optimierungen“ ihren Job verloren haben, weiß niemand. | |
Das sind die Begrifflichkeiten, mit denen der neue Ko-Bankchef John Cryan | |
nun die eigenen Leute zusammenstreicht. Zwar meist einfache | |
Filialmitarbeiter, die für die quasi kriminellen Geschäfte ihrer Chefs | |
wenig können – aber wer in so einem Laden arbeitet, braucht sich nicht zu | |
beschweren. Cryan versucht jetzt zwar, durch neues Führungspersonal | |
künftige Skandale zu verhindern. Aber die Bank hat so viel Mist gebaut, | |
dass für sie die Schuldvermutung gilt, bis sie das Gegenteil beweist. | |
Besser wäre es, Cryan würde sämtliche 45.300 deutsche Vollzeitarbeitsplätze | |
seiner Bank abbauen, vor allem seinen eigenen und den seiner | |
Investmentbanker. | |
Zugegeben, das klingt polemisch, ergibt aber Sinn: Die Deutsche Bank gehört | |
zu den Finanzinstitutionen, die den Staat durch ihre Größe erpressen | |
können. Würde eine solche Bank pleitegehen, wäre die Stabilität der | |
gesamten Wirtschaft bedroht. Deshalb rettet sie im Zweifel der Staat. Nach | |
der Finanzkrise war es Standardsonntagsrede in der Politik zu versichern, | |
dass nie wieder Steuermilliarden zur Bankenrettung aufgewandt werden. | |
Passiert ist einiges an Regulierung, weshalb die Deutsche Bank ihre | |
riskantesten Zockereien einstellt. Das einzig sinnvolle Mittel wäre aber, | |
Großbanken zu zerlegen. Doch die sind heute noch größer als vor der Krise. | |
Deshalb liegt in den Verlusten der Deutschen Bank auch eine große Chance: | |
Wenn Cryan den Laden so zärtlich zerlegt und gegen die Wand fährt, dass das | |
Finanzsystem nicht zusammenbricht – dann hätte man ein Muster dafür, wie | |
man Großbanken loswird. | |
29 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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