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# taz.de -- Nach Rekordverlust im dritten Quartal: Deutsche Bank streicht 9.000…
> Das Finanzunternehmen will sparen. Mehr als 200 Filialen in Deutschland
> sollen schließen. Aus manchen Ländern zieht sich die Bank komplett
> zurück.
Bild: Alarmstufe Rot: Zwei rote Baulichter stehen vor der Deutsche-Bank-Zentral…
BERLIN taz | Spätestens um halb elf müsse Schluss sein, eröffnet der
Sprecher die Pressekonferenz mit Vorständen der Deutschen Bank. „Dann
müssen die Herren in den Flieger, in den Linienflieger nach London“,
erklärt er. Und für die, die es nicht gleich verstehen: „Den Linienflieger.
Ich wollte es noch mal betonen.“ Ein Privatjet für Chefs hätte sich
angesichts der Kürzungen schlecht gemacht.
Am Mittwoch gab der neue Co-Vorstandschef John Cryan bekannt, dass die Bank
9.000 von rund 100.000 Arbeitsplätzen abbauen wird, in Deutschland 4.000.
Außerdem trennt man sich vor allem im IT-Bereich von 6.000 Externen.
Das Flaggschiff des deutschen Kapitals befindet sich in schwerer See.
Vielen Aktionären ist die Bank nicht rentabel genug. Das liegt an
ineffektiven Abläufen, aber vor allem an hohen Kosten für Gesetzesverstöße
wie etwa die Zinsmanipulationen. Strafen und Rechtskosten belasteten die
Bank seit 2012 mit 12 Milliarden Euro.
Erst am Montag wurde bekannt, dass US-Behörden wegen des Verstoßes gegen
Russland-Sanktionen ermitteln. Aufgrund von Rückstellungen für weitere
Strafen verbucht die Bank im 3. Quartal 2015 ein Rekordminus von 6
Milliarden Euro. „Wenn nicht ein Wunder passiert, werden wir einen Verlust
für 2015 ausweisen“, sagte Cryan. Erstmals seit den 50er Jahren schüttet
der DAX-Konzern deshalb 2015 und 2016 keine Dividende aus.
## Rückzug aus zehn Ländern
Cryans Plan: Stellen abbauen, Einheiten abschmelzen, Märkte verlassen. Bis
2018 will er die Kosten um 4 Milliarden Euro senken. Die Bank baut in
Deutschland 200 von 700 Filialen ab, vor allem in Großstädten. Aus zehn
Staaten wird sich das Unternehmen zurückziehen, etwa aus Argentinien,
Neuseeland und Norwegen. Kosten senken soll auch eine effektivere IT.
Beim Investmentbanking trennt sich der Konzern nur von einem kleinen Teil
hochriskanter Geschäfte. Gerade diese Sparte hat die Bank in Verruf
gebracht, weil Mitarbeiter auf der Jagd nach dem schnellen Geld
systematisch gegen Gesetze verstoßen hatten. „Das Investmentbanking ist
eine Stärke der Deutschen Bank“, sagte Cryan. Es verbinde die deutsche
Wirtschaft mit dem internationalen Kapitalmarkt.
Frank Bsirske, der Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, bezeichnete die
Änderungen als „notwendigen und richtigen Schritt“. Er erwarte, dass es
während des Umbaus keine betriebsbedingten Kündigungen gebe. Bsirske ist
Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bank. Ob er für den Stellenabbau
gestimmt hat, konnte ein Verdi-Sprecher nicht sagen.
Der Analyst Dieter Hein vom Institut Fairesearch dagegen hält Cryans
Strategie für falsch. „Sie verschärft die Krise“, sagte er der taz. Alle
anderen europäischen Banken hätten ihren Investmentbereich stark abgebaut.
Doch bei der Deutschen Bank bekomme das Investmentbanking durch den Abbau
des Privatkundengeschäfts künftig noch mehr Gewicht – obwohl es nicht
profitabel ist und hohe Risiken enthält. „Das macht betriebswirtschaftlich
keinen Sinn“, sagte er.
Eine kluge Strategie sei dagegen, das profitable Deutschlandgeschäft
auszubauen. Doch gerade das geschehe nicht. Der Grund: „Die
Investmentbanker haben schon vor Jahren die Schlüsselpositionen bei der
Deutschen Bank übernommen“, sagte er. Das werde sich erst ändern, wenn der
Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner, ebenfalls Investmentbanker,
seinen Posten räume. Dann könne „ein unbelastetes Management neu beginnen�…
sagte er.
29 Oct 2015
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Deutsche Bank
Stellenabbau
Kürzungen
John Cryan
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