| # taz.de -- Aktionäre der Deutschen Bank: Keine Mega-Boni für Bankchefs | |
| > Die Anteilseigner der Deutschen Bank verweigern dem Aufsichtsrat die | |
| > Gefolgschaft. Sie sorgen sich um die Zukunft des Geldhauses. | |
| Bild: Renitente Aktionäre: Hauptversammlung der Deutschen Bank | |
| Berlin taz | Die Aktionäre der Deutschen Bank sind auch bei der | |
| diesjährigen Hauptversammlung des Geldhauses renitent: Die Anteilseigner | |
| lehnten das vom Aufsichtsrat vorgeschlagene neue Gehaltssystem ab. Auch das | |
| Kontrollgremium selbst erhielt einen Denkzettel: Der Aufsichtsrat wurde nur | |
| mit 87 Prozent entlastet. Üblich sind deutlich über 90 Prozent. | |
| Im vergangenen Jahr waren die Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fitschen und | |
| Anshu Jain auf der Hauptversammlung mit nur 61 Prozent entlastet worden. | |
| Wenig später musste Jain, der aus dem umstrittenen Investmentbanking | |
| stammt, gehen. Er wurde durch den Briten Cryan ersetzt. | |
| Jetzt stimmten 52 Prozent der Anteileigner gegen den Vorschlag des | |
| Aufsichtsrats, dass die Manager künftig Extraprämien bekommen, wenn ihr | |
| Geschäftsbereich gut läuft. Nach dem Modell könnte etwa der für das | |
| Investmentbanking zuständige Vorstand Jeff Urwin bis zu 13,2 Millionen Euro | |
| im Jahr erhalten, Cryan 12,5 Millionen Euro. Das Grundgehalt für Cryan | |
| beträgt 3,8 Millionen, für die übrigen Vorstände 2,4 Millionen Euro. | |
| Das Votum der Aktionäre ist allerdings nicht bindend. Aufsichtsratschef | |
| Paul Achleitner hat aber angedeutet, dass er sich dem Meinungsbild beugen | |
| will. Im Vorfeld der Hauptversammlung hatte es einen Machtkampf zwischen | |
| Achleitner und dem mittlerweile geschassten Aufsichtsrat Georg Thoma | |
| gegeben. Achleitner hatte Thoma vorgeworfen, die Skandale der Bank | |
| übereifrig aufzuklären. | |
| Dass Aktionäre auf Hauptversammlungen mehrheitlich gegen Vorschläge des | |
| Managements stimmen, ist selten. Meistens stimmen Manager und Großaktionäre | |
| im Vorfeld die Marschroute ab. Das Verhältnis zwischen dem Management der | |
| Deutschen Bank und ihren Aktionären ist aber sehr angespannt. Im | |
| vergangenen Jahr hat das Haus einen Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro | |
| verbucht und die Dividendenausschüttung für die Anteilseigner gestrichen. | |
| Der Grund dafür sind Tausende von Rechtsstreitigkeiten, in die das Haus | |
| unter anderem wegen Marktmanipulationen oder Geldwäsche-Vorwürfen | |
| verwickelt ist und die hohe Strafzahlungen zur Folgen hatten. Sie sind vor | |
| allem in der Sparte Investmentbanking entstanden. Mit der Aussicht auf hohe | |
| Bonuszahlungen haben Investmentbanker im großen Stil gegen Gesetze | |
| verstoßen, um schnelle Gewinne zu machen. | |
| ## 7.800 Rechtsstreitigkeiten | |
| „Als langjähriger Aktionär sehen wir die Entwicklung der Deutschen Bank mit | |
| Sorge“, sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment, einem | |
| der größten Aktionäre der Deutschen Bank, auf der Hauptversammlung. „Die | |
| Reputation hat gelitten, das Vertrauen am Kapitalmarkt ist erschüttert, der | |
| Aktienkurs ist ein Desaster.“ | |
| Mit der Hauptversammlung verlässt der bisherige Co-Vorstandsvorsitzende | |
| Jürgen Fitschen den Führungskreis der Bank. Der Brite Cryan ist jetzt | |
| alleiniger Vorstandschef. Er gilt als harter Sanierer. Aber auch er stammt | |
| aus dem umstrittenen Investmentbanking. Ende März 2016 sei die Deutsche | |
| Bank in 7800 Rechtsstreitigkeiten verwickelt gewesen, sagt Cryan. | |
| Auch in diesem Jahr sei mit weiteren Belastungen zu rechnen. „Bei aller | |
| Vorsicht sehe ich uns – was unsere Rechtsstreitigkeiten angeht – allmählich | |
| auf der Zielgeraden“, sagte Cryan, der im Gegensatz zu Vorgänger Jain bei | |
| der Hauptversammlung nicht englisch, sondern deutsch sprach. Anders als dem | |
| Aufsichtsrat sprachen die Aktionäre Cryan deutlich ihr Vertrauen aus. Er | |
| wurde mit fast 99 Prozent entlastet. | |
| 20 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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