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# taz.de -- Urteil gegen Deutsch-Bank-Chefs: Ein letzter Erfolg für Fitschen
> Kurz vor seinem Abschied von der Führung des Bankhauses spricht das
> Gericht den Co-Chef frei. Die Entscheidung hatte sich angedeutet.
Bild: Freispruch für Jürgen Fitschen
Hamburg taz | Am Ende ging es flott. Auf lange „letzte Worte“ verzichteten
die fünf Angeklagten am Montag im Strafprozess vor dem Münchner
Landgericht. Zu sicher konnten sich der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen
Fitschen, und die vier ehemaligen Manager des Frankfurter Instituts ihrer
Sache sein.
Wenige Minuten nach Beginn im Sitzungssaal B 273 im Strafjustizzentrum
unterbrach Richter Peter Noll den Prozess „zur Urteilsfindung“. Schon kurz
nach halb elf sprach der Vorsitzende Richter die fünf Banker frei, darunter
Fitschens Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer. „Die Tatvorwürfe haben
sich nicht bestätigt“, sagte Noll in seiner Urteilsbegründung.
Für Fitschen ist der Freispruch wenige Wochen vor seinem Abschied von der
Spitze der Deutschen Bank ein letzter Erfolg. Für den Hamburger hatte die
Staatsanwaltschaft eine Bewährungsstrafe und eine Geldbuße gefordert, für
Ackermann und Breuer mehrjährige Haftstrafen. Noll hatte aber bereits
durchblicken lassen, dass ihn die Anklage nicht überzeugt. Die Deutsche
Bank „freut“ sich, dass „der Verlauf der Hauptverhandlung unsere
Rechtsauffassung bestätigt hat“, sagte ein Sprecher der taz.
Bankboss Breuer hatte sich Anfang 2002 in einem Fernsehinterview mit TV
Bloomberg in New York kritisch über die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe
geäußert. Breuers Worte wurde auf den Finanzmärkten so interpretiert, dass
die Deutsche Bank Leo Kirch fallen lasse. Der Medienmogul war unter anderem
am Springer-Verlag beteiligt und an Fernsehsendern wie SAT1 und dem
heutigen Sky. Wenige Wochen nach dem Interview meldete Kirch Insolvenz an.
Der inzwischen verstorbene Medienunternehmer hatte die Bank zeitlebens für
den Zusammenbruch seines Konzerns verantwortlich gemacht. Es folgte eine
Welle von Prozessen.
## Vergleich mit den Kirch-Erben
Anfang 2014 einigte sich die Bank mit den Kirch-Erben auf einen Vergleich
und zahlte 925 Millionen Euro. Doch die Münchner Staatsanwaltschaft ging
davon aus, dass die fünf Banker in dem damaligen Verfahren nicht
wahrheitsgemäß vor Gericht ausgesagt hatten und klagte sie an.
Der Freispruch zeichnete sich jedoch in der vergangenen Woche bereits ab.
Die höhere Instanz, das Oberlandesgericht München, hatte am Donnerstag eine
Beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen einen Zwischenentscheid des
Landgerichts verworfen. Richter Noll hatte es abgelehnt, die Bank ein
drittes Mal durchsuchen zu lassen, und damit klar einen Freispruch
signalisiert.
Ursprünglich war der Abschluss des Verfahrens schon im vergangenen Jahr
geplant gewesen, hatte sich aber immer weiter verzögert. Mit einer wohl
beispiellosen strategischen Rechtskommunikation – im Juristenneudeutsch
„Litigation-PR“ – nutzten Anwälte die Zeit, um das öffentliche Meinungs…
zu wenden. Auch in einem anderen Marathonverfahren versucht die Deutsche
Bank den Imageschaden zu verringern. So wird mit der Quelle-Erbin Madeleine
Schickedanz (Karstadt) offensichtlich ein baldiger milliardenschwerer
Vergleich gesucht.
25 Apr 2016
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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