# taz.de -- Aufnahme von Geflüchteten: „Deutlich mehr Geld“ für Länder | |
> Die Länder sollen mehr Geld vom Bund für Geflüchtete bekommen. Die | |
> geplante Verschärfung des Asylrechts wurde wieder etwas entschärft. | |
Bild: Verschärfung entschärft: Thomas de Mazière am 14. September 2015. | |
Berlin dpa/rtr | Der Bund will den Ländern beim gemeinsamen | |
Flüchtlingsgipfel am kommenden Donnerstag weitere finanzielle Hilfen | |
zusichern. „Es wird deutlich mehr Geld geben“, kündigte Innenminister | |
Thomas de Maizière (CDU) am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ | |
an. Konkrete Summen nannte er allerdings nicht. | |
Zuletzt hatte die Bundesregierung den Ländern für das kommende Jahr | |
zusätzlich drei Milliarden Euro zugesagt. Aus den Ländern kam in den | |
vergangenen Tagen die Forderung nach einer Verdoppelung der Summe, da die | |
Flüchtlingszahlen immer weiter steigen. Die Grünen-Vorsitzende [1][Simone | |
Peter sagte der Saarbrücker Zeitung], die vom Bund zugesagten Mittel | |
reichten nicht aus. „Da muss die Bundesregierung noch ordentlich was | |
nachlegen.“ | |
Nach Informationen der Welt vom Montag wird in der Bundesregierung das | |
Modell einer Kopfpauschale pro Flüchtling favorisiert. Diese solle jeweils | |
zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert werden, heißt es dem Bericht | |
zufolge in Regierungskreisen. | |
SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte der Passauer Neuen Presse | |
(Montag), Länder und Kommunen müssten sich darauf verlassen können, dass | |
der Bund sie nicht im Regen stehen lasse. „Wir müssen zu einer Lösung | |
finden, die sich an den tatsächlichen Flüchtlingszahlen orientiert.“ | |
Offiziell geht die Bundesregierung für dieses Jahr noch von 800 000 | |
Asylbewerbern aus. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) spricht aber schon von | |
bis zu einer Million Flüchtlingen. | |
Vor dem Gipfel im Kanzleramt werden sich am Dienstag zunächst erneut die | |
Innenminister der Europäischen Union und am Mittwoch dann die Staats- und | |
Regierungschef mit dem Flüchtlingsproblem befassen. Kanzlerin Angela Merkel | |
(CDU) äußerte die Hoffnung, dass dabei Erfolge erzielt werden. „Das wird | |
viel aussagen über die Zukunftsfähigkeit dieses Europas“, sagte sie am | |
Sonntagabend beim Verdi-Bundeskongress in Leipzig. | |
## „Reifeprüfung für Europa“ | |
SPD-Generalsekretärin Fahimi zeigte sich zuversichtlich, dass sich die | |
momentan in der Flüchtlingsfrage zerstrittene EU noch einigen kann. „Es | |
könnte so etwas wie eine Reifeprüfung für Europa werden“, sagte sie der | |
Passauer Neuen Presse. | |
Der Chef der EU-Grenzschutzbehörde Frontex forderte mehr Unterstützung | |
durch die EU-Mitgliedsstaaten. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, | |
„dass wir dringend zu einem einheitlichen europäischen Grenzmanagement | |
finden müssen“, sagte Fabrice Leggeri im Interview der Zeitungen Die Welt | |
und El País. Frontex will vor allem die systematische Erfassung der nach | |
Europa kommenden Flüchtlinge verbessern. | |
Nach Einschätzung der Behörde ist ein Abflauen des Flüchtlingsstroms | |
Richtung Europa vorerst nicht zu erwarten. Allein an der türkischen | |
Westküste warteten derzeit bis zu 500 000 Flüchtlinge darauf, die Überfahrt | |
nach Griechenland anzugehen. | |
Innenminister de Maizière (CDU) steht weiter in der Kritik. „Administrativ | |
war das Innenministerium ein Totalausfall. Dafür trägt de Maizière die | |
Verantwortung“, sagte der Grünen-Innenpolitiker Volker Beck dem Kölner | |
Stadt-Anzeiger (Montag). Sein Kollege Konstantin von Notz sprach von | |
„essenziellen Problemen“. Wenn diese nicht gelöst werden, „muss der | |
Minister die Verantwortung übernehmen und gehen“. | |
## Maßnahmenpaket wieder entschärft | |
Die große Koalition hat sich nach den Worten von Innenminister Thomas de | |
Maiziere am Sonntag auf ein Maßnahmenpaket als Reaktion auf die | |
Flüchtlingskrise verständigt. Zum vorgelegten Gesetzentwurf sei „eine | |
Einigung in allen Punkten erzielt“ worden, sagte der CDU-Politiker am | |
Montag in Berlin. Der überarbeitete Entwurf sei nun an die Länder | |
verschickt worden. | |
Das Gesetzespaket wurde an einer entscheidenden Stelle entschärft. Bislang | |
war vorgesehen, dass über ein EU-Mitgliedsland eingereiste Flüchtlinge und | |
Asylbewerber weder Geld- noch Sachleistungen bekommen, sondern Proviant und | |
eine Fahrkarte zur Rückkehr in das EU-Land, über das sie erstmals in die | |
Europäische Union (EU) eingereist sind. Diese Regelung soll nach den Worten | |
de Maizieres nun nur für diejenigen gelten, die nach einem Asylverfahren | |
ausreisen oder sich über einen EU-Verteilmechanismus eigentlich in einem | |
anderen Land aufhalten müssten. Die Regelung gelte aber nicht für | |
sogenannte Dublin-Fälle. | |
Der Entwurf sieht unter anderem Lockerungen im Bauplanungsrecht vor, um die | |
Schaffung von Flüchtlingsunterkünften zu beschleunigen. Menschen, die | |
bleiben dürfen, sollen möglichst schnell in Gesellschaft und Arbeitswelt | |
integriert werden, andere schneller abgeschoben werden. Außerdem sollen in | |
Erstaufnahmeeinrichtungen künftig stärker Geld- durch Sachleistungen | |
ersetzt werden. | |
21 Sep 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.presseportal.de/pm/57706/3126832 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Flucht | |
Asylrecht | |
Thomas de Maizière | |
Schwerpunkt Flucht | |
Grüne | |
Verdi | |
Schwerpunkt Flucht | |
Thomas de Maizière | |
Schwerpunkt Syrien | |
Frauen | |
Schwerpunkt Flucht | |
Serbien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Vorschlag aus der Union: Asylanträge an der Grenze prüfen | |
Wer keine Bleibeperspektive hat, soll gleich an der Landesgrenze abgewiesen | |
werden. Diese Forderung unterstützt nun auch Innenminister de Maizière. | |
Grüne Migrationspolitikerin über Flüchtlingsgipfel: „Es ist sehr schwierig… | |
Die Grünen haben Finanzhilfe mit Verschärfungen erkauft. Filiz Polat, | |
migrationspolitische Sprecherin in Niedersachsen, hält die Beschlüsse für | |
falsch. | |
Bundeskongress von Verdi: Happy Gewerkschafter | |
Verdi-Chef Bsirske stand mehrfach in der Kritik. Dennoch wird er | |
wiedergewählt. Bei der Gewerkschaft ist man zufrieden mit sich. | |
Fluchterlebnisse eines Jugendlichen: Was habe ich falsch gemacht? | |
Jawad war vier Jahre alt, als er mit seinen Eltern aus Afghanistan | |
flüchtete. Nun ist er in Hamburg und hat seine Geschichte aufgeschrieben. | |
Verschärfung des Asylrechts: Innenminister in Eile | |
Die SPD legt vor dem Flüchtlingsgipfel einen Forderungskatalog vor. De | |
Maizière fährt seine Pläne zur Verschärfung des Asylrechts etwas zurück. | |
Gründe für die Flucht aus Syrien: „Ich nähme das nächste Flugzeug“ | |
Klar, im Land herrscht Krieg. Aber wovor fliehen die Syrer gerade jetzt zu | |
uns? Was muss geschehen, damit sie zu Hause bleiben können? | |
Gewalt gegen weibliche Geflüchtete: Flucht im Schatten | |
Wenn Frauen ohne männliche Begleitung fliehen, sind sie oft Übergriffen | |
ausgesetzt – unterwegs und in den deutschen Unterkünften. | |
Debatte Flüchtlinge als Wirtschaftsfaktor: Sie steigern das Bruttosozialproduk… | |
Deutsche Firmenchefs freuen sich über eine neue Humanressource: | |
Flüchtlinge. Doch der Ökonomisierung von Menschen sind Grenzen gesetzt. | |
Flüchtlinge in Serbien und Ungarn: Verzweifelt im „Dschungel“ | |
Im serbischen Subotica sind Flüchtlinge in einer Fabrik untergebracht. Sie | |
sind auf dem Sprung nach Ungarn. Einige wurden ausgeraubt. |