| # taz.de -- An den Grenzen der EU-Staaten: Österreich setzt 2.200 Soldaten ein | |
| > Österreich, Tschechien und die Slowakei verstärken die Kontrolle an ihren | |
| > Grenzen. Der Papst ruft währenddessen zu Solidarität mit den Flüchtlingen | |
| > auf. | |
| Bild: Grenzen zu überqueren wird nun noch schwieriger für die Flüchtlinge. | |
| Wien/Prag/Lissabon dpa/afp | Österreich will zur Bewältigung des | |
| Flüchtlingsandrangs aus Ungarn das Militär einsetzen. 2.200 Mann sollten | |
| vor allem humanitäre Hilfe im Inneren leisten, sagte Bundeskanzler Werner | |
| Faymann (SPÖ) am Montag in Wien. Die Soldaten sollten jedoch auch an der | |
| Grenze eingesetzt werden und die Polizei bei Kontrollen unterstützen. | |
| Das Asylrecht müsse jedoch weiter gewährleistet sein, sagte Faymann. | |
| Deutschland lasse weiterhin Flüchtlinge ins Land, Österreich werde seine | |
| Grenzen auch nicht schließen. Berlin hatte am Sonntag bekanntgegeben, die | |
| Grenze zu Österreich vorübergehend zu kontrollieren. „Uns ist kein einziger | |
| Fall bekannt, wo Deutschland bislang jemanden zurückgeschickt hat“, sagte | |
| Faymann. | |
| Die Polizei in Österreich hatte bereits vor gut zwei Wochen nach dem Fund | |
| von 71 toten Flüchtlingen in einem Lastwagen im österreichisch-ungarischen | |
| Grenzgebiet verstärkte Kontrollen vor allem gegen mutmaßliche Schlepper | |
| eingeführt. | |
| Auch Tschechien und die Slowakei haben verstärkte Kontrollen an ihren | |
| Grenzen zu Österreich und Ungarn in Kraft gesetzt. Die slowakische | |
| Regierung habe vorerst Kontrollen an den Grenzen zu Österreich und Ungarn | |
| beschlossen, sagte die Sprecherin des Innenministeriums in Bratislava, | |
| Michaela Paulenova, am Montag. Die Polizeikräfte seien dafür verstärkt | |
| worden. | |
| Die tschechischen Behörden haben 200 zusätzliche Polizisten an die Grenze | |
| zu Österreich geschickt. Das teilte eine Polizeisprecherin am Montag mit. | |
| An drei Eisenbahn- und elf Straßenübergängen würden zunächst | |
| stichprobenartig die Personalien kontrolliert. Die neuen Kräfte könnten | |
| flexibel eingesetzt werden. | |
| Das Inkrafttreten neuer Kontrollen an der tschechisch-österreichischen | |
| Grenze wurde bereits am Vortag in Prag angekündigt. Der tschechische | |
| Innenminister Milan Chovanec und sein slowakischer Kollege Robert Kalinak | |
| stimmten die Maßnahmen am Montag bei einem Treffen in Prag ab. Sie | |
| bekräftigten dabei die gemeinsame Ablehnung des Konzepts fester Quoten zur | |
| Aufnahme von Flüchtlingen durch die EU-Staaten. | |
| Die Bundesregierung hatte am Sonntag die Wiedereinführung von | |
| Grenzkontrollen bekanntgegeben. Dies betrifft insbesondere die Grenze zu | |
| Österreich und die vom Balkan über Ungarn und Österreich nach Deutschland | |
| kommenden Flüchtlinge. Sie könnten versuchen, den Kontrollen durch einen | |
| Umweg über Tschechien und die Slowakei zu entgehen. | |
| ## „Ein schlechtes, ungerechtes sozioökonomisches System“ | |
| Im Gegensatz dazu ruft Papst Franziskus Europa zur Aufnahme von | |
| Flüchtlingen auf. „Wenn ein Flüchtling eintrifft, und alle | |
| Sicherheitsmaßnahmen sind gegeben, dann ist es klar, dass man ihm Zuflucht | |
| gewähren muss, weil das ein Gebot der Bibel ist“, sagte das Oberhaupt der | |
| Katholischen Kirche dem portugiesischen Radiosender Renascença, der das | |
| ganze Gespräch am Sonntagabend auf seiner Webseite veröffentlichte. | |
| Die aktuelle Flüchtlingskrise sei „nur die Spitze des Eisbergs“, meinte der | |
| Papst. Ursache des Problems sei „ein schlechtes und ungerechtes | |
| sozioökonomisches System.“ Das herrschende System stelle den „Gott des | |
| Geldes, und nicht mehr den Menschen, in den Mittelpunkt.“ Daher müsse man | |
| die Ursachen des Problems bekämpfen. „Wo die Ursachen im Hunger liegen, | |
| muss man Arbeit schaffen und Investitionen tätigen. Dort, wo die Ursache | |
| der Krieg ist, muss man Frieden schaffen, für ihn arbeiten.“ | |
| Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio (78) sagte, er habe Vertrauen in die | |
| junge Politiker-Generation. Er hob unter anderem das „weltweite Problem der | |
| Korruption“ hervor, das die Menschen enttäusche, und meinte, Europa müsse | |
| aufgrund seiner Kultur im „Konzert der Nationen wieder eine Führungsrolle | |
| einnehmen“. | |
| Im einstündigen Gespräch, das am vergangenen Dienstag im Vatikan geführt | |
| wurde, erneuerte der Papst seine Forderung, die Katechese dürfe nicht nur | |
| theoretisch sein. Die Kirche müsse auf die Menschen zugehen und auf keinen | |
| Fall „Jesus eingesperrt halten“. Die Zeit auf dem Stuhl Petri habe ihm bei | |
| allen Herausforderungen und Problemen aber nicht den Frieden genommen. „Ich | |
| schlafe wie ein Stein“, versicherte Franziskus lachend. | |
| 14 Sep 2015 | |
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