# taz.de -- Kommentar Webmaildienste verschlüsselt: Bequem die NSA besiegen | |
> Zwei Maildienste mit Millionen Nutzerinnen führen bequeme Verschlüsselung | |
> ein. Nun gibt es keine Ausrede mehr, Postkarten durchs Netz zu schicken. | |
Bild: Ein bisschen wie PGP-Verschlüsselung: Vorhängeschlösser | |
Jetzt kann alles anders werden. Die wichtigsten deutschen Webmaildienste, | |
[1][Web.de und GMX, führen bequeme, aber starke Verschlüsselung ein]. | |
Endlich gibt es eine massenkompatible Lösung, um die extreme Datensammelei | |
von Unbescholtenen durch Geheimdienste wie die NSA oder den deutschen | |
Verfassungsschutz zu vereiteln. Es ist nicht zwingend, dass das passiert, | |
aber endlich möglich – und das macht den Unterschied. | |
PGP, kurz für Pretty Good Privacy (“Ziemlich Gute Privatsphäre“), wurde | |
1991 entwickelt und weil die Entschlüsselung von PGP-Nachrichten zwar | |
möglich ist, aber so furchtbar lange dauert, gilt die Technologie als | |
unknackbar. Durchgesetzt hat sie sich aber nicht, weil sie unbequem ist. Um | |
sie zu verwenden muss man einen „privaten Schlüssel“ nutzen, den niemand | |
anderes kennen darf – deshalb dürfen diese Schlüssel nicht auf fremde | |
Rechner geladen werden. Wenn aber nur der eigene Rechner verwendet werden | |
darf, kann man Mails auch nicht mehr von beliebigen Standorten abrufen – | |
einer der wesentlichen Vorteile von Webmail. | |
Und, um überhaupt nutzbar zu sein, müssen Absenderin und Empfängerin die | |
Technologie verwenden – bisher waren es nur wenige Technikaffine. Für die | |
meisten Menschen hieß es deshalb bislang: Man verschlüsselt gar nicht oder | |
nur manche Nachrichten von manchen Leuten, die nur an bestimmten Rechnern | |
gelesen werden können. | |
Web.de und GMX haben nun – das legt [2][die Analyse des Fachmagazins] c‘t | |
nahe – eine praktikable Lösung gefunden, um Schutz und Bequemlichkeit in | |
Einklang zu bringen. Bisher gab es das nur bei kleineren Maildiensten. Auch | |
Gmail und Yahoo arbeiten an einem ähnlichen Projekt. Spätestens dann dürfte | |
Verschlüsselung so vielen Menschen zur Verfügung stehen und so einfach | |
sein, dass es keine Ausrede mehr gibt, nur Klartext zu verschicken. | |
## Das Ende der Datensammelei | |
Damit beginnt ein Paradigmenwechsel bei der Mailnutzung. Bislang galten | |
E-Mails als so sicher wie Postkarten in der Post: Wer die Daten abgreifen | |
kann, kann die Nachricht im Klartext lesen. Das gilt für Geheimdienste, | |
Behörden und die Mailanbieter, aber auch für Betreiber, über deren Server | |
Mails weitergeleitet werden. Die Technik, die jetzt GMX und Web.de | |
einsetzen, macht E-Mails für alle unlesbar – außer Absenderin und | |
Empfängerin. Wie ein Brief im Umschlag – oder besser: ein Brief in einer | |
unzerstörbaren Kiste, deren Schlüssel nur die Empfängerin besitzt. | |
Für die Geheimdienste bedeutet das: Einfach Daten sammeln und dann bei | |
Bedarf durchsuchen geht nicht mehr. Für die Nutzerinnen heißt es: Selbst | |
wenn ihre Mailanbieter mit Behörden oder Geheimdiensten kooperieren, können | |
sie die Mails nicht im Klartext herausgeben, weil sie nur verschlüsselt | |
vorliegen. | |
Freilich wäre selbst bei massenhafter Nutzung von PGP nicht alles gelöst. | |
Die Metadaten von Mails verraten noch einiges – Absenderin, Empfängerin und | |
Versandzeiten –, das für Spione und Überwacherinnen interessant ist. Und | |
besonders engagierte Angreiferinnen werden auch andere Möglichkeiten | |
finden, ihre Opfer auszuspionieren. | |
Türen abschließen verhindert nicht jeden Diebstahl, macht ihn aber schon | |
mal viel schwieriger. Das gilt jetzt auch für E-Mails. | |
Und, sollte es jemand vergessen haben: Dass es endlich soweit ist, | |
verdanken wir vor allem Edward Snowden. | |
20 Aug 2015 | |
## LINKS | |
[1] /Webde-und-GMX-jetzt-verschluesselt/!5225192 | |
[2] http://www.heise.de/ct/ausgabe/2015-19-GMX-und-Web-de-integrieren-PGP-in-ih… | |
## AUTOREN | |
Lalon Sander | |
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