# taz.de -- Erfolg für Mieteninitiative in Berlin: Kompromiss mit dem Senat | |
> Berlins Landesregierung kündigt einen Gesetzentwurf an. Damit würde ein | |
> drohender Volksentscheid parallel zur Wahl im Herbst 2016 entfallen. | |
Bild: In Berlin soll in Sachen Mieten nun einiges anders werden. | |
Berlin taz | Die rot-schwarze Landesregierung in Berlin kommt | |
voraussichtlich um einen Volksentscheid zu günstigeren Mieten parallel zur | |
Abgeordnetenhauswahl 2016 herum. Gestern stellten Vertreter der SPD und der | |
Mieterinitiative einen Kompromiss vor. Wenn das Landesparlament diesen im | |
Herbst beschließt, will die Initiative bei Zustimmung ihrer Basis das | |
bislang erfolgreiche Volksbegehren abbrechen. | |
Der Kompromiss sichert vom nächsten Januar an rund 20.000 Sozialmietern zu, | |
maximal ein Drittel ihres Einkommens für die Miete aufwenden zu müssen. Vor | |
allem die SPD, in der Landesregierung für das Thema zuständig, hatte | |
Stimmverluste bei einem Volksentscheid am Wahltag befürchtet. | |
Das Volksbegehren hatte binnen eineinhalb Monaten rund 40.000 gültige | |
Unterstützerunterschriften gesammelt und damit eine zweite Stufe Richtung | |
Volksentscheid erreicht. Notwendig waren nur noch 20.000 weitere | |
Unterschriften, für die die Initiative sechs Monate Zeit gehabt hätte. Nur | |
ein einziges von über 20 Volksbegehren in Berlin war zu diesem | |
Verfahrenszeitpunkt erfolgreicher. | |
Die rot-schwarze Koalition hatte das im April gestartete Begehren zwar im | |
Kern begrüßt, es jedoch vor allem aus Kostengründen abgelehnt. Nach ihren | |
Berechnungen wären binnen fünf Jahren über drei Milliarden Euro dafür | |
fällig gewesen. Die Initiative ging von weniger als der Hälfte aus. Zudem | |
lehnte es der Senat ab, den landeseigenen Wohnungsgesellschaften eine | |
andere Rechtsform zu geben, die sie aus Sicht der Initiative enger ans Land | |
ketten sollte. | |
Der Kompromiss sieht nun vor, eine Gesellschaft zu gründen, die ein | |
Vetorecht zu Wohnungsverkäufen haben und die Leitlinien der Berliner | |
Wohnungspolitik bestimmen soll. | |
Das beabsichtigte Gesetz soll auch beinhalten, dass die Gewinne der | |
staatlichen Wohnungsunternehmen in den Unternehmen bleiben und nicht ans | |
Land fließen. Für 300 Millionen Euro sollen sie weitere Wohnungen aufkaufen | |
können. 900 Millionen Euro sind für Neubauförderung vorgesehen. | |
Insgesamt soll das Paket 1,4 Milliarden Euro schwer sein. | |
SPD-Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel stellte die Maßnahmen | |
mehrheitlich als Teil ohnehin geplanter Wohnungspolitik dar, die sich auch | |
im Entwurf des künftigen Haushalts wiederfindet. Die CDU-Fraktion, die an | |
den Verhandlungen mit der Mieten-Initiative nicht direkt beteiligt war, | |
sprach von einem guten Ergebnis, das die Koalition geschlossen tragen | |
werde. | |
19 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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