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# taz.de -- Dachbepflanzung in Hamburg: Grüner soll`s bald werden
> Rot-Grün verbessert ab August die Förderung für Dachbegrünungen. Pflanzen
> sollen Starkregen trinken und Photovoltaikanlagen effizienter machen.
Bild: Macht Hamburg grüner: Jens Kerstan.
Hamburg taz | Mannshohe Stauden, Hummeln, die sich an Lavendel laben und
Sandwege zum Flanieren: Was eine Dachbegrünung bewirken kann, zeigt
exemplarisch der Anbau des Congress Centrums Hamburg (CCH). Dessen
Erweiterung zu Lasten von Planten und Blomen stieß 2004 auf massive Kritik.
Als Kompromiss wurde die neue Halle 35 Zentimeter hoch mit Erde bedeckt und
bepflanzt. Eine Rasenböschung, in der inzwischen Kaninchen hausen, führt
hinab zum Park.
Auf dem Hallendach stellte der grüne Umweltsenator Jens Kerstan am
Donnerstag das erweiterte Förderprogramm des rot-grünen Senats für die
Dachbegrünung vor. Ziel ist es, bis 2020 damit 100 Hektar Dachfläche zu
begrünen. Das entspricht dem Fünffachen der Binnenalster. Der Senat will
dafür drei Millionen Euro ausgeben.
Mit dem Förderprogramm können sich Privatleute zum Beispiel 40 Prozent der
Kosten einer Dachbepflanzung von der Investitions- und Förderbank ersetzen
lassen. Es gilt nur für Gebäude, deren Begrünung nicht ohnehin schon durch
den Bebauungsplan vorgeschrieben ist. Für ihre eigenen Gebäude hat sich die
Stadt eine Selbstverpflichtung auferlegt. „Das hier ist ein ergänzendes
Programm“, sagte Kerstan.
Der Senat hofft, mit der Begrünung dem Klimawandel begegnen zu können.
„Gründächer sind ein wichtiger Faktor, um die Stadt vor Hitzeereignissen zu
schützen“, argumentierte Kerstan. Unter den Dächern bleibt es im Sommer
kühl, im Winter warm. Der Kühlungseffekt erhöht die Effizienz von
Photovoltaikanlagen auf dem Dach, weshalb es dafür einen Förderzuschlag
gibt.
Grüne Dächer binden das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2), sie filtern den
gesundheitsschädlichen Feinstaub aus der Luft und sie wirken als Puffer bei
starken Regenfällen. Ein grünes Dach könne 40 bis 90 Prozent des
Niederschlags zurückhalten, indem es das Wasser verzögert ableite oder
verdunsten lasse, sagte Hanna Bornholdt, die die Gründach-Strategie der
Behörde verantwortet.
Weder die Siele sind auf die in jüngerer Zeit verstärkt vorkommenden
Sturzregen vorbereitet noch die Abwassersysteme der Häuser. „Flachdächer
müssen eine große Masse an Wasser aufnehmen“, bestätigte Heinrich Stüven
vom Grundeigentümerverband der taz. Bewachsene Dächer seien ein Garant
dafür, dass die Gebäudedrainage nicht überfordert werde.
„Vom Ansatz her finde ich das ausgesprochen gut“, lobte Stüven die
Gründachförderung. Viele Probleme, über die früher im Zusammenhang mit der
Dachbegrünung gesprochen worden seien, hätten sich erledigt, etwa die
Angst, dass die Wurzeln sich durch die Decke drücken könnten. Das größte
Problem aus seiner Sicht ist die Statik, gerade bei Gebäuden, deren Dächer
im Nachhinein begrünt werden sollen.
Bei Bestandsbauten müsse auf jeden Fall ein Statiker hinzugezogen werden,
räumte auch Bornholdt ein. Oft sei die Sache aber unproblematisch. „Wenn da
Kies drauf ist, hält es auch ein Gründach“, versicherte die Architektin.
Deutschland sei führend beim Bau von Gründächern. In Ohlstedt gebe es eine
Einfamilienhaussiedlung, deren Dächer seit den 30er-Jahren begrünt und die
nur einmal saniert worden seien.
„Ein Gründach ist zwar in der Herstellung teurer, hält aber länger“, sag…
Umweltsenator Kerstan. Es rechne sich langfristige auch ohne Zuschüsse für
Investoren.
Die bewachsenen Dächer gibt es in ganz unterschiedlichen Ausführungen, die
umso dickere Bodenschichten nötig machen: Eine extensive Begrünung mit
Kräutern, Gräsern, Moosen und Fetthennen erhält sich weitgehend selbst. Sie
findet sich oft auf Garagen oder Einfamilienhäusern und eignet sich auch
für geneigte Dächer.
Eine intensive Begrünung mit Stauden und Sträuchern muss bei großer
Trockenheit bewässert werden. Sie kann bis zu einem Dachgarten mit Rasen
und sogar Bäumen ausgebaut werden. Kritiker der CCH-Erweiterung hatten
bemängelt, dass nicht genug Erde aufs Dach geschüttet worden sei, um dort
Bäume wachsen zu lassen.
In Hamburg gibt es jedenfalls noch reichlich zu tun: Nur ein Prozent von 85
Quadratkilometern Dachfläche seien bewachsen, sagte Bornholdt.
30 Jul 2015
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Dachbegrünung
Grüne Hamburg
Stadtentwicklung
Photovoltaik
Bremen
Hamburg
Stadtökologie
Neues Bauen
Hamburg
Biodiversität
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