| # taz.de -- Abstimmung im Bundestag: Mehrheit für Griechenland-Hilfe steht | |
| > Der überwiegende Teil der Abgeordneten will für ein neues Hilfspaket für | |
| > Griechenland stimmen. Die Kritik an Finanzminister Schäuble reißt aber | |
| > nicht ab. | |
| Bild: Sieht so aus, als ob es klappt. Die Bundesregierung braucht ein Mandat vo… | |
| Berlin rtr/ap | Bei der Sondersitzung des Bundestages wird am Freitag eine | |
| große Mehrheit für die Aufnahme von Verhandlungen über ein drittes | |
| Hilfspaket für Griechenland erwartet. Bei einer Vor-Abstimmung in der | |
| Unions-Bundestagsfraktion stimmten am Donnerstagabend 48 Abgeordnete mit | |
| Nein, in der SPD-Fraktion waren es nur zwei. Damit ist eine Mehrheit für | |
| das Mandat gesichert, das die Bundesregierung vom Bundestag braucht, um der | |
| Aufnahme von Verhandlungen mit Griechenland über ein dreijähriges | |
| Hilfsprogramm unter dem Euro-Rettungsmechanismus ESM zuzustimmen. | |
| In einer mehr als fünfstündigen Debatte hatten viele der Kritiker Zweifel | |
| an dem Reformwillen der griechischen Regierung angemeldet. Der | |
| stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Friedrich hatte gesagt, er | |
| werde nur mit Ja stimmen, weil von Finanzminister Wolfgang Schäuble auch | |
| eine Grexit-Variante, also notfalls ein Ausstieg Griechenlands aus dem | |
| Euro, ins Spiel gebracht worden sei. Vertreter des Wirtschaftsflügels wie | |
| Carsten Linnemann als Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung kündigten | |
| ein Nein an. In der Fraktionsführung wurde damit gerechnet, dass am Freitag | |
| eine ähnlich große Zahl der mehr als 300 Unions-Abgeordneten sich gegen | |
| Verhandlungen mit Griechenland aussprechen dürfte. Bei der Verlängerung des | |
| zweiten Griechenland-Hilfspakets im Februar hatten noch 29 | |
| Unions-Parlamentarier mit Nein gestimmt. | |
| Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Finanzminister Wolfgang | |
| Schäuble hatten die Politiker von CDU und CSU aufgefordert, das | |
| Verhandlungsergebnis von Brüssel zu unterstützen. Schäuble appellierte in | |
| einer Schlussrunde an die Geschlossenheit der Fraktion. Merkel betonte die | |
| deutsche Handschrift des am Montag zwischen den 19 Euro-Regierungen | |
| ausgehandelten Reformpakets. Man habe strenge Reformauflagen und Kontrollen | |
| für Griechenland durchsetzen können. | |
| Die Kanzlerin hatte zuvor betont, man müsse anerkennen, dass in den | |
| Verhandlungen auch Frankreich und Italien erhebliche Zugeständnisse hätten | |
| machen müssen, die für weniger harte Auflagen geworben hätten. Merkel hatte | |
| in der Debatte auch verteidigt, dass von Schäuble in der vergangenen Woche | |
| eine Grexit-Debatte angestoßen worden sei. Dies habe der griechischen | |
| Regierung die Optionen klar gemacht. | |
| ## SPD nahezu einstimmig dafür | |
| Die SPD-Bundestagsfraktion sprach sich nahezu einstimmig für die Aufnahme | |
| von Verhandlungen mit Griechenland über ein drittes Hilfspaket aus. In | |
| einer Abstimmung über den entsprechenden Antrag der Bundesregierung | |
| votierten am Donnerstagabend nach Angaben von Teilnehmern nur | |
| Ex-Finanzminister Peer Steinbrück und der Abgeordnete Thomas Jurck dagegen. | |
| Enthaltungen habe es nicht gegeben, hieß es. | |
| Nach dem Anlaufen der neuen Hilfen für Griechenland haben mehrere | |
| Topvertreter der internationalen Politik Einheit und Zusammenarbeit | |
| gefordert. Kritische Worte von Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem | |
| richteten sich in erster Linie an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. | |
| Die griechischen Banken können ab Montag wieder öffnen, nachdem die | |
| Europäische Zentralbank ihre Notfinanzierung wiederaufnahm. | |
| ## Banken öffnen wieder | |
| Dijsselbloem ermahnte alle Beteiligten, sich an einmal geschlossene | |
| Vereinbarungen zu halten. Nach einem Treffen mit Bundestagsabgeordneten in | |
| Berlin kritisierte er deshalb auch die von Schäuble vorgebrachte Variante | |
| eines „Grexits“, eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone. Wenn | |
| nach derart langen und harten Verhandlungen eine Einigung erzielt worden | |
| sei, müsse man auch dahinter stehen, sagte Dijsselbloem direkt an Schäuble | |
| gewandt. | |
| Die erste spürbare Folge für die griechischen Bürger zeigt sich am Montag: | |
| Nach drei Wochen werden dann die Banken wieder öffnen und die bestehenden | |
| Einschränkungen beim Abheben von Bargeld und dem Kapitalverkehr | |
| schrittweise gelockert. Das teilte der stellvertretende Finanzminister | |
| Dimitris Mardas am Donnerstagabend im staatlichen Fernsehsender ERT mit. | |
| Die griechischen Banken wurden am 29. Juni geschlossen, um Massenabhebungen | |
| zu stoppen und ihren Zusammenbruch zu verhindern. Damals hatte die | |
| Europäische Zentralbank ihre Notkredite eingestellt, mit denen die | |
| Liquidität der Banken aufrechterhalten wurden. Seitdem konnten Griechen an | |
| Geldautomaten nur noch 60 Euro pro Tag abheben. | |
| 17 Jul 2015 | |
| ## TAGS | |
| Griechenland | |
| Bundestag | |
| Eurokrise | |
| Schuldenkrise | |
| Abstimmung | |
| Griechenland | |
| Wolfgang Schäuble | |
| Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
| Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
| Griechenland | |
| Griechenland | |
| Griechenland | |
| Griechenland | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Regierungsfernsehen in Griechenland: Der rosarote Sender | |
| Die Quoten des wiedereröffneten griechischen Senders ERT sind im Keller. | |
| Viele sehen in dem Staatsfernsehen zuviel Syriza-Propaganda. | |
| Kommentar Schäubles Europapolitik: Alles nach seiner Fasson | |
| Demokratische Prozesse sind Schäuble ein Gräuel. Seine Vision: ein | |
| autoritäres Europa. Doch als technokratisches Gebilde hat es keine Zukunft. | |
| Abstimmung zu Griechenland: Bundestag gibt grünes Licht | |
| Die Abgeordeten haben mehrheitlich für Verhandlungen über ein drittes | |
| Hilfspaket votiert. Vor dem Start der Hilfen müssen sie jedoch erneut | |
| abstimmen. | |
| Abstimmung Griechenland-Hilfspaket: Die Vertrauenskrise der Parteien | |
| Vor der Parlamentsdebatte über ein drittes Griechenland-Hilfspaket streiten | |
| die Grünen um ihren Kurs. Einfach zustimmen geht nicht. | |
| Kommentar Schäuble und Griechenland: Die Grünen dürfen nicht zustimmen | |
| Der Tsipras-Regierung blieb nichts anderes übrig, als sich dem EU-Diktat zu | |
| beugen. Im Bundestag verbietet es sich, diese Politik zu unterstützen. | |
| Neues Hilfsprogramm für Griechenland: Die Finanzminister sind zufrieden | |
| Griechenland soll drei weitere Jahre unterstützt werden. Bis nächste Woche | |
| soll Athen weitere Reformen beschließen. Die EZB hebt derweil die | |
| Notkredite an. | |
| Kommentar Sparpaket in Griechenland: Der Oppositions-Premier | |
| Eine surreale Situation: Nur dank der Opposition werden in Griechenland die | |
| ersten Reformgesetze beschlossen. Regieren kann Tsipras so nicht. | |
| Kommentar Einigung Griechenland: Demokratie gibt es nur für Geld | |
| Die europäische Politik ist so dysfunktional wie eh und je. Das zeigt auch | |
| die Entmachtung Griechenlands: Das Europa, das wir nicht wollen. |