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# taz.de -- Hurrikan-Falschmeldungen via Twitter: Wirbel um Sandys Troll
> Wegen Falschmeldungen über die Schäden des Hurrikans hat ein Republikaner
> seinen Wahlkampfleiter gefeuert. Die Empörung in New York ist groß.
Bild: Drollig: Die New Yorker ließen sich von den via Twitter gestreuten Fehli…
Er nannte sich auf Twitter [1][ComfortablySmug] – zu deutsch: behaglich
arrogant. Doch mit der Behaglichkeit ist es für Shashank Tripathi vorbei.
„Ich möchte den Menschen von New York eine ehrliche und tief empfundene
Entschuldigung anbieten“, schreibt er in seiner vorerst letzten Nachricht
auf Twitter. Seinen Job ist er los und jetzt wird sogar eine Anklage gegen
ihn diskutiert.
Was ist geschehen? Während der Sturm Sandy auf die Stadt zusteuerte und
ganze Stadtviertel [2][evakuiert] wurden, hatte Tripathi unter dem
Deckmantel der Anonymität auf Twitter immer wieder Falschmeldungen
verbreitet, die die Situation immer noch etwas schlimmer schilderten, als
sie tatsächlich war.
So meldete er, dass der Handelssaal der New Yorker Börse überflutet sei
oder dass der Gouverneur von New York in Manhattan festsitze. Er verkündete
auch, dass die E-Werke vorsichtshaber den Strom abschalten würden. An sich
keine spektakulären Nachrichten, aber in der angespannten Erwartung der
Naturkatastophe traf Tripathi einen Nerv.
Hunderte von Nutzer glaubten die Meldungen und verbreiteten sie weiter. Die
Nachricht von der überfluteten Börse fand sogar ihren Weg in die
Berichterstattung von [3][Nachrichtensender CNN und dem Weather Channel].
## Vom Reporter enttarnt
Das Glück wendete sich jedoch für Tripathi, als Reporter Jack Stuef dem
Autoren der Falschmeldungen nachrecherchierte und ihn aufgrund der von ihm
geposteten Fotos [4][recht schnell] als ehemaligen Hedgefonds-Analysten und
obendrein als Leiter der Wahlkampagne eines Republikaners für das
US-Repräsentantenhaus identifizierte.
Zunächst dachte Tripathi, dass seine Twitter-Scherze unbeschadet überstehen
könne, verlangte sogar eine Entschuldigung für das Outing. Doch die mediale
Empörung kochte schnell hoch, so dass sich der Chef Tripathis schnell von
dem Kampagnenmanager distanzierte.
Ein New Yorker Stadtrat [5][forderte gar die Staatsanwaltschaft auf],
Ermittlungen gegen Twitter-Lügner einzuleiten. Doch dass Tripathi
tatsächlich gegen das Gesetz verstoßen hat, ist unwahrscheinlich: direkte
Folgen seiner Falschmeldungen sind nicht bekannt und Lügen an sich ist
keine Straftat – zumindest nicht in den USA. In Großbritannien hingegen
klagen Staatsanwälte derzeit [6][immer wieder] vermeintliche Trolle an,
weil sie geschmacklose Scherze machten.
## Mit Lügengeschichten profiliert
Tripathi war bei weitem nicht der einzige, der den Sturm nutzte, um sich
mit Lügengeschichten zu profilieren. In den sozialen Medien war geradezu
ein Wettbewerb ausgebrochen, wer die schlimmsten Katastrophen-Bilder posten
konnte. Reuters-Mitarbeiter Jack Shafer spricht von [7][Desaster-Pornos].
Dabei waren viele der am meisten verbreiteten Bilder falsch oder zeigten
Szenen, die nichts mit Sandy zu tun hatte.
Eine normale Gewitterwolke über New York sieht zuweilen imposanter aus als
ein ausgewachsener Sturm. Besonders lehrreich scheinen Tripathis 15 Minuten
Ruhm für die Medien nicht gewesen zu sein. So beschwert sich auf der
Plattform [8][LinkedIn] ein gleichnamiges Mitglied darüber, dass sein
Profil von Medien wie Yahoo News und Forbes als das des echten Übeltäters
verlinkt worden sei: „Ich danke für die ganze Google-Aufmerksamkeit, aber
ich bin erschüttert darüber, was heutzutage als Journalismus verkauft
wird.“
1 Nov 2012
## LINKS
[1] http://twitter.com/ComfortablySmug/
[2] /Wirbelsturm-Sandy-in-den-USA/!104517
[3] http://www.poynter.org/latest-news/mediawire/193564/cnn-weather-channel-ina…
[4] http://www.buzzfeed.com/jackstuef/the-man-behind-comfortablysmug-hurricane-…
[5] http://www.buzzfeed.com/andrewkaczynski/councilman-pushes-for-charges-again…
[6] http://blog.zdf.de/hyperland/2012/10/netiquette-trollen-verboten/
[7] http://blogs.reuters.com/jackshafer/2012/10/30/the-strange-allure-of-disast…
[8] http://www.linkedin.com/in/shashank
## AUTOREN
Torsten Kleinz
Torsten Kleinz
## TAGS
Trolle
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