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# taz.de -- Klimagipfel in Doha: Viel Kohle statt Zusagen
> Die ärmsten Länder wollen mehr Geld für den Klimaschutz. Nicht nur
> Deutschland verspricht Milliarden. Damit wird das Scheitern des
> Zwei-Grad-Ziels übertüncht.
Bild: Aktivistinnen verschiedener Frauenorganisationen demonstrieren in Doha ge…
DOHA taz | Erwartet worden war ein langweiliges Treffen, bei dem sich das
Energiewendeland Deutschland selber auf die Schulter klopft. Aber dann
macht Umweltstaatssekretärin Katherina Reiche (CDU) die Geldbörse auf: 1,8
Milliarden Euro will Deutschland 2013 und 2014 jeweils für den
internationalen Klimaschutz spendieren, etwa 400 Millionen mehr als noch
2012. Das hat der Bundestag zwar schon vor zwei Wochen beschlossen, aber
die Ankündigung sorgte für gute Stimmung auf der Klimakonferenz.
Bereits am Vortag hatte Großbritannien umgerechnet 2,2 Milliarden für die
nächsten zwei Jahre versprochen, Frankreich und Schweden wollten folgen.
Der Verhandlungsführer der ärmsten Länder (LDC), Pa Ousman Jarju aus
Gambia, hatte vorher noch erklärt: „Ohne Geld auf dem Tisch gibt es hier
kein Abkommen.“
Die Gelegenheit, bei der Reiche ihre großzügige Geste tat, konnte ein
bisschen gute Stimmung dringend gebrauchen. Der „Runde Tisch der Minister
für höhere Ambitionen 2020“ ist aus Verzweiflung entstanden, weil auch in
Doha nichts vorangeht.
Die Staaten sitzen zusammen, um sich gegenseitig zu informieren, auf
welchen Feldern sie Klimaschutz betreiben wollen, ohne sich förmlich zu
verpflichten. Auf Drängen der EU hatte der Konferenzpräsident Hamad
al-Attiyah dazu eingeladen. Und so priesen sich die Ländervertreter von
Gambia bis Russland für ihre Planungen zum Klimaschutz.
Die Idee ist simpel: Durch Steigerung der Energieeffizienz, durch Abbau von
fluorierten Gasen, den Aufbau von erneuerbaren Energien und eine Senkung
von Subventionen für Kohle, Öle und Gas kann das Klima entlastet werden.
Das wolle man nun koordinieren und sich gegenseitig informieren, sagt die
EU. Aber natürlich „machen wir das auch, weil wir sehen, dass die nötigen
Emissionsreduzierungen bis 2020 anders nicht zu machen sind“, sagt ein
Mitglied der Delegation. Denn um unter der magischen Grenze von zwei Grad
Celsius Globaltemperatur zu bleiben, müssten bereits ab 2015 die Emissionen
sinken.
## Keine konkreten Verpflichtungen
Aber selbst im günstigsten Fall wird erst 2015 ein internationales Abkommen
beschlossen. Derweil steigen die Emissionen, werden Kohlekraftwerke gebaut
und kletterten die dreckigen Subventionen allein im letzten Jahr weltweit
um 30 Prozent. Die Zeit drängt, und der runde Tisch ist nur die zweitbeste
Lösung. Denn hier verpflichtet sich niemand zu irgendetwas.
Doch die Tendenz zu kleineren Gruppen in der Klima-Community ist klar zu
erkennen. Das renommierte „World Ressources Institute“ (WRI) zählt
inzwischen weltweit 17 solcher Gruppen für Dialog oder Umsetzung von
Projekten zum Klimaschutz. Auf der Konferenz präsentierte Jennifer Morgan
vom WRI die Idee eines „Zwei-Grad-Clubs“. Hier sollen sich Staaten mit
einer starken Vision und nachprüfbaren Kriterien zusammenfinden, um sich
beim Klimaschutz zu unterstützen. Exklusive Vorteile bei
Technologietransfer und beim Handel sollten diese Koalition der Willigen
attraktiv machen.
Auch die Deutschen suchen sich ihre Partner. Im Januar wollen sie die
Initiative der „Freunde der Erneuerbaren“ offiziell aus der Taufe heben, um
bei der Energiewende global nicht mehr so allein zu stehen. Losgehen soll
es damit beim internationalen Erneuerbaren-Gipfel zusammen mit der
Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena). Die sitzt gleich
nebenan – in Abu Dhabi.
5 Dec 2012
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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